„Aber Tita Maite war selbst so durch den Wind... hab sie kaum verstanden, sie sagte irgendwas von Wehen... und Infusion... ich hatte so Angst, dachte die machen jetzt einen Kaiserschnitt oder was weiß ich... aber sie versuchte mir dann zu erklären, das die Ärzte wohl Angst hätten, das ich noch mehr Blut verlieren würde... falsche Blutgruppe... ich hab irgendwann auch aufgehört zuzuhören... die Schmerzen... Mama... das tat so weh... und das ging so schnell alles... und die haben dann noch nachgeholfen mit so nem Trichter und ne Schwester lag halb auf mir drauf... ich wollte einfach nur noch, das es aufhört...und dann haben sie Liam einfach mitgenommen... ich hab Tita Maite gefragt... naja und sie bekam nur ein Kopfschütteln und die Aussage, beschlagnahmt... Mama... ich... es... ich durfte mein Baby noch nicht mal sehen... ich kann das nicht glauben, das er... das Liam... das... die haben ihn mir weggenommen! Bestimmt weil ich so jung bin! Das dürfen sie nicht! Es ist mein Baby!"
Aus dem nichts hatte Mathilda angefangen nur noch hysterisch zu schreien und um sich zu schlagen. Ich tat mein Bestes, sie irgendwie zu beruhigen, doch auch ich scheiterte, so dass ich nach einer Schwester Klingeln musste. Diese kam sofort, verstand umgehend die Situation und eilte los, was zur Beruhigung zu holen, als Paddy ins Zimmer kam und mich nur abwertend ansah. „Geh mal auf Seite... zischte er und versuchte nun selbst unsere Tochter zu beruhigen... erfolglos, als auch schon die Schwester zurück kam, und etwas der Infusion hinzugab. „Eso es por tranquilidad. ella debería quedarse dormida pronto. Si necesita ayuda, póngase en contacto.", erklärte Sie und Paddy bedankte sich freundlich.
Es dauerte tatsächlich nur einige Augenblicke, da wurde Mathilda schon ruhiger, entspannte sich, sah uns noch kurz an und schlief ein.
„Du kannst gehen! Ich mach das hier schon!", knurrte Paddy und setzte sich auf die Bettkante. Liebevoll hielt er ihre Hand und mit der anderen streichelte er sanft über ihre Wange. „Sie ist auch meine Tochter! Davon ab habe ich ihr versprochen, bei ihr zu bleiben!" „Und? Wohin hat deine Anwesenheit geführt? Nur dazu, das sie sich noch mehr aufregt! Besser du verschwindest jetzt hier! Hab dir den Rückflug schon gebucht! Hab's dir per Mail geschickt..." Tief atmete ich nochmal ein, bevor ich gänzlich die Fassung verlor. „Michael Patrick Kelly! Es reicht! Es reicht wirklich! Merkst du eigentlich noch was! Du kannst dich auf den Kopf stellen! Ich werde unter keinen Umständen zurück fliegen und mein Kind hier alleine lassen! Ich bin es auch langsam satt, das du meinst, dich hier aufspielen zu müssen, als seist du der Retter in der Not. Jahrelang warst du nicht da! Ich hab mit Matti alles allein gemacht und hinbekommen. Und jetzt stellst du mich als Versagerin da? Gibst mir die Schuld? Vergiss es! So nicht! Nicht mit mir mein Freund! Genug ist genug! Ich werd mir jetzt was zu trinken besorgen, dir Zeit mit Matti geben, und später zurück kommen! Und eins sei dir gesagt, das ist mit ner Entschuldigung nicht vergeben! Ausnahmesituation hin oder her!" „Du willst mir was vergeben? Was denn? Das ich den Arsch in der Hose habe und die Wahrheit ausspreche! Weißt du was? Belüg dich selber und rede es dir nur weiter ein! Ich kenne die Wahrheit! Du bist Schuld, das Matti ihr Kind verloren hat! Du musst mit dem Wissen und Gewissen leben, nicht ich!" Kopfschüttelnd verlies ich nur noch das Krankenzimmer.Gute sechs Wochen war es nun her gewesen, das das Schicksal bei Mathilda zugeschlagen hatte. Da es ihr körperlich gut ging, sprach nichts gegen die Entlassung und den Rückflug nach Deutschland, so wie sie es sich wünschte. Nur Paddy sah das anders. Er sorgte dafür, das unsere Tochter noch zwei weitere Wochen in Spanien blieb, gegen ihren Wunsch... wohl wissend, das ich allerdings zurück musste... immerhin hatten wir noch Lennart, der sich bei Patricia zwar pudelwohl fühlte, dies aber trotzdem keine Dauerlösung dar stellte.
Ich konnte gerade mal noch bei der Beerdigung in Spanien beiwohnen und versuchte Mathilda irgendwie halt zu geben. Ich war überrascht, wie schnell dort alles ging... und das war auch mit der Beschlagnahmung gemeint. Einfach falsch übersetzt... in Spanien ist es einfach so, das eine Beerdigung in maximal 48 h nach Feststellung des Todes erfolgen muss. Mancherorts passiert das sogar innerhalb von 24 Stunden. Somit wurde Liam nicht beschlagnahmt, sondern in Obhut genommen, damit er schnellsten obduziert und beigesetzt werden konnte, um die kleine unschuldige Seele in Gottes Obhut zu entlassen. Mathilda fragte, ob Liam bei Paddys Mama dann begraben werden könnte, und er stimmte diesem Vorschlag sofort zu. Was anderes hatte ich auch von ihm nicht erwartet.
Und Mathildas Wunsch, mit dem Hintergrund, Liam wäre dann nicht alleine, sondern bei seiner Ur-Oma berührte mich. So flog ich nach der Beisetzung zurück nach Deutschland, während meine Tochter mit Paddy bei John und Maite blieb, um sich etwas zu erholen. Luke blieb mit seinen Eltern ebenfalls noch ein paar Tage. Nur ich hatte keine andere Wahl... Patricia hatte Termine... und Lennart brauchte mich ebenso... Mathilda verstand es Gott sei dank, auch wenn es mir das Herz brach, sie zurück zu lassen, aber ich wusste, sie war nicht allein...
Mathilda versuchte sich mit der Situation zu arrangieren, sich abzulenken und sich neue Ziele zu setzten, wenn man es so nennen wollte, ansonsten verschloss sie sich täglich mehr. Besonders Paddy gegenüber hatte sie mittlerweile komplett dicht gemacht. Wenn sie nur wusste, er kommt von Terminen nach Hause, floh sie sofort zu Luke, Alex oder auch zu Jenny, ihrer Freundin. Und so wie sie ihrem Vater aus dem Wege ging, tat ich es ebenfalls. Jedes Mal, wenn wir uns sahen, haftete umgehend sein strafender als auch hasserfüllter Blick auf mir. Ich konnte es irgendwann auch nicht mehr ertragen. Er war schon in die Räumlichkeiten der Scheune gezogen, mit der Aussage, er könnte meine bloße Anwesenheit aktuell nicht ertragen... es verletzte... täglich mehr und mehr... dazu dieser verachtende Blick, das ich es ebenfalls vorzog, nicht unbedingt zu Hause zu sein, wenn er es war... nur einen Abend... da konnte und wollte ich nicht mehr flüchten...
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Gebrochene Herzen
FanfictionWas hatte ich nur getan... ich hatte zwei Herzen zerrissen... zwei Menschen verletzt... es war genau das eingetreten, wovor ich Angst hatte und was ich nie wollte, weshalb ich mich von Anfang an immer eher im Hintergrund gehalten hatte... unscheinba...