"Also, ich habe heute meine berühmte Lasagne gemacht! Ich hoffe sie schmeckt Ihnen ebenso gut, wie den Jungs!", sagte Dorothe. "Bestimmt! Riechen tut sie zumindest sehr gut! Sie müssen mich übrigens nicht siezen", antwortete ich.
"Das ist nett, danke! Dann musst du mich aber natürlich auch nicht siezen!", meinte sie lächelnd und ich erwiederte es.
"Dorothe! Das riecht himmlisch!", ertönte eine Stimme aus dem Flur. Im nächsten Moment kamen Dash und das Mädchen, welchem ich oben begegnet bin, herein. Mir fiel auf, dass ich gar nicht wusste, wie sie hieß.
"Hey, Jess! Ich glaube wir haben uns so ganz offiziell noch gar nicht kennengelernt! Ich bin Dash, der Netteste von uns dreien!", meinte er grinsend. "Und das hier ist Celine! Meine - eine Freudin!", ergänzte er und die beiden tauschten einen schnellen Blick aus.
Ich lächelte die beiden an. "Hey, ich bin Jessica, aber Jess ist besser! Celine und ich sind uns eben schon auf dem Flur begegnet!"
Ehe noch jemand was sagen konnte, hörten wir Kussgeräusche im Flur und zeitgleich, wie die Haustür ins Schloss fiel, betrat Enzo die Küche - mit offenem Hemd, tief sitzender Jeans und zerzausten Haaren. Alles in allem sah er zum Anbeißen aus!
Schnell wandte ich den Blick ab - es war schließlich nicht zu überhören gewesen, dass da eben noch jemand bei ihm gewesen ist.
Wäre ich allein gewesen, hätte ich mir für den leichten Stich in der Brust, den ich verspürte, vermutlich selbst eine gescheuert. Natürlich hatte er regelmäßig Sex. Das hatte er mir doch sogar gesagt, in der Nacht als wir zusammen waren. Und für mich war es doch auch nicht mehr als das. Dennoch konnte ich nicht leugnen, dass es sich scheiße anfühlte, dass die Mädels für ihn - oder zumindest ich - so leicht auswechselbar waren.
Und, dass er es mir dann noch so unter die Nase reiben musste... Ich sah auf und unsere Blicke begegneten sich. In diesem Moment wurde mir klar, dass sein Verhalten volle Absicht war. Er wollte mir ein weiteres Mal klar machen, dass zwischen uns nichts mehr laufen würde und ich mir gar keine Hoffnungen machen brauchte. Was ich auch nicht getan hatte, was er nach meiner Reaktion jetzt aber höchstwahrscheinlich dachte.
Kurz wanderten meine Gedanken zu unserem Telefonat von Samstag Abend und der peinlichen Instagram Aktion. Dort war er wie ausgewechselt gewesen. Doch von diesem Enzo sah ich jetzt nichts mehr, was vielleicht auch besser so war.
"Ist Nate auch auf dem Weg nach unten?", fragte Dorothe an Enzo gewandt. "Keine Ahnung, habe ihn nicht gesehen!", entgegnete dieser und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Ich zog eine Augenbraue hoch und wandte dann bemüht desinteressiert den Blick ab. Dieses Arschloch bildete sich viel zu viel ein!
"Also Jess, wie lief dein erster Tag?", fragte nun Dash. "Sehr gut, danke der Nachfrage! Nach Malina ist aber sehr viel liegen geblieben! Das wird ein paar Wochen dauern bis...", setzte ich an, doch wurde abrupt von Enzo unterbrochen.
"Wer hat dir von Malina erzählt?", fragte er mit schneidener Stimme. "Komm runter Enzo!", sagte Dash energisch. "Celine hat sie vorhin erwähnt und Valerio heute Morgen!", antwortete ich zögerlich.
Vielleicht bildete ich es mir ein, aber mir kam es so vor, als wäre Enzos normalerweise dunklere Hautfarbe gerade um vier Farbstufen heller geworden.
Er biss die Zähne zusammen und sah zu Dash. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Es lief gerade irgendeine Unterhaltung zwischen den Brüdern ab, der ich nicht im Geringsten folgen konnte. Ich sah zu Celine. Sie war jedoch damit beschäftigt sich Lasagne auf den Teller zu packen, die Dorothe mittlerweile auf den Tisch gestellt hat.
"Was ist denn mit Malina?", fragte ich vorsichtig. "Nichts!", atwortete nun eine dritte Stimme von der Tür aus. Es war Nate. "Hey, Jess!", sagte er dann grinsend und ließ sich auf dem Platz neben mir nider.
"Hey, Nate! Schön dich zu sehen!", sagte ich und erwiederte sein Lächeln. Ich beschloss vorerst nicht weiter nachzuhaken, was es mit Malina auf sich hatte, auch wenn mich gleichzeitig der Verdacht beschlich, dass Enzo was mit ihr hatte, so wie er reagierte.
"Die Freude ist ganz auf meiner Seite!", entgegnete Nate. Dann begannen wir alle uns etwas zu Essen zu nehmen.
"Und Dash, wie siehts aus? Bist du heute wieder auf dem Platz?", fragte Nate schließlich. Celine antwortete für ihn: "Er hat heute doch sein Entscheidungsspiel!"
Sie wirkte plötzlich ganz aufgeregt und strahlte Dash förmlich von der Seite an. Wenn die beiden noch kein Paar waren, dann würde es auf jeden Fall nicht mehr lange dauern. Sie war völlig in ihn verknallt und auch er schaute sie auf eine Art und Weise an, wie es kein Kumpel tun würde.
"Achja, stimmt! Na dann, viel Erfolg, Bruder! Du packst das schon!", meinte Nate. "Was spielst du denn?", fragte ich.
"Er spielt Fußball!", antwortete Enzo.
"Ach, cool! Mein Bruder hat auch mal Fußball gespielt!", entgegnete ich, jedoch an Dash und nicht an Enzo gewandt. "In welchem Verein?", fragte dieser.
"Puh, da fragst du mich was. Keine Ahnung! Ist jetzt auch schon eine Weile her!"
"Wieso hat er denn aufgehört?", hakte Dash interessiert nach.
"Seine Knie haben das nicht mitgemacht. Kaum war das eine ausgeheilt, fing er sich eine Verletzung am anderen Knie ein! Schließlich hat er es aufgegeben!", erklärte ich und dachte daran zurück, wie am Boden zerstört er gewesen war.
Es war einer der Hauptgründe, weshalb er nun ständig betrunken nach Hause kam. Das und dass seine Beziehung mit Juli nach vier Jahren in die Brüche gegangen war. Warum, hatte er mir nie gesagt.
"Das ist das Schlimmste! Als ich Kind war, wollte ich Profifußballer werden und mamá hat mir stets gesagt, dass mein Körper das nicht mitmachen wird. Und trotzdem spiele ich noch und bis auf einen Bänderriss vor vier Jahren hat mein Körper keine nennenswerten Schäden davon getragen! Ich hatte Glück. Wenn ich mir vorstelle, weniger Glück zu haben, sowie dein Bruder..." - Dash schüttelte mitleidig den Kopf.
"Ach, über sowas darf man gar nicht nachdenken. Sei froh, dass es bei dir besser läuft!", sagte ich lächelnd und er nickte mir zu.
Nach dem Essen stand ich auf und teilte den anderen mit, dass ich mir, bevor es weiterging, nochmal die Beine vertreten würde.
Als ich zwanzig Minuten später zurückkehrte, begegnete ich niemandem auf dem Weg ins Büro. Gerade als ich oben ankam, klingelte mein Handy. Mr Álvarez rief an.
"Hallo?"
"Buenos días, Jessica! Ich werde es heute leider nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffen, um noch eventuelle Fragen zu klären oder Sie wenigstens angemessen willkommen zu heißen! Das tut mir leid! Ich wollte Ihnen aber einmal mitteilen, dass sie bei einem Hausverkauf in Eppendorf dabei sein können! Dort können Sie auch direkt Kontakte mit einer unser besten Firmenmitarbeiterinnen knüpfen!", erklärt er und ich hatte Mühe zu folgen, da er so schnell redete. Er schien in Eile zu sein.
"Machen Sie sich keine Gedanken, ich komme zurecht! Ich würde gerne mitkommen, wenn das zeitlich passt!", sagte ich, auch wenn ich ein schlechtes Gewissen hatte, da ich wieder viel Arbeit liegen lassen würde und nicht wusste, inwiefern Mr Álvarez darüber informiert war, welche Massen sich hier angehäuft hatten.
"Bueno! Ich maile Ihnen die Adresse zu!", sagte er und legte ohne ein weiteres Wort auf. Eine halbe Minute später ging eine Email in meinem Postfach ein, in der Uhrzeit und Adresse inklusive Bilder der Immobilie angegeben waren.
Ich pfiff leise durch die Zähne. Als ich Eppendorf gehört hatte, hatte ich mir schon gedacht, dass es kein kleines Durchschnittshaus sein würde, was verkauft wurde, doch mit sowas hatte ich nicht gerechnet. Das Gebäude als Herrenhaus zu bezeichnen war fast noch untertrieben.
Da der Termin in einer halben Stunde sein würde, beeilte ich mich zu meinem Auto zu kommen.
Als ich den Motor anließ flackerte die Aufregung, die ich bereits heute morgen verspürt hatte, wieder in mir auf. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich in meinem neuen Job viel mehr sehen würde, als den Schreibtisch. Also war ich mehr als gespannt, wie es bei einem Immobilienverkauf so zu ging und wem ich gleich aus der Firma begegnen würde.
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Lo Que Quieres - Was du wirklich willst
Romance"Ach, ich hatte vergessen, dass du schlechte Erfahrungen mit One Night Stands gemacht hast. Tut mir natürlich leid, dich jetzt in so eine Situation gebracht zu haben!" Enzo lehnte sich nun mit hinterm Kopf verschränkten Armen auf dem Sofa der Sitzec...