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Sebastian war penetrant gewesen und hatte bei mir nicht locker gelassen, bis ich mich ins Auto tatsächlich setzte und nach Hildesheim fuhr... 342 km one way... was nahm ich für den Vollpfosten nur alles auf mich... mein Plan war, einfach hinzufahren, den Brief, den ich gestern Abend geschrieben hatte gemeinsam mit dem Ultraschallbild bei Sebastian abzugeben und wieder heim zu fahren.
Aber Pläne ändern sich leider bei mir oft... unerwartete Ereignisse treten ein, oder was auch immer... viel später als geplant kam ich daheim erst los. Die Morgenübelkeit hatte bei mir Einzug gehalten und ich kotzte mir tatsächlich die Seele aus dem Leib. Man was hatte ich das vermisst - nicht! Bei Mathilda hatte ich es damals schon sehr extrem gehabt, aber nach den Aussagen meiner Frauenärztin zu urteilen, war das so ein gutes Zeichen einer intakten Schwangerschaft mit hohem HCG-Wert.
Ich wusste, ich muss einfach nur eine Kleinigkeit essen, dann würde es mir besser gehen, aber mich zu überwinden, dies auch zu tun, wo mir so speiübel war, glich einer größeren Herausforderung, als einfach zu Paddy zu fahren.
Letztlich kam ich dann zwar los, aber landete somit auch im größten Wochenendsverkehr... Scheiss Ruhrgebiet, dachte ich... dazu der Name der A40 ‚Ruhrschnellweg'... das war ein Witz! Ich war alles andere, nur nicht schnell... da war eine Schnecke schneller wie ich.
Dazu kam, um so länger ich unterwegs war, umso mehr fing ich an, wieder nachzudenken. War es das Richtige, was ich gerade machte, war Paddy es wert, das ich solche Strapazen auf mich nahm, nur um ihm einen Brief zu geben, wo ich ihm die Schwangerschaft mitteilte. Er war es doch, der sonst jeglichen Kontakt unterband... telefonisch nicht zu erreichen war... der nicht einfach nach Hause kam, damit wir reden konnten... aber es half nichts. Ich wollte es hinter mich bringen... mir hinterher nichts Nachsagen lassen, warum ich nichts gesagt hätte...
Nach knappen fünf Stunden erklang mein Navi... ‚Sie haben ihr Ziel erreicht.' Ich parkte, stieg aber noch nicht sofort aus. Ich brauchte noch etwas, um mich zu sammeln, atmete noch ein/ zweimal tief durch, schrieb Tina, das ich gut angekommen war und nahm meinen letzten Mut zusammen. Mut auf Sebastian und seine Frau zu treffen, brauchte ich nicht, aber insgeheim hoffte einfach ein kleiner Teil in mir, das Paddy nicht da war und ich einfach meinen Plan durchziehen konnte. Und dieser Gedanke verfestigte sich, als ich auch nirgends sein Auto entdeckte, sodass ich durchaus entspannter und entschlossener klingelte.

Es dauerte nicht lange, da öffnete Sebastian mir die Tür. "Hallo Hanna!", wurde ich freundlich begrüßt. "Komm doch rein..." " Danke, ich wollte wirklich nur was abgeben Basti. Bist du so nett?" "Das war aber nicht der Plan... so haben wir nicht gewettet..." "Paddy ist doch sowieso nicht da..." "Sagt wer?", dabei öffnete er nun gänzlich die Türe, sodass ich ihn vom weiten im Wintergarten sitzen sah. Sofort begann man Herz wie wild zu klopfen und ich atmete schwer, als just in diesem Moment Paddy plötzlich seinen Kopf drehte und sich unsere Blicke trafen. Automatisch ging ich einen Schritt zurück, aber dann war er es, der aufsprang und aus dem nichts vor mir stand. "Hanna...", wisperte er. " Was machst du hier? Woher wusstest du? Bist du allein gekommen?" "Ich lass euch beide mal allein.", merkte Sebastian an und lehnte die Tür an, nachdem er reingegangen war. " Ich wollte was abgeben für dich...", sagte ich ehrlich. "Was abgeben? Für mich? Woher wusstest du denn, das ich hier bin?" "Ist das wichtig?" "Nein, aber..." "Joey hat es mir gesagt und ich hab dann einfach Basti bei Insta angeschrieben." " Und dann fährst du so weit, um nur was abzugeben... es gibt auch die Post...!" " Ja... die gibt es... eigenltich hatte ich gehofft, das du dich mal meldest, nachdem ich versucht habe dich über mehrere Personen zu kontaktieren." " I know... ist es denn so wichtig? Ich hab doch gesagt, das ich Zeit brauche... oder ist was mit meiner Prinzessin?" " Fällt dir ja früh ein, aber im Großen und Ganzen ist mit Matti alles in Ordnung. Sei froh das sie so stark ist, und es ihr den Umständen entsprechend sehr gut geht, allerdings ist sie aktuell nicht sonderlich gut auf dich zu sprechen, wenn du verstehst..." "Nachvollziehbar... ja... und was ist es bei dir, was nicht hätte warten können?" "Paddy... du machst es dir ganz schön einfach, weisst du das eigentlich? Weisst du, was es mich an Kraft gekostet hat, hier her zu kommen? Eigentlich wäre es angebracht gewesen, das du dich bei uns daheim mal blicken lässt, das du mit mir redest... mir alles erklärst...  anstatt das ich nun dir hinterher renne... aber gut, deshalb bin ich eigentlich nicht gekommen... Paddy hier.", ich reichte ihm den Brief, sagte 'Tschüss' und ging zuruck zu meinem Wagen. "Hanna, jetzt warte doch bitte... wo willst du denn jetzt hin?" " Nach Hause..." " Jetzt noch? Du bist jetzt hier... du willst reden..., ok...!", Paddy öffnete indess die Haustür, schnappte sich seine Jacke und kam zurück. " Lass uns laufen... und dabei reden wir, ok?" " Willst du nicht wissen, was drin ist?" "Doch, aber erstmla hast du doch bestimmt viele Fragen, willst was loswerden... oder etwas nicht?" " Die hab ich nach wie vor, aber das ändert nun auch nichts an der Tatsache meines Besuches hier... denn danach...", dabei deutete ich auf den Umschlag, "...besteht noch mehr Redebedarf."  Unsicher als auch verwundert sah Paddy mich an und entschied sich dann doch den Umschlag zu öffnen. Als erstes fiel ihm sofort das kleine Ultraschallbild in die Hände. Er lächtelte. Ob er es sofort verstanden hatte, fragte ich mich. Musste ja eigentlich schon so sein... er kannte es ja noch von Mathilda. "Da war Mathilda noch ein Gummibärchen... danke, das du mir das gibst....", sagte er leise. "Paddy, das ist nicht Matti...! " Nicht? Wie jetzt?" War er wirklich so begriffsstutzig? "Paddy... ich bin schwanger..."

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