64.

232 18 0
                                    

Heilig Abend: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt... Da Lukas so ein netter Kollege ist, war es für ihn selbstverständlich, das er, als er gegen halb drei an Heilig Abend einen Anruf von einem Kollegen erhielt, mit der Bitte, doch für ihn seine Schicht zu übernehmen, dem sofort zuzustimmen. Ich war sauer. Ich glaube in all den Jahren toppte das alles, was wir an Streitigkeiten erlebt hatten. Auch seine Erklärung, dafür würde er am folgenden Tag mit zu Joey kommen, machte es nur noch schlimmer! Denn eigentlich war ich nicht besser wie er... ich wollte nicht, das er mit kommt... wegen Paddy... aber das konnte ich ihm ja so auch nicht sagen... oder hätte ich es tun sollen?
Letztlich feierten Mathilda und ich zusammen Heilig Abend und genossen in Pyjamas auf der Couch zusammen ganz gemütlich den Abend. Es war zwar anders als geplant, und meine Wut auf Lukas ungebrochen, dennoch war es schön. Mathilda strahlte übers ganze Gesicht und freute sich riesig über ihre Geschenke. Besonders mein Ok, als Unterschrift über das neue Schulprojekt, war für sie das schönste Geschenk.
Zur Erklärung, seit Wochen lag mir Mathilda bereits in den Ohren, das sie gerne an dem neuen Projekt der Schule teilhaben wollte. Grundsätzlich hatte ich nie was dagegen, wenn sie sich in der Schule dermaßen engagierte, aber diesmal hatte das ganz andere Auswirkungen... ein ganzes halbes Jahr... ohne meine Tochter... mein Kind... mein Baby würde es bedeuten, denn Mathilda würde mit meiner Zustimmung ein halbes Jahr nach Afrika gehen um dort mit eine neue Schule aufzubauen, Musikunterricht zu erteilen und auch dort selbst zur Schule gehen. Lange tat ich mich schwer damit, zuzustimmen, aber nach vielen Gesprächen auch mit Joey, als auch mit Tanja, die Luke und Leon bereits ihr Ok gegeben hatten, hatte ich vor zwei Tagen doch etwas zähneknirschend zugestimmt und den Antrag unterschrieben.
Mathilda war regelrecht ausgeflippt, als sie den Briefumschlag öffnete und den Antrag heraus nahm. Sie hüpfte und schrie vor Freude so laut, das es selbst Hope etwas unheimlich wurde, und sie sich nach oben verkroch.
Den Rest des Abends ließen wir dann gemütlich mit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ausklingen, bevor es doch recht früh für uns ins Bett ging. Mathilda telefonierte noch mit Luke, während ich zu einem Buch gegriffen hatte und las, bis mich eine Nachricht erreichte.

Merry Christmas Love!
Freu mich auf dich!
Ich liebe dich!
Pad! 😘

Frohe Weihnachten.
Lukas kommt morgen mit...
Ich liebe dich... du fehlst mir wahnsinnig...
Hanna xxx

Fuck... ich Versuch mir was einfallen zu lassen... freu mich trotzdem, dich zu sehen... zu lang her... ich war ein Idiot, ich weiß...

Fällt dir früh ein...

Besser spät, als nie...ne?! Was machst du gerade? Magst du vielleicht 📞?

Und Joelle?

Schon klingelte mein Handy:

„Na..."
„Hey Paddy..."
„Schön deine Stimme zu hören!"
„Deine auch... alles gut? Joelle ist nicht da, oder wie kommt es, das du noch anrufst?"
„Naja... Streit... Same precedure as every time..."
„Was ist passiert?"
„Puh... falsches Geschenk, mein voller Terminkalender, Weihnachten bei meiner Family, anstatt bei ihrer, dann ist ihr das Essen angebrannt, mich haben Fans nach der Kirche angequatscht... etc... und bei dir? Joey meinte, du bist allein..."
„Hat er dich sofort angerufen oder wie?"
„Ne, er hat es nur beiläufig erzählt, nachdem ich vorhin anrief und ihn bat, mich vom Flughafen abzuholen..."
„Bist du schon bei Joey?"
„Ja... hätte ich vorher gewusst, du bist allein, dann..."
„Matti ist hier..."
„Ich weiß... aber... egal... ich hätt dich gern gesehen..."
„Du... bist du noch was wach?"
„Kennst mich doch! Bin ein Nachtmensch, warum?"
„Bis gleich...", schon hatte ich aufgelegt und ging zu Mathilda...

„Schatz?", klopfte ich. „Komm rein..." „Telefonierst du noch?" „Ja... schlimm?" „Nein, ganz und gar nicht... frag Luke mal, ob er dich gleich noch sehen mag..." „Wie jetzt?" „Los... frag ihn!" „Luke? Du hast Mom gehört oder? Ok... Ja klar... Ja hat er!" „Dann los... pack die Tasche, wir fahren zu Joey..."
Mathilda war ganz aus dem Häuschen, auch im Wissen, das ihr Patenonkel bereits da war und er immer noch nichts von den beiden wusste. Nach wie vor bestand sie darauf, es ihm noch nicht sagen zu wollen, und ich musste ihr erneut mein Versprechen geben, es Paddy nicht zu sagen... für den Moment akzeptierte ich da, wollte aber, bevor es im Februar für sie nach Afrika gehen sollte, nochmal eindringlich mit ihr reden...
Als ich nach etwas über einer Stunde auf den Hof von Joey und Tanja fuhr, stand Joey bereits grinsend in der Haustüre. Mathilda sprang sofort aus dem Wagen, und ich folgte ihr, nur etwas langsamer. „Frohe Weihnachten Onkel Joey!", begrüßte Mathilda ihn freundlich. „Hau schon ab, du wirst sehnsüchtig erwartet...", gab er Mathilda zu verstehen, die es sich nicht ein zweites Mal sagen lies und sofort nach oben verschwand. „Frohe Weihnachten Kleene!", begrüßte er mich nun und umarmte mich sanft. „Frohe Weihnachten!" „Gästezimmer brauchst du heute wohl nicht, nehm ich an...", grinste er und etwas verlegen schüttelte ich nur den Kopf. „Ist er schon unten?" „Ja... und ja er ist noch wach... hat sich eben noch ne Flasche Wasser geholt. Brauchst du noch was?" „Nein danke..." „Na dann hau auch du ab! Gute Nacht! Frühstück gibt es an neun!" „Danke Joey! Du auch!", ich drückte ihn nochmal, nahm meine Tasche und ging runter zu Paddys Zimmer.
Diesmal war ich frech und klopfte gar nicht, sondern öffnete leise die Tür und lugte ein Stuck durch den Spalt. Paddy lag auf dem Bett, den Rücken mir zugedreht, und Kopfhörer auf, das ich ungesehen hineinschlüpfte, mich auszog, still und heimlich mich ins Bett schlich und vorsichtig meinen Arm von hinten um ihn legte...

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt