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Hilfe annehmen... da tat nicht nur ich mich immer noch sehr schwer mit... bei Paddy war es sogar noch schlimmer...
Ich kann es nicht anders sagen, aber er riss sich für mich und die kleine Prinzessin, wie er meine Bauch Bewohnerin immer liebevoll nannte im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch auf. Er tingelte die Woche über immer zwischen Köln und Berlin. Einwände meinerseits, er solle sich doch mal etwas Ruhe gönnen, gerade auch weil es seinem Vater gesundheitlich immer schlechter ging, akzeptierte er nicht und meinte, wenn er hier bei uns in Berlin wäre hätte er Ruhe... so das ich es irgendwann aufgab mit ihm zu diskutieren und versuchte, die Zeit die er bei mir verbrachte, ihm so angenehm wie möglich zu machen. Auch wenn er immer mit mir schimpfte, schaute ich, das trotz gegen seinen Willen, die Einkäufe und der Hausputz erledigt waren, und ich seine Lieblingsgerichte kochte. Viel mehr Möglichkeiten hatte ich selbst zwar nicht, aber ich spürte deutlich, das er sich darüber dennoch freute. Und dann kam der Anruf... Dan ging es stündlich schlechter und man ging vom schlimmsten aus. Paddy war keine 2 Stunden in Berlin gewesen, als ich ihn zum Flughafen fuhr... nur leider gab es erst für den nächsten Abend einen Rückflug....
„Ich fahr dich... komm!", sagte ich sofort. „Das kannst du vergessen, nicht in deinem Zustand!" „Ich bin nur schwanger, und nicht krank! Meinst du ich lass dich jetzt noch die Nacht 600 km zurückfahren? Du bist eh schon komplett übernächtigt!" „Du musst selber schlafen, und dich Ausruhen!" „Paddy! Ich tu den ganzen Tag nichts anderes mehr, seit Joey meinte, ich muss in Mutterschutz!Jetzt steig verdammt nochmal ein! Ich fahr das erste Stück und dann können wir wechseln! Was sagst du immer? Ich diskutiere da auch nicht weiter mit dir! Jetzt nimmst du mal Hilfe an du Sturrkopf!", meckerte ich und Paddy stieg ein. Wir machten nochmal kurz halt an der Wohnung, damit ich das nötigste für zwei Tage mitnehmen konnte und dann ging es auf die Autobahn.
Wir hatten Berlin nicht ganz hinter uns gelassen, da schlief Paddy bereits tief und fest... und das sogar die ganze Fahrt über. Ich hatte den Tag mehr oder weniger wirklich geschlafen und war somit fit, das ich ihn erst weckte, als ich vom Kölner Ring fuhr, um zur Klinik zu fahren.
„Paddy... wach werden... in fünf Minuten sind wir da...", sagte ich leise und strich ihm über seinen Arm. Schlagartig war er wach. „What? Wie da?" „Ja... knapp 5 Minuten..." „Du bist durchgefahren? Warum?" „Du hast tief und fest geschlafen..." „Und du?" „Bin gefahren... hier... trink mal was...." „Thank you!" „Nein... das ist selbstverständlich!" „Nein... ist es nicht..." „Sagt der Richtige..." Paddy verstand meine Anspielung und lächelte zumindest etwas.
„Kommst du mit?", fragte er unsicher, als ich geparkt hatte. „Deine Geschwister sind doch da... ich warte hier..." „Und wenn ich dich bitte mitzukommen?", fast flehend sah er mich an. „Ok..." Ich folgte Paddy zur Anmeldung.
„Oh... brauchen wir einen Rollstuhl? Warten Sie, es kommt sofort jemand!", sagte die Dame am Tresen sofort. Und fragend sahen Paddy und ich und an. „Wheelchair? No! My father... sorry... mein Vater liegt hier... wir wollten zu ihm... ich bin angerufen worden..." „Oh achso... ich dachte... ihre Begleitung ist ja schwanger..." „Ich hab noch knapp 4 Wochen...", warf ich ein. Die Dame war peinlich berührt und wendete sich wieder Paddy zu. „Wie ist der Name denn bitte?" „Daniel Kelly..." „Kelly?", sofort riss die Dame die Augen auf aus starrte Paddy regelrecht entzückt an. „Ja und bevor Sie weiter fragen auch ja! Ich möchte bitte jetzt zu ihm!" „Oh ja... natürlich... Moment... Station drei... Intensiv... aber... es dürfen nur Familienmitglieder rein!" „Danke... kommst du?" „Ähm ja..." und dann... zum ersten Mal nahm Paddy meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Binnen Millisekunden durchzogen Millionen von Stromschlägen meinen ganzen Körper. Ausgerechnet jetzt! Warum... bisher hatte ich mich... meine Gefühle unter Kontrolle. Und jetzt? Eine Berührung und schon passierte sowas? Und das ausgerechnet hier? Das durfte nicht sein. „Are you ok?", fragte Paddy am Aufzug und ich nickte nur. Was hätte ich auch sagen sollen? Ich bin seit 6 Jahren in dich verliebt und nur eine Berührung von dir setzt mich außer gefecht? Nein... unabhängig das ich mich dies sowieso nie getraut hätte und nie trauen würde, was dies hier der unpassendste Moment, den es gab.
Auf der Station angekommen trafen wir sofort auf Kira. Sie saß auf einem der Besucherstühle und blickte dauernd zur Türe. „Hey Kira...", sprach Paddy sie an. „Paddy...", presste sie nur hervor, stand auf und fiel ihm um den Hals. Erst jetzt lies er meine Hand wieder los und umarmte seine Schwägerin. „Es sind alle drin..." „Ok... und du?" „Ich brauchte mal kurz Zeit für mich... geh ruhig rein... die Tür ist nur abgelehnt. Die Nachtschwester weiß Bescheid." „In Ordnung... Hanna? Kommst du?" „Paddy... wenn du das unbedingt möchtest ja, aber deine Geschwister... ich gehöre nicht zur Familie... ich warte hier... ich bin da, wenn du mich brauchst..." „Aber..." „Hanna hat recht Paddy... geh hin... wir sind hier!", sagte Kira und Paddy nickte ihr zu.
Nach etwas über einer Stunde kamen nach und nach einige Geschwister raus, verabschiedeten sich und fuhren. Einige Zeit später kam auch Angelo. Er wollte mit mir auf Paddy warten, aber als ich versicherte, das ich auch alleine zurecht kam, fuhren sie Ebenfalls. Gute zwanzig Minuten später kam Paddy. Ich sah deutlich, das er weinte. Fragend sah ich ihn an, aber er wollte nicht groß reden, sondern nahm mich einfach nur in den Arm. Ich versuchte zu trösten, aber ich wusste, das es nichts brachte. „Maite, Patricia und Johnny bleiben bei ihm die Nacht!", schniefte er. „Sie rufen an... lass uns zu mir fahren, ja?" „Ok..."
Paddy wollte zuerst fahren, aber so aufgewühlt wie er war, schob ich ihn Richtung Beifahrertür und fuhr lieber selber, was auch die Richtige Entscheidung war, denn er war kaum in der Lage, mir den Weg zu erklären. In einer Neubausiedlung parkte ich schließlich, und folgte Paddy, der mit unserem Gepäck schweigend voran lief. Zu gern hätte ich ihm geholfen, was für ihn getan, aber ich wusste einfach nicht wie...
Patrick stellte schließlich unsere Sachen im Schlafzimmer ab, zog sich die Schuhe aus und rollte sich in Embryonalstellung auf dem Bett zusammen. Die Tränen liefen... und es zerriss mir das Herz, ihn so gebrochen zu sehen... die Person, die trotz all der Umstände immer versuchte gut drauf zu sein und gute Lsune zu verbreiten, egal wie es ihm dabei ging...
Ich nahm die Decke und deckte ihn zu, als er nach meiner Hand griff und sie festhielt. „Could you stay?", wisperte er. „Natürlich... ich fahr jetzt nicht..." „No... I mean... kannst du hier bei mir bleiben... ich will nicht alleine sein..." Ich war mit der Situation total überfordert. Mein Herz pumpte von innen immens gegen meine Brust und ich hatte kaum Kontrolle über meine Atmung, dennoch folgte ich seinem Wunsch und zog mich selbst um, bevor ich mich zu ihm legte. „Komm her...", sagte ich leise, so dass er sich zu mir drehte, seinen Kopf auf mein Schlüsselbein legte und sich an mich kuschelte...

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt