Es war der Abend, als uns die Obduktionspapiere erreichten. Die Todesursache von Liam stand endlich fest... und es lag nicht an Mathildas Sturz.
Einerseits war ich so erleichtert, denn das würde auch für Mathilda heißen, das sie sich selbst nicht unterschwellig weiter Vorwürfe machen musste. Und auch wenn ich selbst wusste, das mich ebenfalls keine Schuld trug... dies Paddy endlich schwarz auf weiß unter seine Nase halten zu können... dies war reine Genugtuung für sein penetrantes abfälliges Verhalten mir gegenüber...„Matti? Kommst du mal eben?", rief ich meine Tochter runter und setzte mich nach draußen an den Gartentisch. „Was ist?" „Die Papiere aus Spanien sind endlich da..." „Mami, ich brauch keine Bestätigung dafür, das mein blödes Fallen es ausgelöst hat, das Liam...", Mathilda schluckte schwer. „Kröte, genau darum geht es aber... dich trifft keinerlei Schuld. Auch der Sturz nicht. Die Nabelschnur war nicht in Ordnung." „Wie jetzt?!" „Hier... lies es selbst nach. Sie haben eine Abschrift in Englisch mitgeschickt." Umgehend griff Mathilda nach den Unterlagen und lass sich akribisch alles durch. „Verknotungen und Risse? Aber das hätte man doch feststellen müssen... ich war doch immer zur Vorsorge... da war alles gut..." „Soweit ich das verstehe, und das aus der Veterinärmedizin kenne, lag es eventuell daran, das im liegenden Zustand keine Interferenzen zu sehen waren. Das heißt, die Versorgung war im Liegen intakt... im Stehender oder Sitzenden Position allerdings wurde es gekappt. Die Fehlgeburt hätte somit jederzeit ausgelöst werden können... ob hier oder in Spanien... was ich damit sagen möchte, es hätte nicht verhindert werden können..." „Mami?" „Ja?" „Auch wenn ich weiß, das es... das ich nicht Schuld bin, das Liam... es tut so verdammt weh... er fehlt mir so, obwohl ich ihn nie bei mir hatte. Wie kann das sein? Warum tut etwas so weh, wie kann man etwas vermissen, was zuvor nicht da war?", schluchzte sie und ich zog sie zu mir auf meinen Schoß. „Matti, du hast dich bewusst, trotz deines jungen Alters für Liam entschieden. Du hast dich auf dein Baby gefreut, und auch wenn es noch nicht geboren war, hast du es bedingungslos geliebt, obwohl es noch nicht geboren war. Du hast dieses Geschöpf unter deinem Herzen getragen... dieser Schmerz... dieses vermissen... das ist ganz normal." „Hört das denn irgendwann wieder auf so weh zu tun? Es frisst mich so auf...", schniefte sie. „Ganz aufhören wird es nie... aber es wird anders werden... erträglicher. Wichtig ist, das du nicht alles in dich reinfrisst. Das du mit Luke, mit mir oder Paddy redest, wenn es dir nicht gut geht. Das du weißt, das es ok ist, Gefühle und Emotionen raus zu lassen..." „Pah... Dad!", schnaubte sie. Ich rede mit jedem... aber mit ihm? Das kannst du vergessen!"
Wir hatten beide nicht mitbekommen, wie Paddy nach Hause gekommen war, und er an der Terrassentür stand. „Habt Luke und du Streit?", fragte er besorgt und Mathilda sprang regelrecht von meinem Schoß auf. „Nein! Davon ab geht dich das gar nicht an!" „Prinzessin! What are you talking about?! Bad Vibes?" Hasserfüllt sah sie nun ihren Vater an und schnaubte erneut. „Bad Vibes?!", wiederholte sie schnippisch. „Ja vielleicht! Aber nicht wegen Luke!" „Due to her?!", dabei deutete er auf mich. „Die da hat einen Namen! Hanna! Meine Mama und eigentlich die Liebe deines Lebens, so hast du sie doch genannt oder?! Meine ‚Bad Vibes', die ich habe, so wie du sie nennst, die verursachst du! Das Mama dich noch nicht rausgeworfen hat, wundert mich allerdings! Du bist ein richtiges Arschloch ihr gegenüber! Du verhältst dich mehr als asozial! Deshalb... ich hasse dich!" „Mathilda! How... wie redest du bitte mit mir? Ich bin dein Dad!" „Pfff... Erzeuger trifft es eher! Meinst du mit deinem Verhalten machst du es wieder gut, das du mich und Mama die ganzen Jahre belogen hast? Glaubst du wirklich, deine Übertriebene Fürsorge macht es ungeschehen? Mama hat dir alles verziehen, und was tust du? Du trittst sie und ihre Gefühle im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen! Du behandelst sie wie Dreck! Und gibst ihr noch die Schuld, das Liam... niemand hat schuld! Weder Mama noch ich noch sonst wer!" „Damn Matti, Calm down!" „Das solltest du mal tun PADDY! Mama ich fahr zu Luke... und da bleib ich auch, bis... der da!", dabei zeigte sie nun provokant auf ihren Vater, „... entweder weiß, wie man sich zu benehmen hat, dich respektvoll behandelt oder du ihn rausgeworfen hast.", dabei machte sie auf dem Absatz kehrt, packte ihre Tasche und rauschte ab. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Sie hatte den Spieß einfach mal umgedreht und Paddy wahrhaftig auflaufen lassen. Schnaubend und merklich nach Luft schnappend stand er nur da... sah Mathilda hinterher und dann wieder zu mir. „Das duldest du auch noch?!", fragte er sichtlich angesäuert. „Was denn?!", antwortete ich überaus freundlich und lächelte ihn an. „Wie sie mit mir redet! Das ist deine schlechte Erziehung und nicht meine!" „Aha... sagt wer?! Du etwa?! Ich muss ja ehrlicherweise zugeben, das UNSERE Tochter mit allem recht hat und durchaus eine bessere Erziehung vorweist, als manch anderer." „Möchtest du mir irgendwas mitteilen? Soll ich gehen?" „Das obliegt dir..." „Aber...", er verstummte und sah mich nur misstrauisch an... teils erwartend, was ich äußern würde. „Was?", fragte ich bewusst, dennoch sanfter, als wie er es die letzten Wochen getan hatten hatte. „Willst du das wirklich?" „Was will ich?" „Das... that I'm moving out..." „Das obliegt wie gesagt dir... du bist doch schon in die Scheune gezogen... also genau genommen bist du schon ausgezogen..." Angestrengt dachte Paddy nach, das sah man deutlich an seinem Gesichtsausdruck. Mehrfach öffnete er seinen Mund, so als wolle er etwas sagen, aber er blieb stumm, bis sich Lennart durchs Banyphone meldete und er nach oben verschwand.
Eine gute halbe Stunde kam er wieder. „Hier...", dabei gab er mir unseren Sohn. „Changed und Ready... gegessen hat er auch! Ich bin dann weg.", merkte er noch kaum hörbar an und sah traurig zu uns, bevor er schwer schluckte und die Haustür ins Schloss fiel.
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Gebrochene Herzen
FanfictionWas hatte ich nur getan... ich hatte zwei Herzen zerrissen... zwei Menschen verletzt... es war genau das eingetreten, wovor ich Angst hatte und was ich nie wollte, weshalb ich mich von Anfang an immer eher im Hintergrund gehalten hatte... unscheinba...