12.

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Seit zwei Wochen war ich dank Tarzan zurück in Berlin. Rückblickend war es die richtige Entscheidung gewesen, das Paddy und Joey darauf bestanden hatten, das ich nicht alleine wieder die Strecke zurückfahre. Ich merkte nun auch deutlich, seit ich daheim war, das die Geburt meiner Bauchbewohnerin immer näher rückte. Täglich senkte sich der Bauch, und nach dem ersten Fehlalarm, konnte ich nur erahnen, was mich an Wehen erwartete. Ich hatte den ganzen Tag schon über leichte Krämpfe gehabt... die dem Periodenschmerz glichen... Panik... es geht los... dachte ich... rief eine Freundin an und sie fuhr mit mir ins Krankenhaus... und was war... genau... nichts... Fehlalarm... Befund: Muttermund zu, keine ordentliche Wehen, nur Senkwehen, Bauchbewohnerin gesund und putz munter! So ging es dann ungetaner Dinge wieder nach Hause, und um ehrlich zu sein war ich froh, denn eigentlich hatte ich mir gewünscht, das Paddy mich begleitete, auch wenn wir bisher nie darüber gebrochen und ich ihn auch noch nicht gefragt hatte und viel Zeit blieb mir auch nicht mehr. Aber ich war froh, das er in drei Tagen zurück aus Irland kommen wollte... und direkt zu mir nach Berlin. Wir telefonierten jeden Tag. Immer war er in Sorge, wie es mir ging... manchmal rief er auch zweimal am Tag an, nur um sich davon zu überzeugen, ob es mir tatsächlich gut ginge... meinen Fragen hingegen wich er aus. Sagte, es sei alles ok... aber ich wusste, das dem nicht so war.
Und dann war bei mir auch plötzlich nichts mehr ok...
„Hanna!", schrie Paddy auf und stürzte direkt zu mir. Er war gerade rein gekommen, doch früher als erwartet und ich stand in der Küche, hielt mich krampfhaft am Stuhl fest und hatte das Gefühl das sich mein Inneres zerriss. „Hast du schmerzen? Wehen?" „Ja...", presste ich krampfhaft hervor, als es einen riesigen Platscher gab. „Deine Fruchtblase ist glaub ich geplatzt... schaffst du das, wenn ich dich ins Krankenhaus fahre, oder soll ich einen Krankenwagen rufen?" „Ich... ich weiß nicht... nein... fahr du... sonst... sonst darfst du nicht mit, und ich will nicht alleine sein!", stöhnte ich unter Schmerzen. „Ich lass dich nicht allein! Promise!" Patrick holte meine Tasche und versuchte mich dann stützend zum Auto zu bringen. Als wir endlich auf den Weg ins Krankenhaus waren, fragte er: „ Kann es sein, das die Wehen sehr häufig nun kommen? Hast du mal geschaut?" „Keine Ahnung... es tut einfach nur weh!", wimmerte ich und einzelne Tränen fanden vor lauter Schmerzen ihren Weg. „Nicht weinen Hanna! Alles wird gut! Ich bin hier, und ganz bald hältst du unsere kleine Prinzessin in den Armen." „Hmmm...."
Paddy war wirklich gerast, so das wir nach 8 Minuten schon die Klinik erreichten. Von zu Hause aus hatte er bereits angerufen, und gesagt, das wir uns auf den Weg machen würden. So wurden wir bereits am Eingang mit einem Rollstuhl erwartet, die mich direkt in den Kreißsaal brachten. Vor der Tür blieb Paddy allerdings unsicher stehen. „Ich warte hier, ja?" „Sie dürfen auch gern zu ihrer Frau? Freundin?... Sie müssen nicht draußen warten...", sagte plötzlich die Hebamme, die uns im Kreisssaal empfangen hatte. Fragend sah Paddy mich an und ich nickte. Zögerlich trat er ein und sah sich um. Kleine Schweißperlen hatten sich bereits auf seiner Stirn gebildet. Derweil schloss mit die Hebamme an das CTG an.
„Das sind die Wehen oder?", fragte Paddy leise, als er die Ausschläge sah. „Richtig... und das bereits ordentliche. So mein Name ist Verena... Ich untersuche gleich Frau Pelzer sollen wir beim Vornamen bleiben? Ist das für euch Ok?" Paddy nickte. „Ja..." „Ok... du heißt?", lächelnd sah sie Paddy an. „Patrick... oder Paddy..." „Gut... Paddy? Dann kannst du dich neben Hanna setzen.", forderte sie ihn auf. „Und dann? „Dann hilfst du ihr so wie sie möchte bei der Geburt eures Kindes..." „I... ich... I'm..." „Verena... er ist nicht der Papa... er ist mein bester Freund und... der zukünftige Patenonkel... wenn er denn möchte...", stieß ich unter Schmerzen hervor und schrie dann etwas auf, weil der Druck nach unten ordentlich zu nahm. „Hanna, atme... ich untersuch dich.... Oh... da hat es die Kleine aber schon sehr eilig... das Köpfchen ist deutlich zu spüren... der Muttermund komplett geöffnet... das sollte jetzt schnell gehen...", erklärte Verena und ich wimmerte nur noch, weil es so unendlich weh tat. Solche Schmerzen hatte ich nie zuvor gehabt. Natürlich wusste ich, das eine Geburt schmerzen mit sich brachte, aber sowas, was ich jetzt empfand, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. „Können Sie ihr nicht was gegen die Schmerzen geben? Sie sehen doch, wie sie leidet!", bat Paddy die Hebamme, während er liebevoll meine Hand hielt und über meinen Kopf strich. „So leid es mir tut, dafür ist es jetzt zu spät. Hanna... Sie spüren bestimmt schon deutlich den Druck nach unten, oder?" „Ja..." „Mit der nächsten Wehe schieben sie bitte mit und pressen...." „Ich kann nicht... es tut so weh..." „Das glaub ich Ihnen, aber sie können das! Vertrauen sie mir!", sagte Verena sanft und lächelte mir aufmunternd zu. Als ich zu Paddy sah, wirkte er total hilflos, aber ich war froh, das er da war und einfach nur meine Hand hielt. „Du schaffst das!", flüsterte auch er und ich versuchte es. Ich nahm all meine Kraft, krallte mich an Paddys Hand fest und drückte. „Weiter, weiter... Hanna... los noch ein bisschen... gut... atme ganz ruhig weiter! Mit der nächsten Wehe dann genauso weiter machen." Wieder krallte ich mich an Paddys Hand und er stieß kurz nen Laut hervor... „Fuck...", aber so wirklich drauf eingehen konnte ich nicht, denn der Druck und der Schmerz waren unaufhörlich. „Mit der nächsten Wehe ist das Köpfchen da... du machst das toll Hanna." „You are so brave...", sagte Paddy ebenfalls und legte nun seine andere Hand auch um meine. „Gleich ist die Prinzessin da..." „Hanna... pressen" Ich hatte kaum noch Kraft... aber ich tat was ich konnte. Schob drückte presste, was auch immer... und dann ließ das Reißen endlich etwas nach. „Das Köpfchen ist da Hanna... fühl mal...", vorisicht nahm Verena meine Hand und ich spürte die vielen Haare sofort. „Du hast es fast geschafft. Nochmal all deine Krafft sammeln und pressen...." „Ahhhhhhh", schrie ich, und Verena drückte etwas auf meine Bauch und endlich war der Schmerz vorbei...

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt