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Paddy und ich hatten uns dazu entschieden, erstmal nur Mathilda darüber zu informieren, das sie große Schwester geworden war, denn Paddy war der Annahme, das ich sonst keine Ruhe gehabt hätte, hätte er sofort der Familie Bescheid gesagt.
Das tat er dann am darauffolgenden Abend, als ich entlassen wurde und erstmal Mathilda ihren kleinen Bruder ausgiebig begrüßt hatte. Sie freute sich wahnsinnig und wollte ihn kaum noch hergeben. Und Paddy? Der strahlte in einer Tour im Kreis.

Alles in allem pendelte es sich super zu Hause ein. Das Stillen klappte zwar wie bei Mathilda nicht, aber so konnten Paddy und die große Schwester des Öfteren mir den Kleinen auch mal abnehmen. Ich fühlte mich wohl, ich fühlte mich komplett, und ich war zufrieden. Alles hatte sich eingespielt, dachte ich zumindest...

Paddy wollte Lennart natürlich auch schnellstmöglich Taufen lassen, was für mich ebenso selbstverständlich war. Die Planung hingegen war nur etwas schwierig. Die Paten, die standen schon vor der Geburt schnell fest. Da gab es weder eine Diskussion noch Streit. Tina und Joey sollten es werden und als wir die beiden fragten war die Freude auf allen Seiten riesengroß. Nur Joey überkam der Übereifer. Am liebsten hätte er ein Fest von mehreren Tagen daraus gemacht. Die gesamte Familie sollte kommen, und da sprachen wir nicht nur von den 9 Geschwistern und deren eigenen Familien, nein auch die Verwandtschaft aus den USA sowie alle Cousins, Tanten und so weiter wollte Joey zu sich auf den Hof einladen. Selbst Tanja, die ja sonst die bekloppten Ideen ihrer Mannes kannte und immer sehr tiefenentspannt war, schlug die Hände über den Kopf zusammen und erklärte Joey für verrückt. Wie gut war es da, das wir als Eltern noch ein Wörtchen mitzureden hatten, mal abgesehen davon, das kaum ein Termin zu finden war, wo alle hätten kommen können. Zudem wollten Paddy und ich Lennart im Kreis Viersen taufen lassen, genauer gesagt in der Burgkappelle von Schloß Brüggen. Feiern wollten wir bei uns auf den Hof in der Scheune. Inzwischen war alles fertig umgebaut und Platz war ebenfalls ausreichend vorhanden. Einzig und allein buchten wir einen Caterer, da ich unabhängig davon, das der kleine Mann noch meine ganze Aufmerksamkeit forderte, keine Lust hatte, für knapp 70 Personen zu kochen und alles vorzubereiten...

Es war Frühsommer, es waren nur noch wenige Tage bis zur Taufe. Und irgendwie war der Wurm drin. Paddy bekam ich kaum zu Gesicht. Angeblich ertrank er in Arbeit, hatte eine Deadline vom Management und bei mir machten sich sofort die Sorgen um ihn wieder breit, das er sich zu viel zu mutete, sich übernahm. Und Mathilda... sie plagte sich mit einer Magen-Darm Grippe rum, wollte aber partout nicht zum Arzt. Anstatt dessen kniff sie ihre Pobacken zusammen und ging dennoch jeden Tag zur Schule. Sie war total Käsig, das es ihr nicht gut ging, war ihr ins Gesicht geschrieben. Nur ich konnte sie nicht davon überzeugen, das es sinnvoller wäre, daheim zu bleiben und sich auszukurieren. Der Ehrgeiz das Schuljahr vorzeitig zu beenden und vorzeitig ihr Abitur zu machen war einfach zu groß, um jetzt irgendeine Stunde noch vor den Prüfungen zu verpassen. Wie gesagt, ich war mehr als stolz auf mein kleines großes Mädchen, aber die Sorge überwog.
Selbst am Tag der Taufe von Lennart ging es ihr nicht besser, meines Erachtens nur noch schlimmer, das wir uns letztlich schweren Herzens dazu entschieden, das Mathilda erstmal daheim blieb. Letztlich musste sie auch Paddy versprechen nach dem Wochenende endlich einen Arzt aufzusuchen, was sie dann Gott sei dank zähneknirschend tat...

Die Taufzetemonie ging dann doch schneller als erwartet. Sie war dennoch wunderschön. Als Überraschung von Joey sangen sogar Maite und Patricia gemeinsam. Ein Lied aus vergangen Zeiten, aber es hätte nicht passender seien können. Zudem berührte es mich, das Maite anscheinend endlich damit Frieden gefunden hatte, das Paddy und ich unseren Weg gemeinsam gingen, gemeinsam mit unseren beiden Kindern.

It's cold outside
And the moon is bright
And I'm all alone tonight
If I was a star
That shined so bright
I'd shine my love to you
It's not the words you say
Neither the way they're said
And it's not the things you do
That make me want to fly
Oh baby
When a star falls from heaven
Don't ask me why
When a star falls from heaven
It just makes me cry
When stars fall from heaven
I don't know why
When stars fall from heaven
Gonna see me cry
It's cold outside
It's dar out here
You're far and I'm alone
The stars shine bright
As the tears roll down
My burning cheeks as I cry
It's not the words you say
Neither the way they're said
And it's not the things you do
That make me want to fly
Oh baby
When stars fall from heaven
I don't know why
When stars fall from heaven
Gonna see me cry

Ich war total gerührt, aber nicht nur ich. Auch Paddy liefen die Tränen hinunter und umgriff dabei feste meine Hand. „I Love you!", flüsterte er kaum hörbar und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „Du bist das Beste, was mir passieren konnte...", erwiderte ich leise und Paddy legte seinen freien Arm um mich und zog mich noch dichter an sich ran, während Lennart alles friedlich in den Arm seines Vaters verschlief. Selbst als es zur Taufe an sich kam, er bei Joey auf dem Arm lag, das Wasser über sein Köpfchen geschüttet wurde, er schlief einfach seelenruhig weiter, das Joey nur lauthals nach dem Gebet vor allen verkündete: „Das kann nur Paddys Kind sein... der hat früher auch in jeder Lebenslage nur gepennt und alles immer verschlafen!", und erntete damit schallendes Gelächter., selbst Paddy schmunzelte und Joey knuffte seinem Bruder freundschaftlich in die Seite, bevor wir uns dann gemeinsam auf den Weg nach Hause machten.

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt