Cuarenta y cuatro

107 9 1
                                    

Die restliche Woche war katastrophal. Ich sah Enzo sowohl am Donnerstag als auch am Freitag. Seine Miene war verschlossen und ich versuchte ihn so gut ich konnte zu ignorieren. Auch wenn ich sauer auf ihn war und nach einer ziemlich grüblerischen Nacht beschloss ihm nicht zu glauben, dass er rein gar nichts für mich empfand, spürte ich, dass ich ihn auf eine seltsame Art und Weise vermisste. Und ich wusste nicht wieso, schließlich hingen wir vor Heidelberg auch nicht ständig zusammen rum. Laurel, vor der ich meine Gefühle wie ein Buch offen legte, meinte, dass sie glaubte, dass es daran lag, dass ich jetzt wusste, dass ich ihm auch wenn ich wollen würde, nicht mehr nah sein konnte.

Dash und Celine sah ich am Freitagabend, bevor ich die Arbeit verließ. Ihre Blicke sagten ganz klar, dass Dash seiner Freundin erzählt hatte, dass irgendwas in Heidelberg passiert war. ,,Hey, Jess!", sagte Celine lächelnd. ,,Hi", grüßte ich sie ebenfalls. ,,Hast du heute Abend Lust mit uns ins Kino zu gehen?", fragte sie. ,,Mit euch beiden?", hakte  ich mit hochgezogenen Augenbrauen nach. Sie nickte: ,,Wir sind ja nicht mehr in unserer Kennenlernphase. Also keine Sorge, wir lassen die Finger voneinander!" Sie zwinkerte mir zu.

,,Danke für das liebe Angebot, aber ich habe gleich meinen Selbstverteidigungskurs!", lehnte ich ab und zwang mich zu einem Lächeln. ,,Achso, schade. Isst du nächste Woche mal wieder mit uns zusammen?", fragte sie weiter. Eigentlich war mir nicht danach mit Enzo an einem Tisch zu sitzen und vor seiner Familie so tun zu müssen, als wäre alles in Butter, doch ich wollte auch kein zweites Mal absagen.

,,Ja, ich bin Montag wieder dabei!", sagte ich und sie strahlte mich an. Auch Dash lächelte und nickte mir zu, ehe wir uns verabschiedeten und die beiden sich auf den Weg nach oben machten. Ich öffnete die Haustür und erschauderte. Man merkte, dass es Herbst wurde. Die Blätter der Bäume hatten sich mittlerweile verfärbt und die Temperaturen erreichten keine zwanzig Grad mehr.

Eine Woge Zigarettenrauch stieg mir in die Nase. Ich drehte den Kopf ein Stück. ,,Hey, Jess. Lang nicht gesehen. Ich hab gehört Heidelberg war wild!", sagte Nate mit einem süffisanten Grinsen. Ich verkrampfte mich innerlich. ,,Keine Ahnung, was du meinst", sagte ich stumpf und ging an ihm vorbei in Richtung meines Autos, den Schlüssel in meiner Hand umklammerte ich dabei so fest, dass es fast schon wehtat.

Auch wenn Nate seit jenem Abend nie wieder einen Annäherungsversuch gestartet hatte, riskierte ich in seiner Gegenwart nichts. Auf meinem Weg nach Hause grübelte ich ohne es zu wollen, über Nates Worte nach. Ob Enzo ihm von meinem Geständnis erzählt hatte?

Das Wochenende verging wie im Flug. Am Samstag war ich zusammen mit meinem Vater auf dem Flohmarkt und ergatterte zwei Shakin Stevens Platten und eine von Boney M. Ich war kurz davor gewesen eine Platte von Elvis Presley zu kaufen, doch ermahnte mich selbst, dass es den Plan Enzo aus meinem Kopf zu streichen, zunichte machen würde.

Am Montag kam während meiner Arbeitszeit die versprochene Email von Mr Álvarez in mein Postfach geflattert. Das Geschäftsessen sollte am Freitag stattfinden und da es für 19 Uhr angesetzt war, musste ich wohl oder übel meinen Selbstverteidigungskurs absagen. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass Laurel das so unglaublich traurig fand, denn sie würde dann vermutlich mit unserem Trainer trainieren. Es war immer noch nicht zu einem Kuss zwischen den beiden gekommen und getroffen hatten sie sich nach ihrem Geburtstag auch erst einmal.

Es hatte sich herausgestellt, dass er wohl nicht nur diesen einen Job als Selbstverteidigungslehrer hatte, sondern noch zwei weitere, weshalb er recht wenig Zeit hatte. Doch Laurel gab noch nicht auf, was mich freute, denn er wirkte echt wie ein netter Kerl und ich konnte mir die beiden ziemlich gut zusammen vorstellen.

Gegen dreizehn Uhr verließ ich mein Büro, um heute tatsächlich mit den anderen zu essen. Ehe ich jedoch um die Ecke bog, hielt ich inne. Ich hörte, dass Enzo im Flur telefonierte. Er sprach leise und eindringlich. Er war scheinbar auch auf dem Weg zum Essen. ,,Ich wusste nichts davon! Der Deal ist doch fast gelaufen, warum hat sie ihre Meinung geändert?" Er klang wütend. Vorsichtig lugte ich um die Ecke. Seine Zimmertür war geschlossen und er war nicht zu sehen, das hieß, dass er schon auf dem Weg in Richtung Treppe war.

Leise schlich ich durch den Flur. ,,Okay, scheiß drauf. Ich komme heute Abend vorbei und rede selbst mit ihr! Wir brauchen diesen Club!" Mein Herz setzte einen Schlag aus. Auch wenn es nur eine Ahnung war, ließen seine Worte mich darauf schließen, dass es um irgendeine Mafia Angelegenheit ging.

Meine Gedanken rasten und ich erinnerte mich plötzlich wieder an die Stripclub Abbuchungen. Ob es darum gehen könnte? War es also doch Enzo, der den Club besucht hatte?

,,Ich weiß noch nicht, ich denke gegen sieben? Früher ist da doch keiner!" Seine Stimme wurde immer leiser, da er sich immer weiter entfernte und ich ging so leise wie möglich, doch gleichzeitig so normal wie möglich hinter ihm her. Falls er sich umdrehen sollte, sah es dann wenigstens nicht so aus, als hätte ich absichtlich gelauscht.

Neunzehn Uhr. Ich könnte so lang hier bleiben und arbeiten und ihm dann heimlich folgen. Doch ich würde den BND nicht informieren können, da ich das Wegwerfhandy in meiner Wohnung hatte. Ich spielte mit dem Gedanken jetzt kurz nach Hause zu fahren und jemanden von ihnen darauf anzusetzen, schließlich sollte ich eigentlich nur die Ohren offen halten und nichts unternehmen, doch ich hatte Dash und Celine versprochen mitzuessen.

,,Gut, bis nachher!", sagte Enzo auf der Treppe und legte auf. Ich betrat ein paar Sekunden später ebenfalls die Treppe. Die obere Stufe knarrte ganz leise unter meinem Schuh und Enzo fuhr herum. Sein Blick fixierte mich. ,,Wie lang schleichst du schon hinter mir her?", fuhr er mich an.

,,Hinter dir herschleichen? Ich glaub du übertreibst deine Rolle ein bisschen! Ich bin auf dem Weg zum Essen!", erwiderte ich patzig. Er musterte mich noch einen Moment und ich spürte, wie mein dummes Herz unter seinem Blick automatisch zu flattern begann. Schließlich machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand ins Esszimmer. Ich folgte ihm.

Mr Álvarez war in der Firma, weshalb nur seine Frau und ihre Söhne mitessen würde. ,,Hey, Jess. Schön, dass du heute wieder mit isst!", sagte Celine lächelnd und klopfte auf den freien Stuhl neben sich.

Ich setzte mich zögerlich, denn so saß ich Enzo genau gegenüber. Dieser nahm jedoch nicht weiter Notiz von mir. ,,Ich habs dir ja versprochen!", sagte ich lächelnd zu Celine. Sie erzählte mir sofort von Dashs letztem Spiel am Sonntag und Dash ergänzte oder beendete ihre Sätze. Sie waren wirklich süß zusammen.

Ich hörte lächelnd zu, doch konnte nicht verhindern, hin und wieder zu Enzo herüberzusehen, der nur ein paar Worte mit seiner Mutter und seinem älteren Bruder austauschte und ansonsten recht schweigsam war.

A.N.:

Hello ihr Lieben,

da ich heute so viel geschrieben habe, wie selten an einem Tag, gibt es, auch wenn heute Nacht schon ein Kapitel kam, hier das nächste. Ich hoffe es gefällt euch :)

Eure Catching011Alice

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt