Als mein Wecker klingelte, konnte ich meine Augen kaum öffnen. Sie waren vom Weinen völlig verquollen, doch ich wusste, dass wir um zehn auschecken mussten und ich nicht länger liegen bleiben konnte. Während ich mich ins Bad schleppte, dachte ich daran, dass ich gleich zurück fahren würde und ich betete, dass Enzo wenigstens den Anstand besaß, sich im Auto seines Dads einzuquartieren.
Eine lange Autofahrt mit ihm würde ich nicht ertragen. Ich sprang unter die Dusche und glücklicherweise waren meine Augen danach ein wenig abgeschwollen. Trotzdem sah ich noch immer schrecklich aus und ich wusste, dass man mir ansah, dass ich geheult hatte.
Ich föhnte meine Haare und zog mich an, dann warf ich meine Sachen in meinen Koffer und verließ das Zimmer. Ich hatte keinen Appetit, weshalb ich direkt in die Lobby ging und dort wartete. Ein wenig später kamen meine Reisebegleiter mit ihren Koffern.
,,Guten Morgen, Frau Parker. Haben Sie schon früher gefrühstückt?", fragte Mr Álvarez überrascht. ,,Ich hatte heute Morgen keinen Hunger!", antwortete ich und mied es Enzo anzusehen. ,,Sie sehen auch ein wenig krank aus! Da Enzo heute bei uns mitfahren will, denke ich wäre es das Beste, wenn wenigstens Dash Sie begleitet und einen Großteil der Tour übernimmt!", meinte er.
Ich winkte ab: ,,Ich schaff das schon, aber danke!" ,,Nein, ich denke das wäre wirklich besser. Ich möchte nicht, dass Ihnen etwas auf dieser Geschäftsreise zustößt, die von mir organisiert wurde! Das könnte ich mir nicht verzeihen", meinte er lächelnd. Als ob ihn das wirklich kümmerte. Wer weiß, wie viele Menschen er schon auf dem Gewissen hatte.
Da mir die Kraft zum Streiten fehlte, zuckte ich nur mit den Schultern und willigte ein. Wenig später saß ich auf dem Beifahrersitz neben Dash. Wir waren keine fünf Minuten unterwegs, da fragte er: ,,Übrigens alles Gute nachträglich. Ist alles okay bei dir?"
,,Danke. Ja, alles gut!", entgegnete ich knapp. ,,Ehrlich? Es sieht nämlich nicht so aus. Ist gestern irgendwas zwischen dir und Enzo passiert? Habt ihr euch gestritten?" ,,So in etwa. Hör Mal Dash, es ist super lieb, dass du dich sorgst, aber ich möchte gerade nicht darüber reden, okay?"
,,Okay. Sag Bescheid, falls ich irgendwas für dich tun kann!", sagte er leise. ,,Danke", entgegnete ich und schloss dann die Augen. Einen Großteil der restlichen Fahrt verbrachte ich damit vor mich hinzudösen oder so zu tun. Nach einer kurzen Pinkelpause, wechselten wir und ich fuhr das letzte Stück bis zu den Álvarez.
Erleichterung erfüllte mich als ich mein Auto sah. ,,Ciao Dash, bis demnächst!", sagte ich und zog meinen Koffer aus dem Auto. Das Auto der anderen war ebenfalls schon da. Mr Álvarez kam nochmal raus und sagte: ,,Schön, dass Sie dabei waren, Frau Parker. Nächste Woche ist noch ein Geschäftsessen, auf das ich Sie gerne einladen würden. Ich würde Ihnen dort gerne einen Kollegen aus der Firma vorstellen!"
Ich nickte: ,,Danke, dass ich dabei sein durfte. Schicken Sie mir einfach eine Mail wann ich wo sein soll!" Er lächelte, schüttelte meine Hand und dann durfte ich endlich gehen. Ich setzte mich ans Steuer und wenig später kam ich zu Hause an. Als ich das Auto meiner Eltern sah, seufzte ich. Das, was ich jetzt am wenigsten wollte, war Gesellschaft. Ich parkte und zog dann meinen Koffer in Richtung Haustür, vor der nicht nur meine Eltern mit einem großen Blumenstrauß und einer Torte standen, sondern auch mein Bruder, Tante Lisa mit ihrem Mann Georg und Tante Maria mit ihrer Frau Rebekka. Und meine beste Freundin.
,,Überraschung!", riefen sie alle gleichzeitig als ich in ihre Sichtweite kam und sahen mich freudenstrahlend an. Ich versuchte mich an einem aufgesetzten Lächeln, doch sah Laurel an, dass sie es mir nicht abkaufte. ,,Alles Gute, mein Schatz! Ich hoffe die Geschäftsreise war schön! Bevor du dich aufregst, dass du nichts eingekauft hast - wir haben für alles gesorgt!", sagte meine Mutter, während sie mich in die Arme schloss. Auch die anderen nahmen mich in den Arm und gratulierten.
Als letztes gratulierte Laurel mir und flüsterte dann besorgt: ,,Girl, wir reden nachher und dann erzählst du mir, was auch immer in Heidelberg passiert ist, haarklein!" Ich brachte nur ein Nicken zustande, denn sonst wäre ich vermutlich direkt wieder in Tränen ausgebrochen. Mein Herz fühlte sich an, als wäre es mir herausgerissen, drauf rumgetrampelt und dann wieder vollkommen demoliert eingesetzt worden.
Ich ließ die anderen in die Wohnung und meine Verwandtschaft, die die Wohnung noch nicht kannte, führte ich kurz herum. Wenig später machten wir uns über die Kinder Pingui Torte her, die meine Mutter gemacht hatte und über den Apfel-Streusel-Kuchen, den Tante Maria aus dem Auto geholt hatte. Ich versuchte wenigstens gut gelaunt zu wirken und nahm dankbar die Geschenke meiner Tanten und meiner besten Freundin an. Meine Eltern hatten so viel zu den Möbeln dazugegeben, dass wir besprochen hatten, dass sie mir dieses Jahr nichts weiter zum Geburtstag schenkten und mein Bruder und ich schenkten uns eh nie etwas.
Von Tante Lisa und Georg bekam ich eine große Vase, die ziemlich teuer, aber auch ziemlich schön aussah und ein paar Süßigkeiten dazu. Tante Maria und Rebekka schenkten mir einen Gutschein von Ikea im Wert von hundert Euro und von Laurel bekam ich das beste Geschenk - einen Plattenspieler.
,,Er ist zwar gebraucht, weil ich im Moment leider ein bisschen knapp bei Kasse bin - you know Studentenlife und so, aber ich hab ihn bei der Frau von Ebay getestet, bevor ich ihn ihr abgekauft habe!", sagte sie schmunzelnd, als ich ihr um den Hals fiel. Für den Hauch eines Moments vergaß ich sogar meinen Kummer.
,,Ach, das trifft sich doch super. Ich habe gerade in der Zeitung gelesen, dass am Samstag an der ,,Horner Rennbahn" ein Flohmarkt ist. Da kannst du bestimmt ein paar schöne Platten kaufen!", warf mein Vater ein und klatschte begeistert in die Hände.
,,Bist du immer noch so ein großer Shaky Fan, Mausi? Ich erinnere mich noch, wie du immer, wenn du bei mir übernachtet hast, als du noch klein warst, diese eine Kassette auf der sein Weihnachtslied drauf war, rauf und runter gehört hast! Ich durfte keine andere rein machen, selbst wenn es Hochsommer war!", sagte Tante Maria lachend in Erinnerung schwelgend.
,,Ich höre die Musik auf jeden Fall immer noch gern!", meinte ich. ,,Mittlerweile aber nicht nur das Weihnachtslied!"
Der restliche Nachmittag schlich trotz der schönen Gesellschaft nur so vor sich hin und ich wollte nichts lieber als meinen Koffer auszupacken und mich mit einer großen Packung Eis oder noch einem Stück Torte ins Bett zu kuscheln und mich in meinem Herzschmerz zu ertränken.
Gegen halb sieben machten sich alle nach und nach auf den Weg zurück nach Hause. Um sieben saß ich dann mit Laurel allein im Wohnzimmer. Sie hatte uns einen Tee gekocht und sich nun neben mich gesetzt.
,,Also Süße - was hat er gemacht? Ich geh ja mal davon aus, dass es um Enzo geht?"
A.N.:
Hey meine lieben Leser*innen,
ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, auch wenn es jetzt nicht so spektakulär war. Falls ihr Flora Cash nicht kennt, hört auf jeden Fall mal rein. Ich bin im Moment voll der Fan. 'Your're Somebody Else' hab ich aus der Netflixserie 'Locke and Key', die meiner Meinung nach ziemlich underrated ist. Also falls ein paar Serienjunkies unter euch sind, schaut auch da auf jeden Fall mal rein ;)
Eure Catching011Alice
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Lo Que Quieres - Was du wirklich willst
Romansa"Ach, ich hatte vergessen, dass du schlechte Erfahrungen mit One Night Stands gemacht hast. Tut mir natürlich leid, dich jetzt in so eine Situation gebracht zu haben!" Enzo lehnte sich nun mit hinterm Kopf verschränkten Armen auf dem Sofa der Sitzec...