Cincuenta y seis

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,,Ist Ihnen bewusst, dass Sie sich, indem Sie Herrn Álvarez in ihren Auftrag eingeweiht haben, strafbar gemacht haben?", fragte Frau Flemming, die mir in dem Konferenzraum, in dem ich sie damals kennengelernt hatte, gegenüber saß.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte sie böse an: ,,Ach und ihre Erpressung mit meinem Bruder war ganz legal?", fauchte ich. Sie zögerte einen Moment, dann sagte sie: ,,Na schön, wir werden über ihren Fehltritt hinweg sehen. Aber ich kann ihren Freund nicht einfach wieder rausholen, wenn er uns keine handfesten Beweise liefern kann!", stellte sie scharf klar.

,,Und wenn er es könnte, dann schon?", fragte ich. Sie zögerte. ,,Wenn sie ausreichen, um auch seinen älteren Bruder ins Gefängnis zu bringen und noch ein paar zusätzliche Beweise gegen seinen Vater dabei sind, dann ja!"

,,Dann lassen Sie mich bitte zu ihm. Ich muss mit ihm sprechen und sehen ob ich von hier draußen irgendwas tun kann, bevor Nate alle Beweise vernichtet!", sagte ich flehend. ,,Im Moment ist das nicht möglich!", sagte sie.

,,Ich bitte Sie - Sie sind der Geheimdienst! Er wird vielleicht nicht mehr lang genug leben, um irgendwas zu erzählen, wenn wir uns nicht beeilen! Sie wissen doch, wie das läuft!", schrie ich sie jetzt fast an, denn ich war einfach nur noch verzweifelt.

Frau Flemming seufzte und schien über meine Worte nachzudenken. ,,Ich muss kurz telefonieren!", sagte sie, stand auf und verließ ohne ein weiteres Wort abzuwarten den Raum.

Ich stützte den Ellenbogen meines gesunden Arms auf den Tisch und stützte meinen Kopf darauf. Seit ich heute Morgen im Krankenhaus aufgewacht war, hatte ich an nichts anderes als an Enzo denken können.

Bereits in der Morgenzeitung wurde von dem Einsatz gestern Abend im Uranus berichtet. Die Familie Álvarez wurde namentlich erwähnt, aber es war Gott sei Dank nicht die Rede davon, dass Enzo die Familie verraten hatte und auch ich wurde nicht erwähnt und war zum Glück auch auf keinem der beiden abgebildeten Fotos zu sehen.

Dennoch hatte ich bereits einige entgangene Anrufe meiner Eltern. Wenn es stimmte, dass mein Vater in A&P investiert hatte, nur weil ich dort arbeitete, dann war es nur verständlich, dass er mit mir reden wollte.

Es überraschte mich, dass Laurel sich noch nicht gemeldet hatte, denn sie kannte als einzige von meinen Freunden, auch einige der Gesichter der Álvarez und hatte ihren Namen sicher nicht vergessen. Doch es war früh gewesen, wahrscheinlich hatte sie noch geschlafen oder zwischen ihr und Jon war jetzt endlich was gelaufen und sie war gar nicht zu Hause.

Ich war eigentlich ganz froh darüber, dass nur meine Eltern versuchten mich zu sprechen, denn ihnen konnte ich erstmal aus dem Weg gehen. Laurel würde, sobald sie davon erfahren würde, vor meiner Tür stehen und Sturm klingeln, bis ich ihr aufmachen würde und für ein Gespräch war das Geschehene noch viel zu frisch.

Die Tür öffnete sich und Frau Flemming kam herein. ,,Ich habe gute Nachrichten für Sie!", sagte sie und sah ein wenig verwundert aus. Ich richtete mich augenblicklich auf und sah sie hoffnungsvoll an.

,,Ihr Freund hatte heute Morgen Besuch - auch wenn ich mir nicht erklären kann, wieso, denn eigentlich wurde ein vorläufiges Besuchsverbot von allen, die wir gestern verhaftet haben, ausgesprochen. Naja, darum geht es nicht. Er hat sich bereits mit einer unserer Abteilungen in Verbindung gesetzt und uns um einen Deal gebeten. Er hat wohl belastende Beweise gegen seinen Vater und seinen ältesten Bruder!", erklärte sie und ich sah sie überrascht an.

Enzo hatte zu mir gesagt, dass er keinen von beiden festnageln könnte, da er nicht wusste, wo sein Vater die Dokumente verwahrte. Ich betete, dass er wusste, was er tat. ,,Und das heißt? Wann kommt er aus dem Gefängnis?", fragte ich ungeduldig.

,,Er wird in ein paar Stunden von einigen Kollegen nach Hause begleitet, um die Dokumente zu überreichen. Gerade ist er dabei ein Geständnis abzulegen. Sobald alles geprüft wurde, darf er vermutlich wieder raus!", sagte sie.

,,Und wie lang dauert das etwa?", hakte ich nach. ,,Wenn Sie Glück haben ist er morgen Abend wieder auf freiem Fuß", antwortete sie und lächelte dabei sogar ein wenig. Mir stiegen schon wieder Tränen in die Augen. Vielleicht würde das Ganze ja doch noch irgendwie ein gutes Ende nehmen. Jetzt musste er nur noch bis morgen im Gefängnis durchhalten, ohne, dass sein Vater oder vermutlich eher Nate jemanden auf ihn ansetzte.

Wenig später war ich wieder zu Hause. Ich hatte mit Frau Flemming noch über einen eventuellen Zeugenschutz gesprochen, doch sie musste das erstmal mit ihren Vorgesetzten absprechen. Sie hatte mir aber versichert, dass Enzo und ich bald von ihr hören würden und zur Sicherheit stand ein Agent vor meiner Wohnung Wache.

Ich sprang als erstes unter die Dusche um die vergangene Nacht von mir abzuwaschen und aß etwas, da ich mich nicht mehr erinnern konnte, wann ich das letzte Mal etwas zu mir genommen hatte, was schon ein ziemlich schlechtes Zeichen war.

Schließlich griff ich nach meinem Handy. Ich hatte mittlerweile dreizehn verpasste Anrufe von meinem Dad und das Handy meiner Mutter hatte sieben Mal bei mir versucht anzurufen. Sogar mein Bruder hatte es dreimal versucht.

Obwohl mir überhaupt nicht nach reden zumute war, wollte ich nicht, dass sie sich sorgten, also rief ich meinen Dad kurzerhand zurück. Er ging nach dem ersten Klingeln ran. ,,Gott sei Dank, Jessica! Wieso meldest du dich jetzt erst? Wir haben das in der Zeitung gelesen - das ist doch die Familie bei der du arbeitest oder nicht?", sprudelte es aus ihm heraus.

Ehe ich etwas sagen konnte, hörte ich meine Mutter im Hintergrund: ,,Ist das Jessica?" Mein Dad antwortete ihr und wenig später war ich auf laut gestellt und begann die Geschichte zu erzählen, die ich mit Frau Flemming abgesprochen hatte.

A. N.:

Soo meine Lieben,

heute poste ich im Laufe des Tages die restlichen Kapitel :) Danke, dass ihr dabei wart und seid!

Viel Spaß🎉

Eure Catching011Alice

Lo Que Quieres - Was du wirklich willstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt