Seis

358 15 1
                                    

Ich streckte mich und zuckte zusammen als ich mit der Hand etwas warmes streifte. Ich riss die Augen auf und erst in dem Moment erinnerte ich mich daran, was gestern Nacht passiert war.

Ich sah an mir herab. Ich lag splitterfasernackt und nur bis zur Hüfte von der Decke bedeckt, in Enzos Bett.

Vorsichtig drehte ich meinen Kopf zur Seite. Enzo lag neben mir. Sein Arm war es, den ich gestreift hatte. Sein Atem ging gleichmäßig und seine Augen waren noch geschlossen.

Ich schluckte. Das könnte unangenehm werden, wenn er aufwachte.

Bisher war ich nach jedem One Night Stand abgehauen und war somit jedem peinlichen Gespräch aus dem Weg gegangen. Daran würde sich dieses Mal sicher nichts ändern.

Dennoch blieb ich noch einen Moment liegen und strich mit den Fingern über einen dunklen Fleck an meiner Hüfte. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wann der entstanden war.

Meine Haut fühlte sich immer noch ganz kribbelig und empfindlich an.
Vorsichtig und so leise, wie möglich stand ich schließlich auf.

Ich ging in die Mitte des Zimmers, wo meine Sachen lagen. Schnell schlüpfte ich in meinen Slip und zog meinen BH wieder an. Dann noch Hose, Top, Socken und Schuhe und fertig.

Leise schlich ich zur Tür und sah nochmal zum Bett.

Enzo schlief immer noch. Seine Haare lagen zerzaust auf seiner Stirn und sein trainierter Oberkörper hob und senkte sich gleichmäßig.

Ich bedauerte ein wenig, dass ich ihn vermutlich nie wieder sehen würde, doch Typen wie er waren nun mal gut zum Vögeln, aber sicher nicht gut, um sich in sie zu verlieben.

Leise drückte ich den Griff der Tür runter und sie ließ sich ohne ein Quietschen öffnen. Ich traute mich erst wieder zu atmen, als die Tür hinter mir geschlossen war.

Ich orientierte mich kurz und runzelte die Stirn. Gestern hatte ich nur den Flur bemerkt auf welchem wir zu seinem Zimmer gegangen sind, doch jetzt nahm ich wahr, dass der Flur bei seinem Zimmer nicht zuende war, sondern gegenüber seines Zimmers weiterging.

Ich ging in die Richtung los, aus welcher wir gestern Nacht gekommen sind und stieß vor der Treppe fast mit jemandem zusammen.

Eine Frau mit einer Schürze sah mich schockiert an und ich schaute eben so schockiert zurück.

"Ähm - Morgen!", sagte ich verlegen und ergriff ohne ein weiteres Wort abzuwarten, die Flucht. Ich rannte die Treppe herunter und steuerte schnellen Schrittest auf die Haustür zu.

Noch ehe ich sie erreicht hatte, öffnete sich diese jedoch und ein großer, breit gebauter Mann trat vor mir ein.

Vedutzt sah er mich an. Er trug einen schwarzen Anzug und sein dunkles Haar war stramm zurück gekemmt.

"Und wer sind Sie, junges Fräulein? Eine Bettgenossin einer meiner Söhne, nehme ich an?"

Ich errötete.

Verdammte scheiße, wo war ich hier hineingeraten. Wäre ich doch bloß noch fünf Minuten im Zimmer geblieben.

"Ähm, naja, ja! Ich gehe, aber auch schon!", sagte ich schnell.

"Kommt gar nicht infrage! Sie haben doch sicher noch nicht mal gefrühstückt!", sagte er.

Ich schluckte. Das durfte doch alles nicht wahr sein.

Ein paar Minuten später saß ich neben Enzos Vater am riesigen Esstisch.

Das Esszimmer war genauso prunkvoll, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt