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Was hatte ich nur getan... ich hatte zwei Herzen zerrissen... zwei Menschen verletzt... es war genau das eingetreten, wovor ich Angst hatte und was ich nie wollte, weshalb ich mich von Anfang an immer eher im Hintergrund gehalten hatte... unscheinbar war und nu zweifelte ich...

Ich hatte damals den Augenblick versäumt, meine Gefühle zu offenbaren. Die Angst und die Zweifel waren zu groß gewesen. Angst vor Ablehnung... unerwiderte Gefühle... und ich war zu jung und unerfahren... so blieb alles nur ein Traum...

Doch der Traum war zur Realität geworden und platzte dennoch wie eine Seifenblase. Dafür hatte ich knapp 20 Jahre gebraucht... und alles was ich mir mühselig aufgebaut hatte zerbrach, weil ich schwach geworden war, weil ich den Kopf aus mein Herz angeschaltet hatte...

Und die einzige Frage die ich mir stellte: War es das wert?

1996

„Hanna, kommst du?" „Jaaaaa ich brauch noch fünf Minuten!", rief ich meiner Cousine zu und schlüpfte in meine Doc Martens. Was genau auf dem Plan stand, das wusste ich nicht und eigentlich war es mir egal, denn ich war gerne mit Pia und ihren Freunden unterwegs. Ich war noch keine 15 und sie war bereits 19 Jahre alt, hatte einen Führerschein und musste nicht wie ich, sich zu Hause abmelden... wenn ich aber mit ihr unterwegs war, dann war ich wie sie frei.
„So... verräts du mir denn, wohin wir fahren?", fragte ich und schnappte mir dabei meine Jacke. „Wir holen jetzt Joelle ab und fahren nach Köln.", erklärte Pia. „Mom? Wir sind weg! Klärst du das noch mit Tante Inge, das Hanna hier bleibt heut Nacht?" „Habe ich schon. Viel Spaß wünsch ich euch! Bis später!", erklang die Stimme meiner Tante und schon schob mich Pia zur Tür raus. Ich bewunderte sie. Nicht nur das sie volljährig war, nein... sie sah gut aus, hatte ihr Abi bereits in der Tasche und sollte bald in Köln studieren, dazu fuhr sie einen ganz neuen VW Golf, den sie mal eben von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. Ich hatte zwar auch soweit alles, und finanziell ging es meinen Eltern weiß Gott nicht schlecht, aber die hier war eine andere Liga, in dem sich meine Cousine aufhielt.
Wenn man es genau nahm, war sie eigentlich auch nicht meine richtige Cousine. Verwandt waren wir schon, aber es war etwas kompliziert... Pias Mama und meine Mama waren beste Freundinnen seit der Schulzeit. Und durch meine Tante und meinen Onkel, hatte meine Mama meinen Papa kennengelernt, denn die Schwester meines Papas, war mit dem Bruder meines Onkels verheiratet... und um diese verwirrende Familienkiste nicht immer erklären zu müssen, waren wir ganz schlicht und einfach Cousinen.
Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und wollte gerade schon die Tür zu machen, als Pia mich darauf aufmerksam machte, das nicht ich, sondern Joelle vorne saß. Begeistert, das sie ausgerechnet dann mitkommen musste, wenn ich bei Pia war, war ich nicht. Joelle war Pias beste Freundin seit dem Kindergarten, ebenfalls aus reichem Hause, was sie gerne andere spüren lies. Zu mir war sie zwar immer nett und freundlich gewesen, aber ich mochte sie nicht. In meinen Augen war sie hochnäsig, eingebildet und falsch. Oft hatte ich bereits mitbekommen, wie sie herablassend und ekelhaft mit anderen Menschen umging. Ebensowenig konnte ich Pia verstehen, das sie dies so akzeptierte und nicht einfach mal ihren Mund aufmachte... aber... es war ihre Freundin und nicht meine...
Nachdem Joelle gefühlt noch Ewigkeiten gebraucht hatte, waren wir dann nach ner weiteren guten halben Stunde endlich auf der Autobahn mit Ziel Köln. Ich freute mich auf etwas Shopping, was essen gehen und einfach etwas Spaß... da hatte ich mich aber zu früh gefreut. Denn anstatt am Zentrum von der A 57 rauszufahren, fuhr sie weiter über die Zoobrücke Richtung Messe/Tanzbrunnen.
„Wollten wir nicht in die Stadt?", fragte ich. „Später Maus... Joelle will zuerst noch jemanden besuchen... dauert auch nicht lang!", antwortete Pia und lächelte nach hinten in den Spiegel. Das konnte ja was werden, dachte ich und lies mich wieder nach hinten in den Sitz fallen. Immer hatte sie irgendeine Extrawurst... und wir waren meist die Leidtragenden... Pia fuhr plötzlich auf ein Hafengelände und parkte kurz vor dem Tor. Gefühlt 100 Mädchen in unserem Alter standen ebenfalls hier sowie 2 große Schwarz-gekleidete Herren, die wie aus dem nichts aufgetaucht waren. Joelle machte das Fenster runter, sagte ihren Namen und zeigte ihnen irgendwas, so das uns das Tor geöffnet wurde, und wir durchfahren konnten.
„Hab ich was verpasst? Kann mir mal jemand erklären wo wir sind, und was die ganzen Girlies da draußen machen?" „Wir besuchen einen Freund!", sagte Joelle nur. „Ahja... erklärt aber den Menschenauflauf und die beiden Kanten da draußen aber nicht!" „Hanna gleich...", sagte Pia sanft und parkte letztlich. „Komm... wir sind da..." „Hanna kann im Auto warten! Das ist nichts für sie!", sagte Joelle und knallte mir die Tür vor der Nase zu. Entschuldigend sah Pia mich an. „Ernsthaft? Ich muss hier warten? Wir waren verabredet!", motzte ich. „Ich schau, was ich tun kann..  bin gleich zurück Maus!"
Sauer blieb ich zurück und von wegen gleich zurück... mittlerweile war fast eine Stunde vergangen, das ich im Auto saß, bis es am Fenster klopfte und ich in die schönsten Blauen Augen sah, die ich je gesehen hatte! Ich war sofort verzaubert, so das ich zuerst nicht merkte, das die Autotür geöffnet wurde.
„Bist du Hanna?" „Ähm ja..." „Sorry... die Mädels da vorn mussten erstmal mit Autogrammen versorgt werden... magst mit rein kommen?" „Wohin?" „Mit aufs Boot zu Joelle und Pia..." „Klar... wenn ich denn erwünscht bin...", murmelte ich immer noch sauer und stieg aus. „Na wenn nicht, wäre ich jetzt nicht hier, oder? Joelle meinte nur, dir macht das Warten nichts... aber wir wollen gemeinsam Essen... fanden Pia und die anderen also doof, dich hier sitzen zu lassen... ich übrigens auch..." „Danke..." „Ich bin übrigens Paddy..." Nun fiel es mir wie Schuppen von den Augen... na klar... Kelly Family... sie lebten ja auch einen Hausboot in Köln, hatte ich in der Bravo gelesen... aber was hatte Joelle mit ihnen zu tun, fragte ich mich. Und es erklärte auch die vielen Mädchen vor dem Tor. „Alkes ok?", fragte Paddy mich, da ich ihn wohl noch immer anstarrte. „Ja... klar..." „Na dann... Let's go!"

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt