34.

239 13 1
                                    

Später als erwartet war ich zu Hause angekommen. Da ich wusste, das Mathilda gut versorgt war, hatte ich gar nicht mehr die Uhr im Blick gehabt und nachdem der letzte Vogelpatient weg war, noch die Abrechnungen gemacht. Mit etwas schlechtem
Gewissen kam ich dann nach acht die Haustür rein und wunderte mich, das es so still im Haus war. Hope lag auch nicht in ihrem Körbchen, Licht brannte aber, so sah ich mich etwas verwundert um. Leise ging ich hoch und fand daraufhin ein Bild vor, was mein Herz erwärmte. Hope lag vor Mathildas Bett, selbst im Halbschlaf, wedelte aber kurz zur Begrüßung mit ihrem Schwänzchen. Im Bett lagen Paddy und Mathilda, dicht aneinander gekuschelt... in der Hand hielt er noch ein Buch... er hatte ihr wohl noch vorgelesen und die beiden waren eingeschlafen. Da ich sie nicht wecken wollte, holte ich noch schnell eine weitere Decke, deckte Paddy zu, gab Hope ein Zeichen mitzukommen und schloss leise die Türe.

„Na Ruhe?", begrüßte mich Tina am anderen Ende der Leitung, nachdem ich mir schnell was zu essen gemacht hatte und ich sie anrief. „Ja..." „Hat alles geklappt?" „Gehe ich von aus... als ich heim kam, war alles aufgeräumt..." „Und Paddy ist jetzt
gefahren?" „Nein... er ist beim Vorlesen wohl auch eingeschlafen und liegt mit Matti in ihrem Bett..." „Oh... und jetzt?" „Nichts und jetzt... Passt schon... ich wollte ihn jetzt auch nicht wecken.. ich war auch zu spät daheim, hab noch Abrechnung gemacht und darüber die Zeit vergessen..." „Bleibt er also das Wochenende?" „Eigentlich nicht. War jedenfalls nicht der Plan... ich denke ich fahr ihn morgen oder Joey holt ihn ab..." „Und dann?" „Wie und dann?" „Wie gehts mit euch weiter? Was willst du?" „Keine Ahnung. Ich brauch Zeit das jetzt erstmal zu verarbeiten... das Paddy wieder präsent ist... aber ich seh auch, das Matti ihren Onkel brauch... das heißt im Umkehrschluss aber auch, das wir durch sie alleine schon wieder Kontakt haben werden... die Zeit wird es einfach zeigen." „Und Lukas? Wirst du es ihm sagen?" „Wenn es sich ergibt... wir sind ja nicht zusammen... betrifft ihn somit ja auch nicht wirklich..." „Aber er kennt deine Vergangenheit..." „Ja... ich will ja auch gar nicht verheimlichen... ich mein ja damit nur, das er ja nichts zu befürchten hat..." „Sicher?" „Ja! Sicher! Das mit Paddy und mir... das ist..." „Was ist mit uns?", wurde ich unterbrochen und schnellte herum. Etwas verschlafen stand Paddy plötzlich im Wohnzimmer. „Tina? Ich ruf zurück...", schon legte ich auf. „Hast du gelauscht? Nichts ist mit uns!" „Sorry... kam nur runter... bin eingeschlafen bei Mathilda..." „Hab ich bemerkt..." „Kann ich noch ne Nacht bleiben? Joey kommt morgen gegen zehn..." „Bin ich von ausgegangen, nachdem ich euch beide schlafend vorgefunden habe. Na dann... gute Nacht!", ich stand auf, um hoch in mein Schlafzimmer zu gehen. „Hanna... bitte..." „Was?" „Du weichst mir aus... gehst mir aus dem Weg..." Recht hatte er... das tat ich.... „Paddy... was erwartest du von mir? Meinst du mir fällt das alles leicht? Ich weiß, das Matti dich braucht, du ihr gut tust... das akzeptiere und unterstütze ich... aber dann gib mir bitte auch die Zeit, mich an die neue Situation zu gewöhnen. Immer werde ich von dir vor vollendete Tatsachen gestellt. Sei es damals, so wie heute. Das ist eine Achterbahn der Gefühle. Ich hab lange gebraucht, das alles irgendwie zu verstehen und zu verarbeiten... und plötzlich stellst du mein Leben wieder auf den Kopf... ich muss mich sortieren, darüber nachdenken was ich mochte, und was nicht. In erster Linie ist mir wichtig, was Matti will, wie es ihr geht. Das ist die höchste Priorität! Ich kann nicht einfach zur Tagesordnung über gegen, so als ob nichts passiert wäre zwischen uns! Zumal die mir den Grund eh nicht nennen willst und kannst wie du sagst. Also nochmal... was erwartest du von mir?" „Erwarten... das ist so ein großes Wort. Erwarten tu ich nichts... ich erhoffe mir einfach nur Zeit mit dir und wünsche mir meine Freundin zurück... zudem bin ich mehr als dankbar, das du mir den Kontakt zu Mathilda gestattest." „Das hab ich immer getan, und leicht viel es mir nicht!" „Ich weiß...", nun stand er direkt vor mir... und ich hatte keine Möglichkeit auszuweichen. Vorsichtig als auch zögerlich griff er meine Hände und nahm sie in seine. Sachte strich er mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Zunächst war ich in schockstarre, konnte mich nicht bewegen und dann plötzlich aus dem nichts, während er mich mir seinen wunderschönen blauen Augen traurig an sah waren sie wieder da... die Blitze... das durfte nicht sein, und ich wollte es auch nicht... „Paddy... ich kann das nicht!", stieß ich hervor, entzog mich ihm und drückte mich an ihm vorbei. „Ich bin morgen früh wieder da!", sagte ich nur, schnappte mir meine Schlüssel vom Auto und fuhr los.

„Hanna... schön dich zu sehen!", wurde ich ehrlich lächelnd dazu noch mit einer innigen Umarmung begrüßt. „Dich hätte ich nicht erwartet! Ich freu mich riesig! Aber was ist mit Matti?" „Babysitter...", mehr brachte ich nicht hervor, denn ich war zu nervös... aber ich wollte es... jetzt... ich musste es tun... und traute mich. Sachte legte ich meine Lippen auf seine und Küsste ihn sanft, als ich auch schon seine Arme spürte, die sich liebevoll um mich legten und mich noch näher an ihn heranzogen. Lukas erwiderte den Kuss und ich spürte deutlich sein Lächeln an meinen Lippen. Da war er... unser erster Kuss und es fühlte sich so befreiend, so gut an. Sofort vergaß ich jeden Gedanken an Paddy, sondern genoss einfach das hier und jetzt.

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt