Kapitel 22

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Adam POV;
Nach einer langen Reise von Schottland nach New York konnte ich endlich wieder normalen Boden unter meinen Füßen fassen und mich auf den Weg zu meinem Hotel machen. Ich hasste diese dauernde Aviophobie und die damit verbundenen Strapazen, sowohl die psychischen als auch die physischen. Während mir nicht nur immer übel und schwindelig wurde, konnte ich auch nicht mehr klar denken und bekam teils panische Angstanfälle. Ohja, ich hasste diese Flugangst.

Noch immer ein wenig neben mir und sehr müde ließ ich mich von meinem Bodyguard Theo zum Wagen meines Chauffeurs leiten, welcher mich dann unfallfrei zu meiner Unterkunft bringen sollte. Was oben in der Luft nicht im Geringsten half, brachte dafür auf den Straßen so Einiges- deswegen lehnte ich mich auf meinem Sitz zurück und blickte aus dem verdunkelten Fenster hinaus zu den vorrüberziehenden Lichtern der Stadt, die niemals schlief. Neben gefühlten tausenden von fremden Gesichtern, überfüllten oder leeren Gaststätten und Dreck auf dem Trottoir erkannte ich aber völlig zufällig noch jemanden, der mir doch sehr bekannt erschien. Eine schlanke, große Blondine torkelte verwirrt durch die Straßen und stolperte bei beinahe jedem ihrer Schritte. Es mochte sein, dass ich mich noch immer von der Reise erschöpft irrte, doch ich wollte lieber sicher gehen. Mit einer großen Sonnenbrille auf der Nase gab ich dem Fahrer ein Zeichen, anzuhalten, und stieg dann aus um auf die junge Frau zuzugehen.
"Taylor?", rief ich ihr unbeirrt nach und kam genau rechtzeitig zu ihr, denn als sie sich nach mir umdrehte, fiel sie über ihre eigenen Füße und landete in meinen Armen. Sie roch nach starkem Alkohol und wirkte erschöpft, dennoch schien sie voller Energie zu sein.
"Adaaaam.", seuselte sie breit grinsend und ließ sich dann von mir aufhelfen, wobei ihr Gesichtsausdruck in sich zusammenfiel sobald sie mir gegenüber stand.
"Was tust du so spät noch allein auf der Straße?", erkundigte ich mich und deutete auf eine Flasche in ihren Händen. "Hast du getrunken?"
"Und wenn schon.", murmelte sie und warf die Arme in die Luft, wobei sie auf irgendeine Art und Weise fast nach hinten kippte. Selbst zu dieser späten Stunde in diesem völlig verwahrlosten Zustand wirkte sie noch grazil und bedacht; auch wenn sie nicht so schön aussah wie sie es sonst tat.
"Ist alles okay?", hakte ich weiter nach und sah mich etwas beschämt um, damit ich mich vergewissern konnte, dass uns niemand beobachtete. Weder meine Eltern noch mein Manager wären erfreut über diese Art von Schlagzeilen gewesen.
"Nein.", antwortete sie lachend und nahm noch einen Schluck aus der fast leeren Flasche, ehe ich sie ihr wegnahm. "Wenn alles gut wäre, würde ich nicht hier sein."
"Komm.", verlangte ich und senkte den Kopf als mir klar wurde, dass tatsächlich einige Passanten auf das Szenario aufmerksam geworden waren. Gegen ihren Willen, aber sicherlich dennoch in ihrem Sinne, schob ich sie auf den Rücksitz des Wagens und schnallte sie an. Sobald auch ich Platz genommen hatte, wies ich den Chauffeur dazu an, auf schnellstem Wege zum Hotel zu fahren und schloss kurz die Augen. Solch einen nervenaufreibenden Zwischenfall hatte ich beileibe nicht für diese Nacht eingeplant.
"Lass mich raus!", schrie Taylor als sich das Auto in Bewegung setzte und versuchte erfolglos die Tür zu ihrer Rechten zu öffnen. Etwas überfordert griff ich nach ihren Händen und hielt diese in meinen fest, sodass sie weder sich noch dem Wagen etwas tun konnte und atmete tief durch.
"Wir fahren in ein Hotel, ja?", versuchte ich sie zu beschwichtigen. "Du musst nicht nach Hause und dir wird niemand etwas tun. Ich bin die ganze Zeit bei dir."
"Wirklich?", hakte sie schon ein wenig besänftigt nach und sah mich mit glasigen Augen an.
"Versprochen.", gab ich zurück und schenkte ihr ein schmales Lächeln.

Taylor POV;
Der nächste Morgen war gleichermaßen verwirrend als auch erschreckend. Ich wachte in einem fremden Hotelzimmer auf, in dem niemand außer mir war, und stellte erst bei einem Blick aus dem Fenster fest, dass ich wohl noch immer in New York sein musste. Mein Kopf brummte höllisch und mir war kotzübel, außerdem fühlten sich meine Hände an als hätte ich mehrfach gegen eine Wand geschlagen. Etwas eingeschüchtert von der Tatsache, in einem mir unbekannten Zimmer zu sein, stürzte ich wortwörtlich aus dem Bett und fand dabei, während ich mich wieder aufrichtete, einen Zettel auf dem Nachttisch: "Ich hoffe es ist dir Recht, dass ich dir ein Hotelzimmer genommen habe und dass es dir heute Morgen schon besser geht. Wir werden uns nicht mehr sehen, die Arbeit ruft und nur der frühe Vogel fängt den Wurm. Mit vielen lieben Grüßen, Adam."

all you had to do was stayWhere stories live. Discover now