Once

292 13 1
                                    

Wütend zog Enzo mich hinter sich her und öffnete mit einem Stoß die Doppeltür zu den Klos. Ich stolperte hinter ihm her in den kleinen Flur, der zu den getrennten Badezimmern führte.

"Was ist dein Problem, Enzo?", keifte ich langsam angepisst und entriss ihm meinen Arm.

Er wirbelte so schnell zu mir herum, dass ich gegen die Wand hinter mir stieß.

"Mädchen - was ist dein Problem? Wieso bist du mit Nate hier? Willst du jetzt bei ihm ran oder was ist deine Mission?", zischte er und fuhr sich wütend durch die Haare.

Er überragte mich ein ganzes Stück, weshalb ich mich so groß, wie möglich machte und seinem stechenden Blick standhielt.

"Du hast sie ja nicht mehr alle. Wenn ich dich erinnern darf, warst du es, der mich zum Sex eingeladen hat, also tu nicht so, als würde ich jedem halbwegs attraktiven Typen nachgeiern! Was geht dich das überhaupt an? Ich wusste nicht, dass ich mit dem vögeln scheinbar eingewilligt habe, dass du ab sofort über mein Leben bestimmst! ", sagte ich patzig.

Enzo stemmte seine Hände rechts und links neben meinem Kopf gegen die Wand und sein Gesicht schwebte nun gefährlich dicht vor meinem.

"Du hast keine Ahnung, was du hier tust! Wirklich gar keine! Halt dich einfach von mir und meiner Familie fern! Ich meine es ernst! Lehn das Jobangebot einfach ab und lass meinen Bruder abblitzen! Das wäre zu deinem Besten!"

Sein Atem streifte über meine Wange und ich kam nicht darum herum, seine schön geschwungenen Lippen für einen Moment zu betrachten.

"Keine Sorge - ich kann schon auf mich allein aufpassen, Enzo! Ich werde nicht auch noch mit deinem Bruder ins Bett steigen, glaub mir! Ich bin nicht bescheuert!", zischte ich leise und verengte meine Augen zu Schlitzen.

Wenn es eines gab, was ich nicht leiden konnte, dann waren es Leute, die mir vorschrieben, wie ich mein Leben zu leben hatte. Enzo schloss für einen Moment die Augen und schien tief durchzuatmen.

Dann ohne Vorwarnung schlug er mit der Faust gegen die Wand neben mir. Ich zuckte zusammen. Sein Blick glühte.

"Nein, das kannst du ganz offensichtlich nicht! Du verstehst es nicht. Es geht nicht um meinen Bruder! Es geht um meine Familie! Verstehst du? Ich kann es dir nicht erklären, du musst mir da einfach vertrauen!"

Ich lachte auf.

"Dir vertrauen? Ich hab dir gesagt, dass ich dir seitdem du mir nachts in meinem Haus begegnet bist, nicht traue und jetzt soll ich mir, aus unerfindlichen Gründen, ein verdammt gutes Jobangebot entgehen lassen, nur weil du es mir sagst? Sicher nicht! Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich bin nicht mit dir hier und meine Begleitung wartet sicher schon!", fauchte ich trotzig und boxte gegen seinen Arm, der mich einkesselte.

Er ließ ihn sinken und seine dunklen Augen durchbohrten mich. 

"Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!", sagte er gefährlich leise, doch ich verdrehte nur die Augen bei seinen melodramatischen Worten. 

Ich glaubte eher, dass es ihm nicht passte, dass er unwissentlich einem bedeutungslosen One Night Stand einen Gefallen getan hatte und es mir nicht gönnte, einen so guten Job dank ihm bekommen zu haben. Ich stapfte wieder auf den Tisch, an welchem Nate auf mich wartete, zu.

 "Na, alles geklärt?", fragte er. "Mehr oder weniger!", brachte ich heraus und nahm einen großen Schluck meines Shakes. Er kühlte meine Wut ein wenig ab. 

Enzo kehrte währenddessen zu seinem eigenen Tisch zurück und ignorierte uns die restliche Zeit. 

Nate und ich unterhielten uns noch eine Weile und letztendlich übernahm er glücklicherweise die Rechnung. Ich sah nochmal in Enzos Richtung als wir uns auf dem Weg zum Ausgang machten. Er fing meinen Blick auf. Ich wandte mich ab und folgte Nate nach draußen. 

Er fuhr mich zurück zum Álvarez Anwesen, bei welchem ich in mein eigenes Auto umstieg. Als ich zu Hause ankam, rief ich Laurel an und wir verabredeten uns für den Abend bei mir zu Hause. Da ich bis zu dem Treffen noch vier Stunden Zeit hatte, ging ich in mein Zimmer und holte den Arbeitsvertrag und die Verschwiegenheitserklärung aus meiner Tasche. 

Da ich für heute aber definitiv genug an die Familie Álvarez gedacht hatte, beschloss ich kurzerhand das Ganze doch lieber erst morgen durchzuarbeiten. 

Ich schaute schließlich ein wenig Netflix, während ich parallel mal wieder nach Wohnungen suchte. Es regte mich auf, dass ich immer noch mit meinen Eltern und meinem Bruder zusammen wohnte. Ihn schien es nicht sonderlich zu stören, da er vermutlich nicht auf die positiven Aspekte verzichten wollte, die das Zusammenwohnen mit Mum und Dad mit sich brachten. 

Ich konnte meine Wäsche jedoch genauso gut selbst waschen und mein Essen selbst kochen - das Verlangen nach Privatsphäre und einem eigenen Haushalt, wie zum Beispiel Simon und ein paar der anderen es hatten, war mittlerweile einfach größer. Mit zwanzig Jahren wurde es auch dringend Zeit.

***

"Also, girl! Wie liefs heute? Hast du den Arbeitsvertrag schon unterschrieben?", fragte Laurel am Abend, als wir uns mit einem Glas Wein auf meine Couch gesetzt hatten. 

"Nein, tatsächlich hatte ich heute noch keine Motivation das Ganze durchzuarbeiten! Ich habe stattdessen mal wieder nach Wohnungen geguckt und habe morgen zwei weitere Besichtigungen!", erzählte ich ihr. 

"Echt - oh mein Gott, ich bete, dass dieses mal was dabei ist. Das wäre so nice, wenn du auch allein wohnen würdest und du redest jetzt einfach schon so lang davon!", quietschte sie.

Grinsend nickte ich. "Und eine davon liegt sogar ziemlich in der Nähe von deiner!", fügte ich das Sahnehäubchen hinzu. 

"Girl - es wird gerade immer besser! Erzähl mir morgen auf jeden Fall, wie es lief! Aber nochmal kurz was anderes! Weißt du wer mich vorhin angeschrieben hat?", fragte sie und sah mich nun ein wenig beleidigt an. 

Ich runzelte die Stirn. "Na sag schon!" 

"Diana war vorhin mit Liam in der Stadt und sie hat mich gefragt mit was für Leuten du neuerdings rumhängst und ob ich irgendwas wisse. Die beiden haben wohl ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt als sie dich in einem Ferrari neben einem ziemlich heißen Typen in der Stadt an ihnen vorbei fahren gesehen haben! Wieso weiß ich nichts davon?" 

"Ach das. Das war nichts besonderes, also kein Date oder sowas. Das hätte ich dir erzählt. Das war Enzos Bruder Nate. Er hat gefragt, ob wir noch in die Stadt fahren wollten. Ich glaube, dass er Enzo mit dem Ausflug bloß eins reinwürgen wollte!" 

"Ok, nochmal ganz langsam! Das einzige, was ich dank deiner Erzählung jetzt weiß, ist, dass der heiße zweite Álvarez mit dir durch die Stadt gecruised ist, um deinem One Night Stand eins auszuwischen. Merkst du was da fehlt? Richtig - Details!"

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt