15.

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Paddy hatte uns beiden nach dem Essen zwei Glaser Rotwein eingeschenkt. Es war das erste mal seit dem Positiven Schwangerschaftstest, das ich wieder Alkohol zu mir nahm.
„Hier...", reichte er mir das Glas, was ich schmunzelnd annahm. „Ob das so ne gute Idee ist...", sagte ich zu ihm. „Du wolltest reden... Wein löst die Zungen..." „... und Hemmschwellen!", sagte ich mehr zu mir, als zu ihm, was aber aber dennoch gehört hatte. „Keine Sorge... ich würde nie so eine Situation ausnutzen, aber das weißt du, oder?!" „Klar... also... was ist los? Was ist passiert?", wechselte ich schnell zum eigentlichen Thema. Paddy saß neben mir... hielt sich an seinem Glas fest und starrte vor sich hin. „Keine Glanzleistung...", presste er hervor. „Heißt? Hast du Mist gebaut?" „Nein... so kannst du es auch nicht nennen... ich...", seine Stimme versagte und spürte, das er seine Tränen krampfhaft versuchte  zurück zu halten. „Paddy... rede mit mir... bitte!", ich stellte mein Glas auf den Tisch, rutschte zu ihm, nahm ihm dabei seins aus der Hand und stellte es ebenfalls auf den Tisch. Anschließend zog ich ihn einfach zu mir, und er lies erschöpft seinen Kopf in meinen Schoß fallen und weinte, bitterlich, wie ein kleiner Junge. Zuerst wusste ich nicht, was ich tun sollte, aber ich folgte einfach meinem Instinkt, und der sagte, Ruhe bewahren.... Was sich letztlich auch auszahlte und er Stück für Stück begann zu erzählen. „Ich kann nicht mehr Hanna... ich wollte nicht mehr... ich... ich hatte das Fenster schon geöffnet... aber... selbst das konnte ich nicht... aber auch wegen Mathilda... wegen dir... da war so eine Stimme, die sagte, ‚Hold on...' und da dachte ich plötzlich an dich und meine Prinzessin, das ihr mich zumindest braucht und... aber so... ich will nicht mehr...", schon wieder liefen die Tränen und er umklammerte mich, sodass ich ebenfalls meine Arme schützend und ihn legte. Ich konnte kaum begreifen, was er mir da gerade erzählt hatte. Ich selbst war wie paralysiert und wusste nicht, was ich tun sollte oder ihm helfen könnte. Also fragte ich ihn einfach. „Paddy... was kann ich tun? Wie kann ich dir helfen?" „Gar nicht... das kann keiner... wenn ich hier bei euch bin... das ist der einzige Ort wo ich mich wohl fühle... mich zu Hause fühle... das Schloss... da wollte ich nie sein... und jetzt ohne Mapa... ich halte es da nicht mehr aus... dazu die andauernden Streitigkeiten, Eskalationen... es bricht alles auseinander..." „Hier ist doch auch dein zu Hause... du kannst hier doch immer sein!", sagte ich ehrlich. „Ich weiß... aber... egal... das berufliche spielt sich aber in Köln ab... ich muss vor Ort sein..." „Aber? Rede bitte mit mir!" „Nein... das... ist auch egal... ich kann auf Dauer nicht hier bleiben... aber ich will auch nicht nach Köln zurück." „Und wo willst du dann hin?" „Keine Ahnung, Hauptsache weg..." „Warum kannst du nicht hier hin?" „Das... das... das ist das aber... ich kann und will dazu nichts sagen..." „Vertraust du mir nicht?" „Hanna....", seufzte er, richtete sich auf und sah mit direkten Blick in meine Augen. „Ich vertrau dir Zuviel!" Zuviel? Wie konnte man jemanden Zuviel vertrauen? „Ich versteh dich nicht." „Ich mich doch auch nicht..." „Dann versuche es mir doch zu erklären!" „Aber genau das will und kann ich nicht!" „Ok... ich fasse mal zusammen... du vertraust mir Zuviel, und kannst mir dennoch es nicht erklären..." „Genau..." „Das ist verrückt." „Ich sagte ja, mich versteht keiner!", sagte er plötzlich trotzig, entzog sich mir und wollte gerade aufstehen, doch ich griff nach seiner Hand und hinderte ihn dabei. „Nichts da! Hier geblieben. Hinsetzen. Du haust jetzt nicht ab! Das kannst du in Köln machen, aber hier nicht! Ich verurteile dich nicht! Ich bin für dich da! Immer. So wie du für mich, aber ich erwarte, das du mit mir sprichst!" „Tue ich doch gerade..." „Ja, aber du sprichst in Rätseln, du erzählst mir mal eben, das du dir das Leben nehmen wolltest, und verschwindest dann so mir nichts dir nichts? Neee das kannst du Knicken!", sagte ich bestimmt und Paddy sah mich überrascht an, denn die Art kannte er von mir nicht. „Aber..." „Nicht akzeptiert! Hier... lockert die Zungen oder?", dabei reichte ich ihm sein Weinglas. „Bitte Paddy... keine Geheimnisse... rede mit mir offen..." „Ich hab dir alles gesagt..." „Alles...? Und was ist mit deinem ‚Aber'?" „Es gibt Dinge, die behalte ich für mich... hast du doch auch! Und sag mir jetzt nicht, den ist nicht so! Du hast auch Geheimnisse vor mir, was normal ist!" „Nein, hab ich nicht! Aber sag mir doch, warum du mir diesbezüglich nicht vertraust?" „Hanna... ich vertrau dir! Mehr als selbst meinen Geschwistern... vielleicht sogar mehr als mir selber... aber warum ich dir das nicht sagen kann... ich will einfach nichts kaputt machen... nicht auch noch das, was mir geblieben ist, ok?" „Du machst doch nichts kaputt..." „Doch... vielleicht... und... das ist es mir nicht wert..." „Ich... ich... weiß gerade gar nichts mehr... außer... ich bin echt schockiert... aber nicht bös gemeint... ich bin egoistisch... aber... mach bitte nicht nochmal so ein scheiss, hörst du! Ich will dich nicht verlieren verdammt! Mathilda braucht dich und... ich brauch dich auch! Sag mir was ich tun kann, bitte!", nun brachen bei mir die Dämme und Paddy rutschte wieder zu mir und nahm meine Hände in seine. „Das was du tust und was nicht... das reicht... das du mich jetzt nicht hasst... das du hier bist..." „Ich könnte dich nie hassen...", schniefte ich leise. „Wie kommst du denn darauf?" „Ich hatte Angst... Angst das du mich nicht mehr in deinem und Mathildas Leben haben willst... das du mich... mich hasst... verurteilst...  und was weiß ich nicht... darum hab ich nichts sagen wollen... aber du... du bist so verdammt stur und hartnäckig..." „Von wem ich das bloß hab...", lächelte ich gequält und fand mich sofort in seinen Armen wieder. „Trotzdem... mir geht's scheisse... Trish, Jimmy und Joey wissen von meinem Vorfall... und du jetzt... das reicht... ich hab mir ne Auszeit bis Ende Januar genommen..." „Und dann?" „Ich weiß es nicht..." „Therapie?", fragte ich vorsichtig. „Hab die letzten Wochen nichts anderes getan..." „Und?" „Naja... ich weiß das das mit dem Springen... also das ich wollte und so... das das nicht der richtige Weg ist... aber welcher die Alternative ist, auch nicht... was ich weiß, so wie jetzt, das will ich nicht mehr..."

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt