Veintinueve

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Ich wusste nicht, wie lang wir schon unterwegs waren und ich wusste auch nicht wo wir hin fuhren. Der Fahrer redete nicht mit mir. Die einzigen Geräusche, die die Stille zwischen uns durchschnitten, kamen vom Radio, was leise vor sich hin dudelte.

Ich wurde am Anfang der Fahrt gebeten, sowohl mein Handy, als auch das Handy, was mir der Mann in meine Shoppingtüte gesteckt hatte, abzugeben, damit ich nichts von allem folgenden mitschneiden konnte.

Ich hatte ein ungutes Gefühl, denn letztendlich konnte sich ja auch jemand einen Spaß mit mir erlauben und es war überhaupt nicht der BND, der mich zu sich holte. Ich verdrängte den Gedanken, dass es auch etwas wesentlich schlimmeres als ein Spaß sein konnte.

Welches Motiv hätte jemand mich mitzunehmen und so eine riesige Show daraus zu machen. Das hätte man auch wesentlich leichter hinbekommen können.

Irgendwann fuhren wir endlich auf eine Einfahrt. Es war ein Bürokomplex mit verspiegelten Scheiben. Wir fuhren ins Parkhaus darunter.

,,Wir sind da!", sagte der Mann und stellte den Motor ab.

,,Ich begleite sie noch bis nach oben", ergänzte er und ich nickte.

Ich folgte ihm zur Tür, die ins Treppenhaus führte. Wir gingen bis ins Erdgeschoss, wo wir in einen Fahrstuhl umstiegen. Es sah alles genauso grau und steril aus, wie ein Bürokomplex von innen nun mal aussah.

,,Treffe ich gleich Frau Flemming?", fragte ich und der Mann nickte.

,,Sie erwartet Sie in Konferenzraum drei!", meinte er.

,,Entschuldigen Sie die Frage, aber im Internet habe ich gefunden, dass sie drei verschiedene Sitze in Deutschland haben. In Hamburg ist aber keiner davon!", merkte ich an.

Er sah mich schief von der Seite an. ,,Wir haben hier auch keinen Sitz. Wir sind nur vorübergehend hier."

,,Aha", murmelte ich. Schließlich traten wir aus dem Fahrstuhl und der Mann klopfte an einer Tür.

Niemand sagte etwas. Der Mann öffnete die Tür. Der Raum war bis auf einen großen Konferenztisch und etwa zehn Stühlen so gut wie leer.

,,Setzen Sie sich. Frau Flemming wird gleich bei Ihnen sein!", forderte er mich auf.

Ich tat wie mir geheißen. Etwa fünf Minuten später öffnete sich die Tür erneut und eine Frau mittleren Alters mit einer Aktenmappe unter den Arm geklemmt, trat ein.

Ich stand auf und sie reichte mir die Hand.

,,Hallo Frau Parker, schön, dass es geklappt hat!", sagte sie und ich erkannte ihre Stimme vom Telefon wieder.

Ich sagte nichts dazu. Eine großartige Wahl hatte ich ja nicht gehabt. Sie setzte sich an das Tischende.

Sie hatte dunkelblonde Haare, die zu einem Bob geschnitten waren. Ihr Gesicht war schmal, genauso wie ihr Körper, der in einer grauen Hose und einer weißen Bluse steckte, die sie mit einem Blazer kombiniert hatte.

,,Ich will gar nicht lang um den heißen Brei herum reden. Sie sind hier, weil Sie vor kurzem eine Stelle bei der Familie Álvarez angenommen haben."

Erst jetzt merkte ich, dass ich den Atem angehalten hatte und ließ die Luft aus meinen Lungen entweichen. Die Álvarez also.

Sie musterte mich aufmerksam und ich nickte.

,,Das ist-", ich räusperte mich: ,,Das ist richtig!"

Sie nickte nachdenklich, dann öffnete sie ihre Mappe und schob mir ein Dokument rüber.

,,Was ist das?", fragte ich, ohne mir den Zettel anzusehen.

,,Bevor ich Ihnen näheres erläutern darf, müssen Sie diese Verschwiegenheitserklärung unterschreiben", sagte sie.

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt