Cincuenta y cinco

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Im selben Moment schaffte Enzo es jedoch tatsächlich, sich loszureißen und stieß fest gegen seinen Bruder, der Valerio anrempelte. Ein brennender Schmerz fuhr durch meinen Arm und ich riss die Augen weit auf. Der Schuss hallte in meinen Ohren nach und ehe ich die ganze Situation erfasst hatte, sah, ich wie Valerio die Waffe erneut hob, doch im gleichen Moment die Tür aufgerissen wurde.

Vier Männer und zwei Frauen stürmten durch die Tür - ihre Waffen erhoben. ,,Wir sind Agenten vom Bundesnachrichtendienst. Waffen fallen lassen!", bellte die Frau, die voran ging. Sie waren alle in Zivil gekleidet, doch trugen kugelsichere Westen.

Valerio ließ die Waffe sinken. Nate sah in meine Richtung, doch der Blick, den er mir zuwarf, war alles andere als besorgt. Er lächelte immer noch und ich ahnte, dass er noch ein Ass im Ärmel hatte. Doch nicht alle waren so entspannt wie er. Luis war käseweiß im Gesicht und auch Mr Álvarez sah nicht begeistert aus. Er warf mir einen mörderischen Blick zu und ich wusste nicht, vor wem ich mehr Angst haben sollte - vor ihm oder vor seinem ältesten Sohn.

Die Polizistin ging auf Mr Álvarez zu und riss diesem die Papiere aus der Hand. Mit einem kurzen Blick darauf, sagte sie: ,,Pablo Álvarez - Sie sind vorläufig festgenommen, wegen Schmuggel von Bargeld, Zollhinterziehung, Geldwäsche und Bildung einer kriminellen Vereinigung!", sagte sie, während sie ihm Handschellen anlegte.

Ich nahm wahr, wie auch Luis Handschellen angelegt bekam, genauso wie Valerio und ihnen ihre Vergehen aufgezählt wurden. ,,Enzo González Álvarez - Sie sind verhaftet, wegen gewerbsmäßigem, bewaffneten Drogenhandels!", hörte ich einen der Männer durch das Rauschen in meinen Ohren sagen.

,,Das muss ein Missverständnis sein. Ich handle nicht mit Drogen! Und ich bin nicht bewaffnet", entgegnete Enzo völlig überrumpelt.

Ich schüttelte den Kopf. Ich war fassungslos und völlig überfordert mit der Situation. Das war alles ganz anders geplant gewesen. Das sollte alles ganz anders laufen. Wie konnte der Plan so schief gehen?

,,Wir haben vor wenigen Minuten große Mengen Kokain, Extasy und LSD, sowie mehrere Handfeuerwaffen in unmittelbarer Nähe der Drogen in ihrem Club sichergestellt", erklärte der Polizist, während er die Handschellen schloss.

Auch wenn mein Verstand langsamer zu arbeiten schien, als sonst, klickte es in meinem Kopf und mein Blick fuhr erneut zu Nate. Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen, zwinkerte er mir kaum merklich zu. Er hatte uns reingelegt. Unser Plan war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, weil er uns seit Freitag ohne unser Wissen verfolgt hatte. Plötzlich begannen schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen.

,,Schaffen Sie es bis nach draußen, Frau Parker? Dort wartet bereits ein Krankenwagen!", sagte die andere Polizistin und griff mich am unverletzten Arm. Ich blinzelte und war nicht fähig irgendwas zu sagen.

Meine Gedanken fühlten sich plötzlich an, als wären sie in Honig getränkt worden. Ich hatte das Gefühl keinen einzigen davon greifen zu können, da sie alle zäh aneinander hingen.

,,Sie ist angeschossen und steht unter Schock, Krieger! Ich bring sie raus!", sagte sie an die andere Frau gewandt, die scheinbar die Chefin war.

Wir gingen aus dem Gebäude, das hieß, sie ging und ich stolperte eher. Draußen wimmelte es nur so vor Leuten. Ich sah, dass ein grauer Mercedes mit verdunkelten Scheiben gerade ausgeräumt wurde. ,,Was ist da los?", fragte ich und meine Zunge fühlte sich schwer wie Blei an. ,,Im Auto von Valerio Álvarez wurden Haare und Blut gefunden. Er wird sich wegen mehr als versuchtem Mordes verantworten müssen. Die Proben werden heute noch eingeschickt!", antwortete die Polizistin, die mich nach draußen begleitete.

Erst als ich im Krankenwagen lag und auf dem Weg ins Krankenhaus war, schien ich schließlich wieder richtig aus meiner Schockstarre zu erwachen. Die Agentin des BND war mitgefahren. ,,Was ist mit Enzo? Und was mit Nate? Wurde er auch verhaftet?", sprudelte es wie aus dem Nichts aus mir heraus. ,,Nate konnte nichts nachgewiesen werden. Zu allen, die wir heute verhaftet haben, darf ich keine weitere Auskunft geben!"

Ich sah sie entsetzt an. Nate war auf freiem Fuß. Das war eins der schlimmsten Dinge, die hätten passieren können. ,,Das mit den Drogen war nicht Enzo. Das war Nate. Er hat ihm das angehängt!", begann ich Enzo zu verteidigen. Mitleidig sah mich die Frau an: ,,Dann hoffe ich für ihn, dass er das beweisen kann, denn auf bewaffnete Drogenhandel stehen bis zu fünfzehn Jahre!"

Ich schluckte. Das konnte doch nicht wahr sein. ,,Ich muss mit Frau Flemming reden!", sagte ich und konnte nicht verhindern, dass mir ein Schluchzen entfuhr. Es war schlimmer gelaufen, als ich es mir vorgestellt hatte. ,,Erstmal kommen Sie jetzt ins Krankenhaus damit ihre Wunde versorgt werden kann. Sie können von Glück sagen, dass es nur ein Streifschuss war", sagte sie und tätschelte mir die unverletzte Schulter.

,,Bitte sagen Sie Frau Flemming, dass ich morgen so früh wie möglich mit ihr sprechen muss! Es ist dringend!", sagte ich und versuchte so eindringlich wie möglich zu reden. Wenn Nate auf freiem Fuß war, würde er alle Beweise vernichten und vermutlich einen Killer auf Enzo ansetzen. ,,Das werde ich machen!", versprach sie mir.

Ich wusste nicht, wie lang es dauerte, bis sich die junge Ärztin, die Dienst hatte, meine Wunde angesehen und versorgt hatte und ich zur Überwachung in einem der Krankenhausbetten lag und schlafen sollte. Dadurch, dass ich in der letzten Nacht kaum ein Auge zugetan hatte und mir die Schmerzmittel jetzt den Rest gaben, schlief ich entgegen meiner Erwartung tatsächlich ziemlich schnell ein.

A.N.:

Sooo ihr Lieben,

das war es für heute erstmal. Morgen veröffentliche ich dann die letzten Kapitel :)
Einen schönen Restsamstag euch❤️

Eure Catching011Alice

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt