Cuarenta y uno

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,,Wow, na da kann ich nachher ja erstmal eins der tausend Fotos auf Instagram posten!", meinte ich und scrollte nochmal durch die letzten paar Bilder, die ich in dem Schloss zu dem uns die Tour unter anderem geführt hatte, gemacht hatte. In der untergehenden Sonne hatte alles nochmal doppelt so schön ausgesehen, als wenn es bewölkt gewesen wäre.

,,Auf Wiedersehen ihr zwei!", rief Gustav aus dem Bus und zu. ,,Tschüss, Gustav!", meinte Enzo und hob grinsend eine Hand. Es hatte sich herausgestellt, dass er genauso gern Sprüche riss, wie Enzo. Inge, Gustavs Frau, die schon voran gegangen war, hatte vorhin nur gelacht und mir geraten ich sollte mir das ja gut überlegen mit so einem Mann. Weder Enzo noch ich hatten sie aufgeklärt, dass wir kein Paar waren, allerdings war ich mir nicht sicher, ob Enzo ihren Kommentar überhaupt mitbekommen hatte, da er gerade in einer Diskussion mit Gustav gesteckt hatte.

,,Sechshundert Meter von hier soll es laut mikaaa_93 die besten Falafel geben, die Heidelberg zu bieten hat. Magst du Falafel?", fragte Enzo mit einem Blick auf sein Handy. Ich zuckte mit den Schultern: ,,Hab ich ehrlich gesagt noch nie gegessen", gestand ich.

,,Na dann wird es Zeit! Oder möchtest du lieber auf Nummer sicher gehen und an deinem Geburtstag etwas essen, was du kennst und sicher magst?", fragte er und sah mich an. Ich musste mich beherrschen, um mich nicht in seinen Schokoladenbraunen Augen zu verlieren.

,,Von mir aus können wir es ausprobieren. Wenn du sagst, dass es schmeckt, vertraue ich dir", sagte ich und folgte ihm dann in die Richtung, in die uns sein Handy Navi führte. Wenig später kamen wir bei einem kleinen Imbiss an, dessen Namen ich nicht lesen konnte, da er auf arabisch an der Diele stand und Enzo bestellte für uns.

Ein paar Minuten später hielt er mir eine Rolle hin, die mich an den Dürüm Döner erinnerte, den mein Bruder ständig aß. Hier war allerdings kein Fleisch, sondern Falafel drin, neben ein wenig exotisch aussehendem Gemüse und Soße.

Wir setzten uns ein wenig abseits auf eine kleine Mauer und begannen zu essen. ,,Und, was sagst du?", fragte Enzo schließlich. Ich beeilte mich mit dem Kauen, damit ich ihn beim Sprechen nicht versehentlich anspuckte und meinte dann: ,,Ich muss sagen, der Minzgeschmack hat mich ein bisschen überrascht und ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, was das Rote hier ist, aber es schmeckt ziemlich gut!"

,,Bueno! Ich glaub das ist rote Beete!", meinte er zwinkernd. ,,Echt? Wieso ist sie so hell?", fragte ich. ,,In Salzlake eingelegt!", antwortete er. ,,Bist du jetzt neuerdings auch Koch, oder woher weißt du das?", fragte ich neugierig, während ich den letzten Bissen nahm.

Enzo lachte: ,,Nein, aber ich hatte damals mal einen Kumpel, dessen Eltern aus dem Libanon kamen. Wir haben ihnen manchmal beim Kochen geholfen. Habe einiges bei ihnen gelernt!" ,,Achso, cool. Jetzt bist du aber nicht mehr mit ihm befreundet?", fragte ich. Enzo zögerte und meinte dann: ,,Nein, sie sind noch vor unserem Abschluss nach München gezogen!"

,,Oh ok, das ist ja blöd!", entgegnete ich lahm, weil ich nicht einschätzen konnte, wie nah Enzo und sein Kumpel sich gestanden hatten. Er zuckte aber nur mit den Schultern: ,,Es ist wie es ist." Ich nickte nur. ,,Wie läufts eigentlich mit deinem Sonnenschein?", fragte er plötzlich, knüllte sein Papier zusammen und nahm mir meins ab.

,,Liam meinst du? Wir haben uns nicht mehr getroffen", sagte ich schlicht. ,,Wieso nicht?", fragte Enzo und sah mich dabei immer noch nicht an. Weil ich nicht mehr in ihn verknallt zu sein scheine, sondern offensichtlich gerade dabei bin, mich in dich zu verlieben, auch wenn das nie eine Option war.

,,Keine Ahnung, es hat irgendwie nicht so gefunkt als wir geredet haben!", meinte ich schlicht und hoffte damit war das Thema gegessen. Enzo sprang von der Mauer und steuerte den Mülleimer ein Stück abseits an. Dann kehrte er zurück und sah zu mir auf.

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt