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„Alles ok Hanna?", fragte Joey auf dem Weg zur Küche. „Ja natürlich." „Wirklich?", er war stehen geblieben und sah mich an. „Mir gehts gut Joey. Wirklich. Es ist zwar gerade vieles ungeklärt, durcheinander und kompliziert, aber..." „Dein Strahlen ist zurück!" „Wie bitte?" „Dein Strahlen... was du damals hattest in deinen Augen! Das ist mir schon vor einigen Wochen aufgefallen!" „Mein Strahlen?!" „Ja... nimm es einfach mal so hin... und das anderer... kommt Zeit kommt Rat... oder habt ihr einen Plan?" „Wir? Einen Plan? Ich hab einen, ja! Der heißt: ich kaufe gleich ein Haus mit Tierarztpraxis! Der Umzug steht an... Matti wechselt nach den Weihnachtsferien auf die neue Schule und den Rest sehen wir dann." „Ihr musst aber eine Entscheidung fällen.., so zweigleisig zu fahren, funktioniert auf Dauer nicht und endet meist nicht so schön. „Ich weiß und weder ich noch Paddy wollen Joelle und Lukas verletzen... wir wissen ja selber nicht, was da gerade passiert oder passiert ist, was es zu bedeuten hat und wie es weiter geht..." „Liebst du Lukas noch?" „Ja... und Paddy liebt Joelle..." „Aber ihr beide... ihr liebt euch auch noch..." „Ich weiß nicht, was Paddy empfindet..." „Und was empfindest du?" „Die Antwort kennst du doch schon längst..." „Ich will es aber von dir hören!" „Ja ich liebe Paddy... aber Lukas..." „Du wirst die richtige Entscheidung treffen! So nun los, lassen wir die anderen nicht länger warten..."

Ich fuhr gerade von der A61 runter, als Paddy von jetzt auf gleich das Gesprächsthema wechselte. Zuvor ging es Hauptsächlich um den Umzug, die neue Praxis, die Gegend, und jetzt...
„Du liebst mich Hanna?", fragte er frei raus, und obwohl ich auf die Straße sah und mich auf den Verkehr konzentrierte spürte ich seinen bohrenden als auch fragenden Blick auf mir. „Hast du gelauscht?" „Unbeabsichtigt..." „Dann weißt du es doch..." „Vielleicht möchte ich es ja von dir hören?" „Vielleicht macht mir das gerade aber Angst..." „Weil du nicht eindeutig weisst, was ich für dich fühle..." „Auch ja..." „War ich nicht eindeutig genug?" „Keine Ahnung ich... oh schau wir sind da...", ich war froh, für den Moment dieses Thema nicht weiter vertiefen zu müssen, als ich in die Hofeinfahrt einfuhr und wir unser Ziel erreicht hatten. „Wow! Das ist ja echt wow!", stieß Paddy hervor. „Gefällt es dir?" „Wenn der Rest nur halb so schön ist ja! Kann ich verstehen, das du hier her willst... haben wir Zeit, uns alles anzusehen?" „Natürlich!", ich parkte den Wagen und wir stiegen aus. „Das Grundstück reicht bis hinten zum Wald, siehst du? Die seitliche Scheune ist vermietet, werde ich auch so lassen. Im Haupthaus ist angrenzend die Praxis im Nebengebäude integriert." „Das ist riesig! Schaffst du das denn? Ich meine das muss ja auch alles umsorgt und unterhalten werden!" „Ja! Die Ländereien sind alle verpachtet! Die Scheune vermietet. So gab ich schon mal feste Einnahmen, die die Tilgung des Kredites zu 90 Prozent selbst tragen. Die Tierarztpraxis hat einen sehr guten Ruf. Die Leute kommen selbst von weiter her. Ich denke, ich kann das auch so halten... so überheblich bin ich jetzt einfach mal und ja, das Wohnhaus ist groß... 180 qm, aber es ist einfach wunderschön... und ich hab genug Platz, wenn mich mal wer besucht... deine Familie ist ja nun nicht klein... los komm, sie warten in der Praxis auf uns."
Der Makler führte uns nochmal übers Anwesen. Paddy war begeistert, seine Augen leuchteten richtig, und als es kurz vor der Unterschrift hieß, ich könnte auch schon ab Oktober kommen, geriet ich zwar kurz in Panik, aber er schaffte es, das ich mich beruhigte und den Vertrag unterzeichnete. Natürlich war vorab alles von einem Notar, Rechtsanwalt und einem Gutachter geprüft worden, so das es dann doch recht fix alles ging.
„Congratulation!", überschwänglich nahm Paddy mich in den Arm und wirbelte mich herum. „You did it! Du hast dir deinen Traum erfüllt! Das hab ich mir für dich und die Prinzessin immer gewünscht!" Paddy strahlte mich an. Er freute sich ehrlich für mich und Mathilda. Nicht so wie Lukas, der sich seit seiner Absage über Mattis Telefon sich kein einziges Mal mehr gemeldet hatte. Selbst auf meine WhatsApp hatte er nicht reagiert, als ich fragte, ob er heut Abend mit mir essen gehen wollte. „Alles gut? Freust du dich nicht?" „Doch klar... es ist halt nur ein großer Schritt... viel Geld..., aber ein schöner Neuanfang. Als ich das erste mal hier war, ich gab mich sofort wohl gefühlt. Es liegt ruhig, etwas abseits, dennoch super zentral und schnell alles erreichbar. Der Zug fährt direkt nach Düsseldorf durch... Matti kann mit dem Rad bis zum Bahnhof fahren... Einkaufsmöglichkeiten hast du hier sogar noch mehr, wie in Kürten..." „... der Flughafen ist ebenfalls schnell erreichbar...", grinste Paddy und verschränkte das erste Mal seit Jahren wie selbstverständlich unsere Finger miteinander. Kurz zuckten meine Finger dabei... diese kleinen Biester von Blitzschlägen... er konnte es nach wie vor... „Hier kennt uns nun wirklich keiner!", flüsterte er und zog mich hinter sich her, Richtung Koppel. Dort war er stehen geblieben, sah raus über die Felder und nach einer Zeit in der wir beide einfach nur die Ruhe genossen hatten drehte er sich zu mir. Meine Hand hatte er in der ganzen Zeit nicht losgelassen. Wir sahen uns einfach nur an und sachte strich Paddy mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Paddy hätte gar nichts sagen müssen, in diesem Augenblick verstanden wir uns wie früher einfach ohne Worte... „Hanna... ich liebe dich! Ich hab dich vor 15 Jahren schon geliebt, und werde dich auch wohl die nächsten 15 Jahre mindestens genauso lieben. Aber ich weiß nicht, wie es gerade weiter gehen soll mit mir... mit Elle... mit uns... ich...", traurig entwich er meinem Blick und sah wieder raus auf die Felder. Ich wusste es genauso wenig wie er, aber ich wusste, so schnell wie damals wollte ich ihn auf keinen Fall wieder gehen lassen. Sanft legte ich meine Hand an seine Wange und drehte seinen Kopf somit so zu mir, das er mich erneut ansehen musste. Wir waren allein, das Risiko... es gab keins... also lies ich Taten sprechen, anstatt was zu sagen und küsste ihn vorsichtig.... „Ich hab glaub ich nie aufgehört, dich zu lieben...", wisperte ich an seine Lippen.

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt