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Schmerzerfüllt schrie ich regelrecht alles zusammen, solange bis dieses zerreißende Gefühl endlich etwas nachließ...
„Der Kopf...", mehr sagte Schwester Steffie nicht mehr, griff zum Telefon und alarmierte den Arzt.
„Frau Pelzer... mit der nächsten Wehe dann weiter schieben!", forderte Sie mich plötzlich auf und ich dachte nur genervt, ach echt?! Ich schob, Ich presste... und gerade, als die Tür wohl aufging, hauchte Paddy mir ins Ohr. „Das Köpfchen ist da... gleich hast du es geschafft." inzwischen liefen mir die Tränen vor Schmerzen nur hinunter. In mir zog sich alles zusammen, das Reißen lies immer noch nicht nach, ich hatte das Gefühl kaum Luft zu bekommen... und nahm nur noch dumpf alles um mir herum war. Ich versuchte mit letzter Kraft alles was mir möglich war zu pressen, bis ich ein kleines Wimmern vernahm...
„Hanna!", hörte ich immer wieder meinen Namen, und dann war alles still...

Langsam wurde ich wach. Zuerst brauchte ich was, um zu realisieren, wo ich war, doch dann...
„Paddy...", wisperte ich leise, den ich neben mir im Sessel entdeckt hatte. „Hanna!", lächelte er sofort, stand auf und setzte sich neben mich ans Bett um mich im nächsten Augenblick mit hunderten von Küssen zu bedecken. „I love you so much!" „Und ich dich..." „Hier möchte jemand seiner Mama ‚Hallo' sagen!", lächelte er immer noch und erst jetzt nahm ich das kleine Bündel in seinem Arm wahr. Vorsicht legte er es mir in den Arm und setzte sich nun richtig zu mir. Vorsichtig richtete ich mich auf und betrachtete das kleine Rosa Wesen, welches friedlich schlief. „Du sagtest gerade ‚seiner...'", lächelte ich und strahlte Paddy an... „Jap... it's a boy... Ich hab nen Stammhalter gemacht!", sagte Paddy und ich konnte sehen, wie er fast vor Stolz platzte. „Was ist eigentlich passiert... ich... ich erinner mich noch das ich was wimmern hörte und dann..." „Du bist laut der Ärztin wohl Ohnmächtig geworden. Sie meinten, du hattest eine Art Sturzgeburt... alles ging eigentlich viel zu schnell und zu heftig..." „Oh nein Gott... wie lang war ich denn weg und..." „Beruhige dich... du bist vielleicht mal zehn Minuten auf dem Zimmer... ca eine halbe Stunde denke ich... ich bin auch gerade erst hier... ich hab die U-Untersuchung mit dem Kleinen gemacht, als der Arzt mir versicherte, das es dir gut gehe... ich hab so Angst gehabt um dich...", sachte strich er meine Haare zur Seite und küsste mich sanft. „Du hast in dem Tropf Elektrolyte und Kochsalz... und die haben dir was gespritzt... alles weitere muss der Arzt dir sagen... aber sonst ist alles ok... auch an dem kleinen Prinzen... alles dran... ein Prachtkerl sagte Schwester Steffie... warte... ich hab mir alles aufgeschrieben... 51 cm, 3020 Gramm und 34,8 Kopfumfang..." „Das sind echt super Werte, wenn man bedenkt, das er drei Wochen zu früh dran war..." „Sagte die Kinderärztin auch... und sie hat nach dem Namen gefragt..." „Erinnert mich gerade irgendwie an damals..." „Ja... und?" „Ich möchte diesmal gerne deinen Favoriten nehmen... Lennart..." „Serious?" „Ja... mir gefällt er genauso gut und es passt zu Mathilda..." „Du wirst eh Lenny sagen..." „Stimmt...", lachte ich und war es nun, die ihre Hand in Paddys Nacken legte, ihn etwas zu mir zog und ihn sanft küsste. „Wie gehts dir denn jetzt? Hast du Schmerzen? Brauchst du was? Hast du Hunger? Durst?" „Ich nicht... aber ich glaub der kleine Mann...", stellte ich fest, denn das kleine Bündel, was auf meiner Brust bis gerade noch ruhig geschlafen hatte wurde etwas unruhig. „Ich frag die Schwester mal nach einem Kissen und sag auch direkt Bescheid, das du wieder wach bist." „Noch einmal küsste er mich, dann gab er Lennart ein Küsschen und verschwand nach draußen. Während ich wartete begutachtete ich meinen Sohn zum ersten Mal ganz genau. Er war einfach perfekt... gar nicht so vermascht, wie Mathilda es damals war und er war ein Ebenbild seines Vaters. Ich tat mich schwer zu erkennen, was er von mir hatte, aber eigentlich war es ganz egal, viel wichtiger war es, das es ihm gut ging... das es uns gut ging.
Mittlerweile wurde Lennart etwas ungehaltener und ich wiegte ihn sanft in meinem Arm. Zu gern hätte ich ihn schonmal angelegt, das er was trinken konnte, aber noch war ich zu schlapp, um mich besser aufzurichten, oder anders hinzulegen, sodass ich froh war, als Paddy, gefolgt von der Ärztin und einem Stillkissen unterm Arm wieder kam.
„Frau Pelzer, schön das sie wieder wach sind. War alles etwas viel auf einmal... ging ja nun doch alles sehr fix... aber viel wichtiger ist es, das es Ihnen beiden gut geht... Ich gehe davon aus, das ihr Mann Ihnen bereits das wichtigste mitgeteilt hat, oder?" „Ja soweit... ich war wohl Ohnmächtig..." „Richtig, ihr Kreislauf hat bedingt durch die Sturzgeburt schlapp gemacht, aber wenn ich mir jetzt ihre Werte so ansehe, ist das kein weiterer Grund zur Besorgnis... auch bei Ihrem Sohn ist alles in bester Ordnung. Hatte es zwar sehr eilig heute und drei Wochen zu früh, aber stolze Maße... und sie brauchen sich auch keine Sorgen zu machen... mit drei Wochen ist er kein Frühchen... dennoch folgendes. Ich hatte Ihrem Mutterpass entnommen, das sie eine ambulante Geburt geplant hatten. „Richtig." „Unter den Umständen von heute... ich möchte Sie gerne jedenfalls über Nacht zur Kontrolle noch da behalten. Ich kann sie zwar nicht zwingen, dennoch... Sie werden auch gleich noch auf ein Familienzimmer verlegt, darum hat sich Ihr Mann bereits gekümmert. Wenn dann morgen die U2 als auch Ihre Untersuchung gut verläuft, steht dann nichts im Wege, Sie zu entlassen." „In Ordnung...", seufzte ich und sah zu Paddy, der mir aufmunternd zu nickte. „Ach und bevor ich es vergesse, ihr Mann hatte mir den Namen von ihrem Sohn noch nicht nennen können..." „Ja... sagte er bereits... Lennart... Lennart Kelly!", dabei lächelte ich Paddy an und sah deutlich, das er was sagen wollte, aber erstmal schluckte. „Prima, dann haben wir ja soweit alles... wenn Sie was brauchen, einfach melden, und nun wünsche ich Ihnen erstmal eine wundervolle Kennenlern- und Kuschelzeit mit Lennart." „Danke.", sagte wir beide und die Ärzin verließ das Zimmer. „Kelly?", presste Paddy nur hervor und Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet. „Ja! Natürlich!" „Aber... wolltest du nicht, das Mathilda und er nicht verschieden heißen? Ich..." „Tun sie doch auch nicht!", nun verstand Paddy gar nichts mehr. „Die Papiere sind endlich da und Matti hat unterschrieben... sie ist jetzt auch ganz offiziell eine Kelly... und wenn du schon einen Stammhalter bekommst... dann auch von Anfang an mit richtigem Nachnamen, oder?" „Hanna... du weißt gar nicht, was mir das bedeutet! Nur du hast jetzt noch den falschen Nachnamen..." „Noch...", sagte ich leise... „... vielleicht... irgendwann...", unsicher sah ich ihn an. Und wurde dann aber von Lennart abgelenkt, der nun ordentlich begann zu meckern, sodass Paddy mir das Kissen unterlegte und ich Lennart zum ersten Mal anlegte um ihn zu Stillen.

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