16.

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Fast die halbe Nacht hatten wir noch über Paddys Selbstmordversuch uns unterhalten. Und danach war an Schlaf ebenfalls gar nicht zu denken. Das Gespräch hatte mich zu sehr aufgewühlt. Und meine Sorge um ihn, war größer als zuvor.,
Auch die kommenden Tage konnte ich sie nicht ablegen. Dazu kam, das mir dauernd sein ‚Aber' im Kopf herumschwirrte und ich mir ihn zermarterte, was damit gemeint seien konnte. Zudem schwieg er seit dem Abend das Thema nahezu tot. Fragte ich vorsichtig nach, wie es ihm ginge, meinte er einfach nur ‚gut', wie immer, wenn er bei uns wäre. Damit konnte und wollte ich mich nicht zufrieden geben. Auch damit nicht, das er seinen Geburtstag nicht feiern wollte. Ich hatte extra eine Freundin gebeten, auf Mathilda aufzupassen, weil ich mit ihm Ausgehen wollte, wenn er schon seine Familie und Freunde nicht bei sich haben wollte, aber auch das lehnte er ab, mit den Worten, er würde lieber mit Mathilda und mir daheim bleiben wollen, und einfach nichts tun. Und so war es auch gekommen. Natürlich versuchte ich es ihm schön zu machen, das ich extra einen Kuchen backte, sein Lieblingsessen kochte und ein Geschenk hatte ich auch für ihn, worüber er sich auch extrem freute, dennoch hatte es meiner Meinung nach einen faden Beigeschmack. Ein Geburtstag sollte was besonderes sein, und er... er wollte einfach nur zu Hause bleiben... wie immer. Nun gut... sein Geburtstag... seine Entscheidung... dennoch hatte ich ein komisches Gefühl dabei.
Einige Tage später rief mich Joey an... auch sein Gefühl war nicht das Beste, so dass er extra nach Berlin gekommen war, um nach dem Rechten zu sehen, er sich aber zuerst mit mir treffen wollte, sodass wir uns im nahegelegenden Schlosspark trafen.

„Hey Hanna... na kleine Kröte...", begrüßte uns Joey und Mathilda quietschte freudig. „Lass uns was gehen... wie geht's Paddy?", fragte er direkt. „Schwer zu sagen..." „Du weißt inzwischen Bescheid,ne?" „Wenn du von seinem Selbstmordversuch sprichst Ja! Verdammt, warum hat mir denn keiner was gesagt?!", motzte ich. „Weil Paddy das nicht wollte." „Sonst interessiert es euch auch nicht, was er will und was nicht!" „Das stimmt so nicht..." „Und was stimmt dann? Er ist nicht mehr er selbst!" „Immer noch?" „Wenn du mich fragst Ja! Er versucht sich so gut wie nichts anmerken zu lassen, aber so wie ich ihn mittlerweile kenne, ist das nur Show..." „Redet er mit dir?" „Schwierig... er macht sofort dicht. Irgendwas ist da noch, was er mir nicht sagen will!" „Hast du ne Vermutung?" „Nein... überhaupt nicht, und das was er sagte, macht dazu noch keinen Sinn..." „Was sagt er denn?" „Nicht viel halt... das er nicht mehr kann wie bisher... er nicht weiß, wie es weitergehen soll... die Therapie ihm aber auch nichts bringt..." „Hat er sonst noch was gesagt?" „Ja nur das, was ich nicht verstehe..." „Und das war?" „Das er mir Zuviel vertraut, es mir deswegen nicht sagen könnte und er Angst hat, das irgendwas kaputt geht..." „Aha..." „Weißt du was er damit meint?" „Wissen nicht..." „Aber ne Vermutung..." „Schon ja..." „Die da wäre?" „Hanna... verstehst du es wirklich nicht, was er dir damit sagen will?" „Sollte ich?! Sag du es mir doch!" „Nachher lieg ich auch falsch..." „Ihr seid alle echt kompliziert, wisst ihr das! Erst was zum Naschen anbieten, und dann darf man nicht weiter essen! Super!" „Na bietet er sich denn nicht genug schon an?" „Wie jetzt?!" „Ihr beide... echt... könnte man echt in einen Sack werfen und drauf hauen, dann würde man dennoch immer den Richtigen treffen!" Nun verstand ich gar nichts mehr... „Mensch Hanna... so blind kannst du doch auch nicht sein... selbst ein blindes Huhn findet mal ein Korn..." „Blind wieso?!" „Ich fass das jetzt nochmal für dich speziell zusammen! Paddy hat sich fürs Leben entschieden... wegen euch... Paddy verbringt jede freie Zeit wo?... Bei euch... er vertraut dir ‚Zuviel' wie er sagt... und er hat Angst was kaputt zu machen..." „Und?" „Bor ihr beide! Das ist echt zum Haare raufen mit euch! Erinnerst du dich an unser Gespräch in Köln?" „Ja?!" Wenn du mich fragst, hat er die gleichen Ängste wie du!" „Hat er dir das so gesagt?" „Nein... das nicht, aber..." „Siehst du! Ich möchte einfach nichts irgendwo reininterpretieren, wo nichts ist... verstehst du?" „Und wenn da doch was ist? Ihr beide euch gefühlsmäßig anschweigt?" „Und vielleicht ist eine Freundschaft einfach besser! Nachher klappt es nicht... und dann ist nicht nur ein Herz gebrochen... Themenwechsel bitte... ich will, das es Paddy besser geht! Hast du Ideen?" „Ja! Sag ihm endlich, was du für ihn empfindest! Denn auch wenn er mir nichts gesagt hat, glaube ich fest daran, das das die Lösung ist! Paddy fühlt sich allein gelassen, obwohl er es nicht ist. Fühlt sich eigentlich nur noch bei dir und Mathilda wohl... sieht in nichts mehr einen Sinn! Zeig du ihm den Weg, auch wenn er steinig seien mag! Zeig, das du mit ihm den Weg gehst... gemeinsam! Das du ihm den Rücken stärkst, egal wie schwierig es wird!" „Das tue ich doch so oder so... aber... nehmen wir mal an, du liegst falsch mit deiner Vermutung... was ist dann? Dann weiß er, was ich für ihn empfinde... und dann? Zieht er sich vor mir zurück. Nimmt vielleicht Rücksicht auf meine Gefühle, was er aber nicht brauch! Kannst du mich nicht auch etwas verstehen?" „Ja natürlich versteh ich dich...aber wenn keiner von euch was sagt, passiert auch nichts... unerfüllte Liebe ist genauso schmerzlich... und das ihr euch dann permanent seht, macht es auch nicht besser... überleg es dir einfach... musst ja nichts überstürzen..." „Nein... das tue ich nicht...", schweigend liefen wir noch ein Stück.
„Weiß Paddy eigentlich inzwischen, das du hier bist?" „Ich hatte ihm vorhin geschrieben, das ich kommen wollte. Er meinte nur, ok..." „Sollen wir dann langsam mal? Bin schon ziemlich durchgefroren..." „Ja..."

Gebrochene HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt