20.

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Mathilda hatte nur schlecht geträumt gehabt, sodass sie relativ schnell wieder eingeschlafen war. Nachdem ich leise ihre Zimmertüre hinter mir geschlossen hatte, stand ich unsicher mit Paddy im Wohnzimmer. Wir sahen uns an, aber keiner traute sich irgendwas zu sagen. Es war unangenehm ihm so schweigend gegenüber zu stehen, und nicht zu wissen, was man sagen sollte, oder was man nun machen sollte, so entschied ich mich, die Flucht einzuläuten... „Ähm ja also... ist ja schon spät und... ich denke... also ich glaub... ich werd dann mal ins Bett..." „Oh... ok...", presste er überrascht raus. „Schlaf gut..." „Ja... du auch..."
Aber als ich dann im Bett war, war an Schlaf gar nicht erst zu denken. Ich war hell wach, wälzte mich hin und her,  und schloss ich auch nur für Sekunden meine Augen, hatte ich sofort Paddys Gesicht vor mir, was mich warm anlächelte. „Verdammte Kacke... scheiss Gefühle!", meckerte ich vor mich rum, stand auf und ging in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Nur war ich wohl auch nicht die einzige die nicht schlafen konnte...
„Kannst du auch nicht schlafen?", erklang es leise aus dem Wohnzimmer, als ich gerade in die Küche wollte. „Nein..." „Wasser ist noch heiss und der Tee steht auch noch draußen...", konnte er Gedanken lesen, fragte ich mich. Ich nahm mir einen Teebeutel, goss das noch heiße Wasser in die Tasse, zwei Löffel Honig hinzu und ging etwas unsicher ins Wohnzimmer. Paddy lehnte an der Balkontür und sah in die Nacht. „Warum kannst du nicht schlafen?", fragte er mich, als ich rein kam, ohne den Blick nach draußen abzuwenden. Wie konnte er mich gehört haben? Ich war so leise... ‚... wegen dir...", murmelte ich mehr zu mir, was er eigentlich nicht hätte hören können, aber es trotzdem getan hatte. „War ich zu laut? Tut mir leid... wirklich...", da er mich immer noch nicht ansah und ich irgendwie das Gefühl hatte, das er allein sein wollte, entschied ich mich, wieder in mein Schlafzimmer zu gehen. „Nein... alles gut... ich wollte auch nicht stören... gute Nacht...", verabschiedete ich mich und legte mich wieder ins Bett. Einschlafen konnte ich trotz des Tees immer noch nicht. Dennoch versuchte ich es... als nach ner gefühlten Ewigkeit meine Türe geöffnet wurde. „Hanna? Schläfst du?", flüsterte Paddy, doch ich stellte mich schlafend. Ich hatte Angst, das er mit mir über die Situation auf der Couch reden wollte...  ich hätte ihm die Wahrheit sagen müssen, denn anlügen wollte ich ihn auf gar keinen Fall... aber wer weiß, ob es gut gewesen wäre... plötzlich hob sich meine Decke, Paddy legte sich zu mir und schloss mich in seine Arme. Ich versuchte zwanghaft meine Atmung unter Kontrolle zu halten und atmete so gut es ging tief und gleichmäßig. Sachte streichelte er mir über meinen Arm, worauf mein Körper ebenfalls wieder sofort reagierte und ich die Gänsehaut nicht unterdrücken konnte. „If you would only know, what I feel...", sagte er leise und seufzte. Innerlich stockte ich. Hatte ich ihn richtig verstanden? Sprach er über Gefühle? Was sollte ich tun? Darauf reagieren? Oder abwarten? Innerlich war ich wie so oft hin und hergerissen... bloß nichts falsch machen dachte ich die ganze Zeit. Als ich mich dann endlich gesammelt und einen Entschluss gefasst hatte, nämlich mich zu ihm zu drehen, vernahm ich seine gleichmäßige Atmung sowie ein leichtes schnarchen. Er war eingeschlafen. Wecken wollte ich Paddy auf gar keinen Fall, dennoch drehte ich mich nun endlich zu ihm. Ich kuschelte mich noch näher an ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Brust, als er mich noch fester zu sich zog. „I need you...", murmelte er und streichelte erneut meinen Rücken. War er doch noch wach, oder im Halbschlaf? Jetzt oder nie? „Ich... ich dich auch...", wisperte ich leise und streichelte ihn dabei über seine Brust. Wir beide lagen einfach nur dicht bei einander, kuschelten und streichelten uns vorsichtig als auch sachte gegenseitig, aber mehr nicht... wie lange... keine Ahnung, denn irgendwann war ich dann doch eingeschlafen und wurde erst wach, als ich Mathilda durchs Babyphone vergnügt brabbeln hörte. Langsam öffnete ich meine Augen. Noch immer lagen wir beide dicht an dicht. Zu gern wäre ich liegen geblieben, aber meine Tochter verlangte nach mir. Darauf bedacht, Paddy nicht zu wecken, versuchte ich mich aus der Umarmung zu lösen. „Please... stay here Hanna...", brummte Paddy. Er machte es mir aber auch gerade nicht sehr einfach. „Mathilda ist wach...", antwortete ich leise. „She is only babbling..." „Trotzdem... sie hat bestimmt schon Hunger..." „Only... 2 minutes... I go..." Sofort zog er mich zurück in seine Arme, und begann mich sanft zu streicheln. „Du... Du machst es mir nicht gerade einfach...", presste ich hervor. Mathilda brauchte mich... ich hatte Verpflichtungen... die ich natürlich zu gern hatte, aber Paddys Nähe tat gerade so gut... „I know... but..." „Aber was?" „... I... don't want to stop being close to you...", und schon zog er mich noch dichter an sich, das ich seinen verschnellten Herzschlag spürte. War er etwa genauso nervös und unsicher wie ich? Ich lies es unkommentiert erstmal und genoss seine Nähe noch etwas, bis Mathilda langsam begann etwas zu schimpfen. Leicht brummend löste Paddy die Umarmung, richtete sich auf und stand auf. „Du Mathilda, ich Milch?" „Danke...", antwortete ich, stand ebenfalls auf und ging zu der Kleinen.
Kurze Zeit später kam Paddy dann mit der Milch in Mathildas Zimmer, gerade richtig, denn ich hatte sie bereits gewickelt und umgezogen. Fröhlich quietschend lag sie vor mir auf dem Wickeltisch, als Paddy sich dicht hinter mich stellte und Mathilda bereits die Milch unter die Nase hielt, nach der sie sofort zu greifen begann. „Nun Ärger sie nicht..." „Sie hat uns auch geärgert...", grinste er und gab ihr ihr Fläschchen. „Geärgert?" „Ja... vorhin... war aber eher als Spaß gemeint... du... ich hab Kaffee gemacht? Kommst du?"

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt