Diecisiete

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Der Nachmittag verging wie im Fluge. Die Kollegin, die ich kennelernte hieß Emilia und sie war einfach super. Der Typ freute sich richtig ihr das unterschriebene Dokument in die Hand zu drücken, durch welches er ein Vermögen an die Firma abdrückte. 

Emilia war außerdem auch extrem freundlich und witzig. Sie hatte eine ganz eigene und echte Art, die irgendwie nicht so richtig in mein Bild von der Álvarez Familie passte. Als ich zu Hause war, durchlief ich den Nachmittag immer und immer wieder in Gedanken. Es war einfach phänomenal, wie sie den Typen, der bestimmt doppelt so alt war, wie sie, um den Finger gewickelt hatte.

Auch die nächsten zwei Wochen rannten gefühlt nur so an mir vorbei. Ich hatte alle Hände voll mit der Arbeit und mit meinem eigenen neuen Haushalt zu tun, an welchen ich mich noch gewöhnen musste. Ich schaffte es weder mit Laurel, Simon und Diana feiern zu gehen, noch mich den Nachbarn vorzustellen, was ich eigentlich schon längst hätte tun wollen. 

Als ich am Dienstag in meiner dritten Woche im Büro saß, wurde mein Tagesablauf jedoch gestört. Gegen halb vier am Nachmittag klopfte es. "Herein?", fragte ich. "Na, Jess. Wie läufts?", fragte Nate.

"Hi, lang nicht gesehen! Soweit ganz gut!", meinte ich. Letzte Woche hatte ich jeden Tag allein gegessen, denn sowohl Mr und Mrs Álvarez waren außer Haus, als auch die Jungs. "Nice! Ich wollte fragen, ob du Bock hast heute Abend mitzukommen?" 

Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ein paar mehr Infos bräuchte ich schon, um die Frage zu beantworten!", entgegnete ich. 

Nate lachte. "Wir gehen heute Abend auf die Dreistundenparty! Normalerweise laufen da nur Studenten rum, aber durch Enzo kommen wir auch rein!", erklärte er.

"Enzo studiert?", fragte ich erstaunt, denn das hätte ich ihm tatsächlich irgendwie nicht zugetraut. "Scheiße nein!", sagte Nate lachend. "Er hat sone Literaturstudentin geknallt und die lässt uns wohl rein!" 

Ich zog bei seiner Ausdrucksweise eine Grimasse, ging jedoch nicht näher drauf ein. "Und er will, dass ich mitkomme?", fragte ich nun eher skeptisch.

"Genau genommen, hat er gesagt, ich darf jemanden mitnehmen. Also geht das klar!", meinte er und ich sah ihm an, dass er seinem Bruder mal wieder eins auswischen wollte. Ich wusste allerdings nicht so genau, ob ich Teil dieses Schachzugs sein wollte.

"Ich weiß nicht, ich muss morgen wieder früh arbeiten", entgegnete ich zweifelnd. "Deswegen ist es ja nur eine Dreistundenparty! Komm schon, Jess! Das wird lustig!", versuchte er mich zu überreden.

Ich hatte keine Ahnung, wo das "Na gut, ich bin dabei", herkam, doch ich hatte es zu Nate gesagt und jetzt konnte ich es nicht mehr zurück nehmen. "Mega! Wie ist deine Adresse? Wir holen dich nachher ab! So gegen halb zehn."

Ich gab ihm also meine neue Adresse und dann verließ er das Büro wieder. Ich versuchte mich die letzte Stunde auf meine Arbeit zu konzentrieren, doch meine Gedanken schweiften ab. Ich überlegte, was ich anziehen sollte. Und viel wichtiger, wie ich mit Enzo umgehen sollte. Das würde vermutlich ziemlich seltsam werden.

***

Mein Herz klopfte viel zu schnell, als ich um neun fertig auf meinem Bett saß. Ich hatte mich für ein dunkles Kleid entschieden, was silbern glitzerte. Es fiel eng aus und betonte meine Rundungen perfekt - deshalb hatte ich mich damals entschieden es zu kaufen.

Jetzt fragte ich mich, ob ich mich nicht wohler in etwas weniger aufreizendem gefühlt hätte. Zum Umziehen war es mir jetzt jedoch zu spät - außerdem hatte ich mein Make Up darauf abgestimmt.

Da die Party nur drei Stunden gehen würde, hatte ich mich für schwarze Sandalen mit Absatz von Asos entschieden. Meine Haare hatte ich zum einem lockeren, hohen Zopf gebunden, aus dem ein paar Strähnen herausfielen, die mein Gesicht umrahmten.

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt