Epílogo

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Ich schnappte leise nach Luft und sah aus dem Fenster des Diners. Enzo und Jess stiegen in einen Wagen, den ich nicht kannte und fuhren vom Parkplatz. Ich versuchte zu verarbeiten, was ich gerade mitgehört hatte. Sie hatten nicht bemerkt, dass ich auf der Bank direkt hinter ihnen saß, obwohl Jon sie sogar gegrüßt hatte, nachdem er sein Geld, welches er im Auto vergessen hatte, geholt hatte.

Ich hatte schon seit Jess' ersten Stories über diesen Typen ein schlechtes Gefühl, was sich mindestens verfünffachte, als dieser Nate sie versuchte zu vergewaltigen. Aber die Camorra? God damn it - das war doch die Mafia oder nicht?

Ich versuchte mich wieder auf mein Gespräch mit Jon zu fokussieren, denn ich wusste, dass er Mühe gehabt hatte, sich Zeit für dieses Treffen freizuräumen. Doch in meinem Kopf lief das Gespräch meiner besten Freundin und ihres Lovers auf Dauerschleife.

Als ich am Nachmittag wieder zu Hause war und mein Date dank meiner geistigen Abwesenheit ziemlich schlecht gelaufen war und dementsprechend geendet hatte, schaffte ich es nicht mal traurig darüber zu sein.

Ich musste mit Jess reden, doch ich kannte sie lang genug, um zu wissen, dass sie mir nicht zuhören würde. Das hatte ich bereits aus dem deepen Gespräch eben herausgehört. Sie war diesem Spanier komplett verfallen, aber verdammt - sie hatte gesagt, dass sie sterben würde. Ich konnte auch nicht nichts tun.

Ich hatte zwar nicht alles verstanden, aber es schien ganz so, als würde sie Probleme bekommen, wenn sie gegen die Familie aussagte. Und mit Problemen war wohl ihre Ermordung gemeint. Aber wenn sie gar nichts sagen müsste, dann könnte ihr auch nichts mehr passieren. Und wenn ich einen kleinen Tipp bei der Polizei abgeben würde, dann würde im Nachhinein keiner der Álvarez nach meinem Namen Ausschau halten - schließlich kannten die mich überhaupt nicht.

Ich wusste, dass Jess niemals zulassen würde, dass ich dieses Risiko einging, also blieb mir nur eine Wahl, die ich eigentlich schon auf dem Rückweg vom Diner getroffen hatte. Ich würde ihr nicht erzählen, dass ich zur Polizei gehen würde.

Ehe ich ins Zweifeln kommen konnte, zog ich meine Schuhe an, verließ meine Wohnung und steuerte die Bahnhaltestelle an. Ich fuhr in Richtung des nächsten Polizeireviers. Wenn die Situation wirklich so kritisch war, wie es sich eben angehört hatte, dann musste schnell gehandelt werden.

Wenig später fand ich mich einem jungen Polizisten gegenüber, dem ich mitteilte, dass ich wichtige Informationen über kriminelle Geschäfte hatte. Wirkliche Informationen zu diesen Geschäften hatte ich zwar nicht, aber ich traute der Police genug zu, dass sie bei Vermutungen über die Mafia hellhörig wurden.

,,Und das alles wissen sie woher?", fragte der Polizist wenig später, als ich ihm von meinem Verdacht erzähl hatte. Er sah weniger interessiert aus, als ich es mir gewünscht hätte. ,,Bro, das habe ich dir vor etwas fünf Minuten gesagt!", entgegnete ich aufgebracht und sah ihn auf dieselbe Art und Weise an, wie er mich - nämlich als wäre er dumm.

,,Sie haben in einem Diner ein Gespräch belauscht, okay. Und wieso kommt ihre Bekannte nicht zu uns und macht selbst eine Aussage?", hakte er nach und es beunruhigte mich, dass er seinen Stift zur Seite gelegt hatte.

,,Sie ist diesem Typen verfallen und scheint eine Heidenangst zu haben - deshalb! Das habe ich Ihnen doch auch gerade erklärt!", wiederholte ich mich so ruhig wie möglich. ,,Wie heißt diese Bekannte denn?", fragte er.

,,Das werde ich Ihnen nicht sagen, denn wie gesagt hat sie Angst um ihr Leben und ich will nicht, dass ihr Name irgendwo vermerkt wird und sie dadurch in Gefahr kommt!", antwortete ich. Der Typ seufzte.

,,Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie hinterlassen uns Ihren Namen und Ihre Adresse und wenn wir irgendwas finden, was Ihre Geschichte bestätigt, melden wir uns bei Ihnen! Aber im Vertrauen gesagt - machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen, okay?", sagte der Typ und stand auf. Fassungslos sah ich ihn an. Was für ein Asshole!

Sein Blick sagte mir, dass er meine Gedanken las und ich mich unterstehen sollte, sie laut auszusprechen. Ich verkniff es mir tatsächlich und hinterließ ihm, trotz seiner wenig aufmunternden Worte meinen Namen und meine Adresse, ehe ich mich auf den Heimweg machte.

Das war jawohl mal die Zeitverschwendung meines Lebens gewesen. Ich spielte erneut mit dem Gedanken Jess anzurufen und sie zur Rede zu stellen, doch ich hielt mich selbst davon ab. Wenn die Polizei sich bis Mittwoch nicht bei mir gemeldet haben würde, dann würde ich mir etwas anderes überlegen und von Jess vielleicht tatsächlich eine Erklärung fordern.

Ich schaltete meinen Laptop an und startete die nächste Folge Grey's Anatomy. Nach zwei Folgen fiel mir ein, dass ich nichts zum Abendessen eingekauft hatte, da ich mir das Ziel gesetzt hatte, heute bei Jon zu übernachten, was ja mal völlig missglückt war.

Ich öffnete meinen Kühlschrank nur um gähnende Leere vorzufinden und bestellte kurzerhand Pizza. Gegen halb neun klingelte es an der Tür.

Da mein Vermieter sich immer noch nicht um den defekten Türöffner gekümmert hatte, griff ich nach meinem Wohnungsschlüssel und zog die Tür hinter mir zu. Glücklicherweise wohnte ich im Erdgeschoss, wodurch ich nicht einen allzu weiten Weg bis zur Haustür hatte.

Ich öffnete diese und mir fiel beinahe die Kinnlade herunter. Seit wann waren die Pizzalieferanten so hot?

Der Typ vor mir konnte nicht viel älter als ich sein und er sah überhaupt nicht aus, wie ein Pizzalieferant. Er trug ein dunkles Shirt ohne jegliches Logo und eine schwarze Hose - doch in seiner Hand hielt er einen großen Pizzakarton.

,,Laurel Weber?", fragte der Typ und bei seiner Stimme lief mir ein Schauder über den Rücken. Ich nickte und warf gleichzeitig einen Blick über seine Schulter. Auch das Auto passte überhaupt nicht zu einem Pizzaboten. Es war ein typisches Bonzen Auto - von hier aus, sah es aus, wie ein Mercedes. Ein grauer, ziemlich eleganter Mercedes mit getönten Scheiben.

,,Wie viel bekommen Sie?", fragte ich und griff nach meinem Portemonnaie, welches ich in meine hintere Hosentasche gesteckt hatte. Er stellte den Karton neben uns ab und griff ebenfalls nach hinten. Anstatt des typischen Portemonnaies glänzte jedoch etwas Schwarzes in dem schummrigen Flurlicht und im nächsten Moment zog ein brennender Schmerz durch meinen Schädel. Ich taumelte völlig überrumpelt vorwärts und versuchte zu verarbeiten, was gerade passiert war.

Meine Augen suchten und fixierten innerhalb von zwei Sekunden die Waffe, mit der er mir eins übergezogen hatte. Im nächsten Moment packte er mich und eine große Hand legte sich über meinen Mund, ehe ich schreien oder anders reagieren konnte. Ich riss die Augen auf und krallte augenblicklich meine Fingernägel in seinen Arm.

Der Mann zerrte mich in Richtung des Autos. Ich spürte, wie mir etwas übers Gesicht lief. Ich musste eine Platzwunde haben. Adrenalin rauschte durch jede Faser meines Körpers, als ich versuchte ihn zu treten und mein Gehirn nach den Selbstverteidigungsschritten zu durchforsten, die ich gelernt hatte.

Mein Angreifer war mehr als überrascht, als mir endlich einfiel, was wir sogar die letzten beiden Stunden im Kurs durchgenommen hatten. Ich verdrehte ihm den Arm so, wie Jon es uns beigebracht hatte und im nächsten Moment hatte er meine Hände im Gesicht.

Ich stolperte ein paar Schritte von ihm weg und begann zu schreien, während ich in Richtung meiner Wohnung stürzte und panisch meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche zog. Doch mein Schrei hielt keine drei Sekunde an, ehe der Typ sich erneut auf mich gestürzt hatte. Wieder hielt er meinen Mund zu und mit der anderen Hand riss er mich so fest an den Haaren zurück, dass ich mir sicher war, dass er mir dabei eine Hand voll ausriss. Vor Schmerz stiegen mir Tränen in die Augen.

Er hatte es irgendwie geschafft den Kofferraum mitten in unserem Gefecht zu öffnen und ehe ich noch eine der Techniken anwenden konnte, hatte er mich hineingezogen und den Kofferraum geschlossen. Ich rappelte mich so schnell ich konnte auf und versuchte ihn von innen zu öffnen. Erfolglos. Im nächsten Moment drang Licht zu mir rein und ich riss den Kopf herum.

Der Typ hatte die Sitze zurück geklappt und ich sah gerade noch, wie die Waffe abermals auf meinen Kopf zuraste. Ich kippte zur Seite und alles um mich herum drehte sich. Ich versuchte gegen die Schwärze anzublinzeln. Im nächsten Moment spürte ich einen Stich direkt an meinem Hals. Ich griff instinktiv nach oben und spürte noch die Nadelspitze, die er aus meiner Haut herauszog, ehe alles schwarz wurde.


SURPRISE!

Es wird einen zweiten Teil geben!!!

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt