Kapitel 3

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Eine Woche später stand ich bereits vor meinem, mittlerweile beleuchteten, Badezimmerspiegel und vervollständigte mein Make-Up durch einen Lidstrich und viel Mascara. Als ich endgültig fertig mit meinem Werk war, betrachtete ich mich mit einem leicht kritischen und doch zufriedenen Blick - das vor mir war wieder die Taylor, die durch das, was er mir angetan hatte, verloren gegangen war; sie war wieder da und das besser als je zuvor.

In den vergangenen sieben Tagen hatte sich Einiges geändert - nicht nur mein Sinn für Körperpflege war zurück gekehrt, auch mein Lebensmut und meine Euphorie über die Stadt, in welcher ich nun lebte. Nachdem Ed und Ich mein Apartement zusammen komplett hergerichtet hatten, musste er bis zum gestrigen Tage wieder zurück nach England. Trotzdem fiel ich nicht zurück in alte Verhaltensmuster; ganz im Gegenteil: Das erste Mal seit meinen zwei Monaten hier hatte ich meinen Kühlschrank wieder aufgefüllt, war mit Brit aus um zu tanzen, hatte ein paar Fans auf ihre Mails geantwortet und mich sogar in einem Fitnessstudio um die Ecke angemeldet, wo ich seitdem auch schon zwei Mal trainiert hatte. Mein begehbarer Kleiderschrank war gestrichen und eingerichtet worden und die alte, kaputte Jogginghose schimmelte mittlerweile im Mülleimer vor sich hin.
Ich war bereit dafür, mich ihm und dem Rest der Welt zu stellen, und dies zu Ehren meines Besten Freundes.

Mit vollendeter Lockenfrisur, rotem Spitzenkleid und der Geschenktüte für das Geburtstagskind verlies ich pünktlich mein Apartement, stieg in ein Taxi und fuhr zu Eds Penthouse am anderen Ende der Stadt. Mein Timing war perfekt - ich wollte nicht direkt am Anfang als Erste, aber auch nicht ganz am Schluss als Letzte erscheinen. Mit einigen unbekannten Gesichtern zusammen betrat ich das große Gebäude und machte mich, an meinem Ziel angekommen, sofort auf die Suche nach meinem Besten Freund. Als ich ihn endlich erblickte, machte mein Herz einen ganzen Satz vor Erleichterung. Mit einer festen Umarmung und einer langen Glückwunschrede meinerseits begrüßten wir uns. Sein Geschenk, eine Tasse mit einem Katzenbild, zu welcher ich ein Gegenstück besaß, und ein Sixpack Bier (Ja, wir hatten eine sehr unkomplizierte Verbindung), schien ihm gut zu gefallen; jedoch verloren wir uns bald wieder aus den Augen, da er jeden Gast einzeln begrüßen wollte.

Kein Problem, sagte ich mir einige Male, ich würde sicher jemanden finden den ich kannte. Bloß nicht die Nerven verlieren. Der Bass, welcher aus allen möglichen Lautsprechern dröhnte, passte perfekt zu den ganzen lachenden, glücklichen und teils angetrunken Gesichtern, denen ich begegnete. Manche kannte ich vom Fernsehen oder Konzerten, mit einigen hatte ich sogar schonmal ein paar Worte gewechselt. Ellie Goulding, Demi Lovato, Olly Murs - alles Leute die man kannte, in manchen Fällen sogar mal näher gekannt hatte aber nun nicht mehr; Leute, die einem der Freundlichkeit wegen zwar ein Lächeln schenkten, mehr aber auch nicht. Als ich auf die Bar zusteuerte, um mir ein Glas was-auch-immer-in-dieser-Bowle-war zu holen, damit ich zumindest ein wenig lockerer wurde, fiel mir jemand auf, der mir doch bekannt war; und das sogar mehr oder weniger gut.
"Hey Taylor", begrüßte mich Louis mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und zog mich in seine kurzen Arme. Auch ich murmelte ein kurzes Hallo, sah mich aber bereits nervös nach diesem speziellen jemand um, den ich heute meiden wollte. Mein Gegenüber schien meinen ängstlichen Blick zu bemerken und erklärte mir schnell, dass dieser noch nicht hier sei und drückte mir direkt ein gefülltes Glas in die Hand. Seine Freundin Eleanor stieß auch bald zu uns, und schon führten wir zu dritt eine kleine Unterhaltung über all das was uns in den vergangen Monaten passiert war. Seit der Trennung hatte ich nicht nur ihn, sondern auch alle Anderen die in irgendeiner Beziehung zu ihm gestanden hatten gemieden, was, wie sich nun herausstellte, ein Fehler gewesen sein könnte. Lou ließ sich überhaupt nichts von den Umständen anmerken; er verhielt sich genauso wie damals auch: Freundlich, zuvorkommend und humorvoll.
"Dein Album klettert ja auch von Tag zu Tag höher in den Charts, dafür noch Glückwunsch", lobte mich der kleine Brite welcher nun locker eine Hand um die Hüfte seines Mädchens legte, wobei sich sein Gesichtsausdruck aber drastisch verhärtete. "Eigentlich ist er mein Freund, Tay, aber wenn du ihm aus dem Weg gehen willst, solltest du dich schnell unter die Leute mischen. Er kommt auf uns zu."

all you had to do was stayWhere stories live. Discover now