Er blinzelte ein paar Mal, ganz so als hätte er sich gerade verhört. Ich hatte instinktiv die Luft angehalten und jede Faser meines Körpers war zum Zerreißen gespannt. Ich bereute nicht, was ich gesagt hatte, denn es war die Wahrheit. Ich wusste nur nicht, was für eine Reaktion ich bekommen würde. Ich wusste aber, welche ich mir erhoffte.
,,Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?", fragte er tonlos und sah mich an, als würde ich Witze machen. Alles in mir zog sich zusammen. Ich schluckte. ,,Doch, ich meine das vollkommen ernst!"
Er rutschte ein Stück von mir ab. ,,Ich dachte wir sind uns beide im Klaren gewesen, was das hier ist. Wir sind Kollegen, wenn's hochkommt Fuckbuddies, aber das wars!" Seine Worte trafen mich härter, als ich es für möglich gehalten hatte und für einen Moment hatte ich das Gefühl nicht mehr atmen zu können.
,,Ich weiß. Es ist ja auch nicht so, dass ich es mir ausgesucht habe!", sagte ich und rang um meine Fassung. Das schlimmste, was jetzt passieren konnte war, dass ich in Tränen ausbrach. Fuckbuddies. Das war alles, was das hier für ihn war?
,,Scheiße, warum musst du das Ganze so kompliziert machen?", fragte er und klang jetzt fast wütend. Es war als würde die Frage in meinem Kopf einen Schalter umlegen. Schließlich konnte ich selber nichts für meine Gefühle und er war dabei auch nicht ganz unschuldig.
,,Warum ich das ganze kompliziert machen muss!? Was zur Hölle ist das denn hier bitte gerade?", fragte ich und gestikulierte wie wild um uns herum. ,,Was war das eben für ein Kuss? Daran bin jawohl nicht ich allein schuld! Du hast ihn erwidert und du kannst mir nicht erzählen, dass das ein typischer Kuss vorm Sex war! Das war etwas ganz anderes! Du hast dir Mühe gegeben, um eine Sache nach der anderen zu planen, nur weil ich Geburtstag habe. Wärst du ein einfacher Kollege, dann wärst du vielleicht mit mir essen gegangen und das wars! Du hast mich auf diesen Ball eingeladen und dir ein Lied gewünscht, von dem du wusstest, dass ich den Künstler mag. Was sollte ich denn verdammt nochmal denken?", fuhr ich ihn an.
Er fuhr sich sichtlich frustriert durch die Haare. ,,Sorry, aber da hast du was falsch verstanden!", sagte er stumpf und zog sich dann aus dem Wasser. Ich schnappte fassungslos nach Luft und jetzt begannen die Tränen hinter meinen Lidern zu brennen. ,,Du lügst! Hör auf dir selber etwas vorzumachen. Vielleicht willst du es nicht wahr haben, aber das zwischen uns ist nicht einfach nur etwas lockeres!", sagte ich und hörte selber, wie verzweifelt meine Stimme klang.
Ich hatte den Pool ebenfalls verlassen und ging in Richtung meiner Sachen. Mein Herz fühlte sich an, als stände es kurz davor zu zerbersten. Mir war übel. ,,Ich lüge nicht, Jess! Du hast dich da in was verrannt! Ich wollte nur nett sein und vom Sex weißt du, dass es nie mehr für mich war, als das! Hätte ich gewusst, dass du da so viel reininterpretierst, dann hätte ich es nie soweit kommen lassen!", sagte er schneidend und ich hatte den Drang ihn zu schlagen. Ich schlüpfte in meine Hose und meinen Pulli, auf denen sich sofort Flecken meiner nassen Haut und Unterwäsche abzeichneten.
,,Du bist ein Arschloch, Enzo! Tu nicht so, als würde es hier gerade um den Sex gehen! Ich habe mich nicht in dich verliebt, weil du gut im Bett bist!"
,,Hör verdammt nochmal auf, das zu sagen! Du kannst nicht in mich verliebt sein, Jess!" Er war laut geworden und stapfte nun an mir vorbei. Ich schlüpfte in meine Jacke und folgte ihm. ,,Wieso bitteschön nicht?", fragte ich und fast wäre mit herausgerutscht, ob es an der Mafia Sache lag, doch ich hatte mich gerade noch bremsen können.
,,Weil wir das von vornerein geklärt haben! Ich will keine Beziehung mit dir. Ich empfinde nichts für dich, Jessica!", sagte er kalt und mir war als würde ich das Knacken hören, als mein Herz tatsächlich zersplitterte.
Wortlos beschleunigte ich und stapfte an ihm vorbei. ,,Wo zur Hölle willst du jetzt hin?", rief er mir nach. ,,Was geht dich das an? Du wirst schon irgendeine anderen zum Ficken finden, falls mir was passiert!", schrie ich ihn an, ohne zurückzusehen. ,,Sei doch nicht so albern!"
Albern? Keine zehn Pferde würden mich dazu bringen, jetzt mit diesem Typen in dieselbe Bahn zu steigen. Ich war in Hamburg groß geworden, ich war das Stadt Leben bei Nacht gewöhnt. Außerdem war es nicht mal so spät und es waren noch zahlreiche Menschen auf der Straße. Einige Straßen weiter, kam ich an eine Bushaltestelle. Die Anzeige sagte, dass gleich ein Bus in Richtung Hotel fahren würde, jedenfalls meinte ich den Haltestellennamen schon in der Nähe gesehen zu haben.
Ich versuchte mich gedanklich auf die Route bis zum Hotel zu konzentrieren, um mich von jeglichem Gedanken an Enzo abzubringen. Wenig später stieg ich in den Bus und es dauerte nicht lang bis ich ankam. Ich hatte recht gehabt - die Haltestelle war zwei Straßen neben dem Hotel. Ich rang mit mir, ob ich noch in eine Bar gehen sollte, um meinen Kummer zu ertränken, aber ich spürte, dass ich meine Tränen nicht mehr lang zurückhalten konnte. Deshalb stapfte ich in Richtung meines einzigen Zufluchtsort, den ich hier in Heidelberg hatte.
Ich versuchte die Wut festzuhalten. Wütend zu sein war leichter, als am Boden zerstört. Im Fahrstuhl hätte ich beinahe die Fassung verloren, doch gerade noch rechtzeitig hielt er auf meiner Etage. Ich öffnete meine Zimmertür und kaum war sie hinter mir ins Schloss gefallen, kullerte die erste Träne aus meinem Augenwinkel.
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Lo Que Quieres - Was du wirklich willst
Romance"Ach, ich hatte vergessen, dass du schlechte Erfahrungen mit One Night Stands gemacht hast. Tut mir natürlich leid, dich jetzt in so eine Situation gebracht zu haben!" Enzo lehnte sich nun mit hinterm Kopf verschränkten Armen auf dem Sofa der Sitzec...