Mein Körper stand unter Strom als ich am Montagmorgen bei den Álvarez klingelte. Ich war wahnsinnig aufgeregt.
Dorothe öffnete mir und lächelte heute sogar. "Guten Morgen!", bergrüßte sie mich und hielt mir ihre Hand entgegen damit sie mir meine Jacke abnehmen konnte.
Ich begrüßte sie ebenfalls. "Mr Álvarez musste leider zu einem Notfalltermin in die Firma, weshalb er mich gebeten hat, Ihnen schonmal den Schlüssel zu geben!", sagte sie und drückte mir einen Schlüssel in die Hand.
"Was für ein Schlüssel denn? Für mein Büro?", fragte ich zögerlich, da der Schlüssel eher wie ein Haustürschlüssel aussah.
Sie lachte. "Nein, für das Haus!"
"Ich soll einen Schlüssel für das Haus bekommen?", fragte ich verdutzt und mir war, wenn ich ehrlich war, nicht ganz wohl bei dem Gedanken.
Was, wenn ich ihn verlor? Dann müsste die Familie ihr Haustürschloss komplett auswechseln lassen. Außerdem war das doch auch das Wohnhaus. Ich wollte keinen Schlüssel für ein fremdes Haus!
"Sie sollen nicht jeden Morgen klingeln müssen und ab und an müssen Sie auch außer Haus arbeiten. Gerade jetzt zu Beginn!", sagte sie.
Noch eine Neuigkeit, von der ich bis jetzt nichts wusste. "In etwa zwanzig Minuten kommt ein Mitarbeiter aus der Firma vorbei. Der wird Ihnen einmal genau zeigen, wo Sie anfangen können! Heute Nachmittag sollen Sie bei einem Immobilienverkauf dabei sein! Darüber wird Sie Mr Álvarez später, wenn er zurück ist, aber noch informieren", klärte sie mich auf.
"Oh, ok. Danke, dann weiß ich Bescheid", entgegnete ich ein bisschen überrumpelt. "Ich gehe dann erstmal in das Büro!", sagte ich.
Sie nickte und ich ging die Treppen hoch. Ich ging den Flur hinunter und kam wieder an den zahlreichen Bildern an den Wänden vorbei. Mr Álvarez konnte ich nun als die Person identifizieren, die auf einigen von ihnen abgebildet war. Es könnte aber auch ein naher Verwandter sein, der ihm ziemlich ähnlich sah.
Mein Blick schweifte über Enzos Tür. Schnell bog ich in Richtung Büro ab. Es sah noch genauso aus wie beim letzten Mal.
Jetzt am frühen Morgen durchflutete die Morgensonne das Zimmer. Ich ließ mich auf den Schreibtischstuhl sinken und schloss für einen Moment die Augen.
Ich zog mein Handy heraus und schickte Laurel ein Bild meines Büros. Sie war augenblicklich online. 'Hach, was für ein Träumchen!', schrieb sie.
Ich schickte nur einen Daumen hoch und packte das Handy wieder ein, denn in dem Moment hörte ich Schritte auf dem Flur. Es klopfte. "Herein!", sagte ich.
Die Tür öffnete sich und ein junger Mann trat ein. Er war, wenn ich schätzen müsste, mindestens 25.
"Hi, ich bin Valerio! Ich soll dir zeigen, was du heute tun kannst!", stellte er sich vor. "Hey, ich bin Jessica! Freut mich dich kennenzulernen!", entgegnete ich. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite!", sagte er und lächelte.
Das sollte wohl charmant wirken, doch mir lief ein Schauder über den Rücken. Valerio schloss die Tür hinter sich und wir waren allein in dem großen Raum.
"Also, du hast heute deinen ersten Tag oder?", fragte er und kam näher. Ich nickte und räusperte mich. "Ja genau!" "Na dann zeig ich dir erstmal was sich seit Malina alles angesammelt hat! Es ist, soweit ich weiß, eine Menge liegen geblieben!"
Ich nickte und er ging zu einem der Schränke und schloss ihn auf. Eine Reihe an Ordnern und Büchern kam zum Vorschein. Er zog ein Büchlein hervor und blätterte es durch.
"Das hier ist das Buch mit den Passwörtern! Das wirst du brauchen. Starte schonmal den Laptop!"
Ich tat wie mir geheißen.
"Wie lang ist Malina denn schon nicht mehr hier?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern."Drei Monate oder so", antwortete er. In den nächsten zwei Stunden erklärte er mir alles, was ich wissen musste und sah mir in der Stunde darauf über die Schulter.
Gegen elf sagte er dann schließlich: "Ach, tut mir leid, ich habe dich gar nicht gefragt, ob du eine Frühstückspause brauchst! Du kannst morgens und mittags jeweils eine halbe Stunde Pause machen oder mittags eine Stunde. Ganz wie du willst!", erklärte er.
"Alles gut, ich habe heute Morgen zu Hause gefrühstückt. Ich würde nachher eine Stunde Mittagspause machen." Er nickte. "Dann würde ich dir meine Nummer da lassen, falls du noch Fragen hast und zurück in die Firma fahren!", sagte er und sah mir in die Augen.
Ich hielt seinem Blick stand und nickte. Er gab mir seine Visitenkarte und verabschiedete sich dann. Ich war erleichtert als er weg war. Aus irgendeinem irrationalen Grund löste er ein mulmiges Gefühl bei mir aus.
Als er jedoch sagte, dass einiges liegen geblieben war, hatte er nicht untertrieben. Für alles zusammen und die Arbeit die tagtäglich dazukam, würde ich ein paar Wochen brauchen, um alles aufzuholen.
Bis um halb zwei versank ich in meiner Arbeit und ich genoss es, endlich wieder was zu tun zu haben.
Dann bekam ich jedoch Hunger. Leider hatte ich in aller Eile heute Morgen vergessen mir etwas mitzunehmen. Ich würde also in die Stadt fahren müssen. Seufzend versetzte ich den Laptop, nachdem ich alles gespeichert hatte, in den Ruhemodus und stand auf.
Im Flur stieß ich fast mit jemandem zusammen. "Oh, sorry! Ich hab nicht gewusst, dass jemand aus dem Zimmer kommen könnte!", sagte das Mädchen. "Alles gut! Ich hab dich auch nicht gesehen!", entgegnete ich und fragte mich gleichzeitig, wer sie überhaupt war.
"Arbeitest du auch hier?", fragte ich zögerlich. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, ich bin eine Freundin von Dash!", entgegnete sie. "Achso, cool!", meinte ich ein wenig enttäuscht. Sie sah nämlich echt nett aus und ich hätte mich über eine Kollegin gefreut.
"Du hast Malinas Job übernommen richtig?", fragte sie und sah mich neugierig an. Ich nickte: "Ja genau, ich hab heute meinen ersten Tag!"
"Achso! Dann sehen wir uns bestimmt noch das ein oder andere Mal hier!" Ich nickte erneut. "Das würde mich auf jeden Fall freuen!", sagte ich.
Sie lächelte und dann setzten wir uns beide wieder in Bewegung.
Unten in der Eingangshalle roch es wahnsinnig gut, nach Essen. Als ich an der Haustür ankam, fragte Dorothe: "Wo gehen Sie hin?" Ich drehte mich um.
"Ich wollte mir etwas zu essen holen", antwortete ich. "Ach was, Sie können doch hier essen. Wenn Sie schon nicht in der Firmenmensa essen können, ist das doch das Mindeste. Malina hat das auch immer gemacht!"
"Oh, ok! Na dann!" Als ich das Esszimmer betrat und sah, dass noch ein paar weitere Plätze gedeckt waren, schluckte ich.
Würde ich jetzt ständig mit den Álvarez essen?
Ich hatte gedacht, dass ich das Berufliche ganz einfach vom Privaten trennen würde, wenn ich den Job annahm. Ich hatte nicht erwartet, dass ich Teil der Familienessen sein würde.
"Setz dich schonmal hin! Die Jungs kommen auch gleich! Mr Álvarez ist leider immer noch nicht zurück und su esposa ist ebenfalls noch verhindert!"
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Lo Que Quieres - Was du wirklich willst
Romance"Ach, ich hatte vergessen, dass du schlechte Erfahrungen mit One Night Stands gemacht hast. Tut mir natürlich leid, dich jetzt in so eine Situation gebracht zu haben!" Enzo lehnte sich nun mit hinterm Kopf verschränkten Armen auf dem Sofa der Sitzec...