Mein Herz schlug etwa 50 Schläge pro Minute zu schnell als ich mein Auto in Bewegung setzte. Enzo hatte ein paar Sekunden vor mir das Grundstück verlassen. Ich reihte mich auf der Hauptstraße in die Autoschlangen ein und versuchte seinen Wagen, der ein paar Autos vor mir fuhr, nicht aus den Augen zu lassen.
Ich hatte sicherheitshalber die Adresse des Uranus in mein Navi eingegeben auch wenn ich nicht sicher sein konnte, ob das das Ziel war. Etwa eine halbe Stunde später hielt er auf einem Parkplatz, der wirklich zum Uranus gehörte. Ich hatte richtig gelegen. Ich war an der Straße vorbeigefahren und hatte in einer Nebenstraße geparkt. Ich war ausgestiegen und war nun ein wenig unschlüssig, was ich tun sollte.
Der Club machte erst in einer Stunde auf, also konnte ich nicht einfach so hinein spazieren. Ich blieb in einiger Entfernung stehen und behielt den Eingang im Blick. Eine halbe Stunde später war Enzo immer noch im Club und ich spielte mit dem Gedanken, einfach wieder zu fahren. Was hatte ich denn erwartet? Hier aufzutauchen und ganz zufällig irgendwelche Mafiamachenschaften aufzudecken? Von draußen?
Ich stieg wieder in mein Auto, da es anfing zu regnen und parkte am Ende der Straße, sodass ich Enzos Wagen weiterhin im Blick hatte. Ich wusste zwar nicht, worauf ich wartete, aber mein Gefühl sagte mir, dass ich nicht abhauen sollte.
Um acht öffnete der Club und nachdem ich zwei Männer hatten hinein gehen sehen, stieg ich wieder aus meinem Auto. Ich näherte mich der Tür und rang mit mir, ob ich das Risiko eingehen sollte, reinzugehen. Meine Hände wurden schwitzig und mein Atem beschleunigte sich. Wenn er mich dort entdeckte, war ich geliefert. Da könnte ich mich nie im Leben wieder rausreden. Gerade als ich noch einen Schritt auf die Tür zumachen wollte, öffnete diese sich und ich schaffte es gerade noch um die Ecke des Gebäudes.
Ich lugte abermals an diesem Tag um eine Ecke. Enzo war mit einer ziemlich hübschen Frau herausgekommen. Er hatte eine Hand auf ihren unteren Rücken gelegt. Sie blieben neben der Tür stehen.
,,Kleiner, du hast es ehrlich drauf eine Frau um den Finger zu wickeln. Nach Samstag Nacht dachte ich wirklich, dass die Sache gelaufen ist und ehrlich gesagt, verstehe ich selbst nicht, weshalb ich jetzt doch verkaufe", meinte sie schmunzelnd. Ich hörte Enzo seufzen: ,,Erinner' mich nicht daran!"
Sie lachte: ,,Nächstes Mal, wärs nett, wenn du dich an meinen Namen erinnerst. Besonders, wenn er nächste Woche auf dem Vertrag steht!"
,,Keine Sorge, das werde ich! Ich weiß nicht, was da los mit mir war. War eine anstrengende Woche!"
Ich sah, wie er sich durch die Haare fuhr und die Frau ihn dabei nahezu ansabberte. Wer konnte es ihr verdenken - er sah zum Anbeißen aus. Er hatte sich nach dem Essen nochmal umgezogen und trug jetzt ein schwarz weiß gestreiftes Longsleeve und eine schwarze Jeans, was er mit einer dunklen Lederjacke kombiniert hatte.
,,Sollte ich mir denn Sorgen machen, dass ich demnächst Stress mit deiner Freundin bekomme?", fragte sie und zog ihn an seinem Shirtsaum spielerisch näher zu sich. ,,Ich hab dir doch gesagt, dass ich keine Freundin habe!", entgegnete er und lehnte seine Stirn gegen ihre, während seine Hände zu ihrer breiten Hüfte wanderten.
Mein Herz wurde schwer und ich spürte die Eifersucht in meinem Magen kochen. ,,Naja, ein niemand kann sie jawohl kaum sein, wenn du beim Sex ihren Namen stöhnst!", meinte sie lachend. ,,Wie hieß sie nochmal?"
,,Ich weiß gar nicht warum du erst so einen Aufstand machst und es im Nachhinein lustig findest. Am Wochenende dachte ich noch, dass du mir den Kopf abreißt!" ,,Hab ich doch auch fast. Du hältst doch den Kopf für den Club hin oder nicht?", sagte sie schelmisch lachend.
,,Schön, dass du wieder zur Besinnung gekommen bist. Aus diesem Grund vermische ich privates und geschäftliches eigentlich nicht!", meinte er ebenfalls grinsend ohne ihr zu antworten und legte im nächsten Moment seine Lippen auf ihre.
Ich lehnte mich zurück, denn mein Herz schmerzte schon genug. Ein ganz kleiner Teil in meinem Inneren hatte die idiotische Hoffnung, dass es bei dem besagten Namen um meinen ging, doch selbst wenn, hatte das nichts zu bedeuten. Letztendlich hatte ich überhaupt keine Ahnung von Enzos Leben - wer wusste schon, mit wem er noch so schlief und was er sonst in seiner Freizeit trieb.
,,Wir sehen uns nächste Woche, Irina!", hörte ich Enzos Stimme, nachdem die beiden scheinbar voneinander abgelassen hatten. ,,Ich freu mich schon! Grüß deine Jess!", rief sie spöttisch hinterher. Ich erstarrte. ,,Ich dachte, du hättest den Namen vergessen!", entgegnete Enzo und ich konnte an seiner Tonlage nicht erkennen, was er dabei fühlte.
,,Mein Gehirn brauchte nur einen kleinen Ansporn!", meinte sich lachend und im nächsten Moment hörte ich das Zuknallen einer Tür. Sie war scheinbar wieder in den Club gegangen. Ein paar Sekunden darauf startete Enzo seinen Wagen und fuhr davon.
Ich kam aus meinem Versteck und steuerten mein Auto mit rasenden Gedanken und rasendem Herzen an. Wenn es stimmte, was Irina gesagt hatte, dann lag ich vielleicht wirklich nicht so falsch und Enzo war mit seiner kühlen Art mir gegenüber einfach ein verdammt guter Schauspieler. Aber vielleicht wollte ich mir das auch einreden und eigentlich war er lediglich wegen unseres Streits nicht bei der Sache gewesen und es hatte nichts mit irgendwelchen vermeintlichen Gefühlen für mich zu tun. Das Ätzendste daran, verliebt zu sein, war, dass man automatisch alles so interpretierte, wie man es interpretieren wollte, weil man durch diese verdammte rosarote Brille einfach keine rationalen Gedanken fassen konnte.
Ich ermahnte mich im Auto jedoch, nicht weiter über meine persönliche Beziehung zu ihm nachzudenken, schließlich hatte ich etwas wesentlich wichtigeres erfahren. Es schien ganz so, als hätte er den Club gekauft. Und wenn Irina auch hier recht gehabt hatte, dann im Namen von seinem Vater. Auf etwas anderes konnte ich durch ihr 'du hältst den Kopf hin' nicht schließen.
Ich würde gleich den BND informieren, hoffte innerlich jedoch, dass er einfach nur ein Clubbesitzer eines ganz legalen Stripclubs sein wollte. Die kleine, gemeine Stimme in meinem Kopf verspottete mich dafür.
A.N.:
Hey ihr Lieben,
heute mal ein etwas kürzeres Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Über Feedback freue ich mich wie immer ;)
Eure Catching011Alice
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Lo Que Quieres - Was du wirklich willst
Romance"Ach, ich hatte vergessen, dass du schlechte Erfahrungen mit One Night Stands gemacht hast. Tut mir natürlich leid, dich jetzt in so eine Situation gebracht zu haben!" Enzo lehnte sich nun mit hinterm Kopf verschränkten Armen auf dem Sofa der Sitzec...