Veintiocho

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,,Sie sprechen mit Isabelle Flemming! Sind Sie gerade allein?", fragte die Frau. ,,Ja, bin ich, aber ich kenne keine Isabelle Flemming."

,,Ich bin Agentin beim BND, dem Bundesnachrichtendienst", sagte sie

,,Und was will ein Nachrichtendienst von mir?", fragte ich immer noch irritiert, weil ich es ein wenig zweifelhaft fand, dass die Presse ein Telefon in meine Tasche schmuggelte.

"Wir sind nicht irgendein Nachrichtendienst, Frau Parker. Der BND ist Teil des deutschen Geheimdienstes!"

Mein Herz blieb für einen Moment vor Schreck stehen. 

,,Sie verarschen mich, oder?", hakte ich nach, denn ich konnte mir nicht im geringste vorstellen, was der Geheimdienst von mir wollte. Hatte das irgendwas mit dem Vermögen der Firma meines Dads zu tun?

,,Ich 'verarsche' Sie leider nicht. Wir müssen dringend mit Ihnen sprechen, aber nicht übers Telefon! Halten Sie bitte das Handy mit dem Sie gerade telefonieren Griff bereit. Sobald es sicher genug ist, rufen wir Sie an und holen Sie ab!", sagte sie.

,,Ich - was? Was meinen Sie mit sicher genug? Bin ich in Gefahr? Worum geht es hier?" Ich war völlig überfordert mit der Situation.

,,Ich kann am Telefon leider nichts näheres dazu sagen. Sie sind in keiner unmittelbaren Gefahr. Machen Sie einfach ganz normal weiter und verhalten Sie sich unauffällig! Wir werden Ihnen alles erklären. Und erzählen Sie bitte niemandem, dass wir Kontakt zu Ihnen aufgenommen haben!"

,,Wann wollen Sie mich denn abholen? Meine beste Freundin hat diese Woche Geburtstag und ich muss arbeiten", sprudelten die Worte aus mir heraus und ich bis mir auf die Zunge. 

Den Geheimdienst interessierte es vermutlich herzlich wenig, dass ich auf einen Geburtstag eingeladen war oder einen Job hatte. Wahrscheinlich wussten sie das sowieso - sie waren schließlich der Geheimdienst.

,,Das kann ich Ihnen noch nicht sagen. Ich kann verstehen, dass das gerade wahrscheinlich ein ziemlicher Schock ist und Sie das Bedürfnis haben mit jemandem darüber zu reden. Das können Sie auch, aber nur mit uns! Haben Sie soweit alles verstanden?", fragte die Frau eindringlich.

Ich nickte bis mir einfiel, dass sie mich ja gar nicht sehen konnte. "Ja, ich - ich habe verstanden!", stotterte ich immer noch völlig überrumpelt.

,,Gut, dann bis bald, Frau Parker!", sagte sie und ehe ich noch etwas sagen konnte, hatte sie aufgelegt. 

Ich nahm das Handy vom Ohr und sah es für einen Moment an.

War das gerade wirklich passiert? Und was war gerade überhaupt passiert? Der BND wollte mich sprechen? Wieso zur Hölle? Hatte es vielleicht wirklich etwas mit meinem Dad zu tun? Oder hatte mein Bruder irgendwas ausgefressen? Oder hatten die Álvarez etwas damit zu tun - vielleicht irgendwas wegen dieser Strip Club Sache, die ich immer noch nicht weiter verfolgt hatte?

Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Das Handy legte ich in meine Handtasche. Das ungute Gefühl, was sich in mir ausgebreitet hatte, seit die Frau sich als Agentin des Geheimdienstes vorgestellt hatte, verschwand weder nach einem kleinen Abendessen, noch nach einer ausgiebigen, heißen Dusche und auch nicht, als ich im Bett lag. 

Auch den Rest der Woche kreisten meine Gedanken um nichts anderes mehr. Sobald ich Feierabend hatte, dachte ich wieder an das Telefonat und das tat ich so lang, bis ich am nächsten Morgen wieder auf der Arbeit war. 

Durch einige neue Immobilienkäufe, die ich bearbeiten musste, schaffte ich es während meiner Arbeitszeit auch nicht, die Strip Club Sache weiter zu untersuchen, obwohl ich verdammt neugierig war. 

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt