Die Tage bis Silvester vergingen wie im Fluge, denn nach einer langen Reise nach London brachten Harry und Ich erst Gemma und Anne zurück nach Cheshire, blieben dort noch eine Nacht, und fuhren dann erst zu Harrys Apartment. Er hatte wirklich nicht zu viel versprochen, denn es war groß und dank der vielen Fenster sehr hell. Die ganzen, weißen und recht schlichten Wände bildeten einen klaren Kontrast zu der sonst eher dunklen Einrichtung, welche sich wiederrum mit den weißen Fließen, mit denen der komplette Fußboden bedeckt war, brachen. Ich hatte mich oft gefragt, ob mich ein Besuch in seinem Apartment nicht zu sehr an die Vergangenheit erinnern würde, doch das war überhaupt nicht der Fall, da es komplett anders aussah. Er hatte nur wenige alte Möbelstücke mit in die neue Wohnung gebracht, die auch noch in einem komplett anderen Stadtteil lag und ganz anders geschnitten war, als die Alte. Im Gegensatz zu meiner Wohnung in New York trat man hier direkt ins Wohnzimmer, wenn man die Eingangstür öffnete, und kam nur durch diesen Raum zu den anderen Räumen - so grenzten zwei Badezimmer, ein Schlafzimmer, die Küche und ein fast leeres Zimmer an die fünf Wände des Wohnungszentrums. Wieso einer der Räume komplett leer war, bis auf ein großes Klavier in einer der Ecken, konnte ich mir noch nicht erklären, wollte Harry aber auf jeden Fall noch danach fragen. Den Tag vor Silvester verbrachten wir hauptsächlich auf dem Sofa, da wir beide von einem fürchterlichen Jetlag geplagt wurden, und sahen Serien. Die komische Stimmung der Vortage war wie vergessen, da Harry sich wieder total normal verhielt, und ich keine Lust mehr hatte, unnötigen Stress zu verursachen. So hatte immerhin Harry es betitelt: "Unnötiger Stress". Wahrscheinlich hatte er Recht und ich machte wieder nur aus einer Mücke einen Elefanten, was sowieso eine meiner ungeliebteren Angewohnheiten war. Um Harry nicht noch mehr auf den Geist zu gehen, und in der Hoffnung so selbst ein wenig ruhigerer zu leben, versuchte ich einfach alle schlechten Gedanken irgendwie bei Seite zu schieben. So zum Beispiel die Tatsache, dass er immernoch dauerhaft am Handy war, ebenso wie die, dass er zum Telefonieren weg ging und morgens nie im Bett war, wenn ich aufwachte. Ich vertraute ihm, und das war kein Fehler.
Auch am Silvestermorgen hatte ich das große Boxspringbett vollkommen für mich, wobei ich Harry immerhin im Badezimmer vermuten konnte, da die Dusche an war. Bevor ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem machte, schlüpfte ich in eine meiner Leggins und schnappte mir einen von Harrys Pullovern, da es in London überraschenderweise noch kälter war, als zu Hause in New York. Ich war dauerhaft am Frieren und vergrub mich unter tausenden von Decken, was meistens nichts half, bis Harry mich zusätzlich noch in den Arm nahm.
Während ich kurz darauf ratlos vor dem leeren Kühlschrank stand und mich fragte, wie wohl Toastbrot mit Senf schmecken mochte, da Harry nicht viel mehr zu Hause hatte, schien er seine Morgentoilette beendet zu haben und schlenderte halb nackt und mit nassen Haaren in die Küche. Sein Anblick ließ mich für einen Augenblick vergessen, was Worte waren, denn das Handtuch, was er nur notdürftig um seine Hüften gebunden hatte, gewährte mir nicht nur Blick auf seinen unheimlich muskulösen Oberkörper, sondern auf praktisch seinen ganzen Körper. Es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, mich würde sein wunderschöner Körper nicht anziehen, nur weil ich mich noch weigerte, mit ihm zu Schlafen - meine Angst verletzt zu werden und seine Anziehungskraft waren, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt, noch zwei verschiedene Paar Schuhe für mich.
"Mund zu, sonst sabberst du", bemerkte er grinsend und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. Augenblicklich fand ich zurück in die Realität und drehte mich um, um seinem gottgleichen Anblick zu entfliehen und mich wieder einzubekommen.
"Dein Handtuch droht, sich selbstständig zu machen", gab ich zurück und biss, wohl wissend, dass er mich nicht sehen konnte, auf meine Unterlippe.
"Sei froh, dass ich überhaupt eins trage", antwortete er leise, wobei ich das Grinsen auf seinen Lippen förmlich hören konnte. Noch ehe ich etwas erwidern konnte, schlang er plötzlich seine Arme um meine Taille und drückte mich fest an sich, wobei seine braunen Locken das Duschwasser auf meinem ganzen Pullover verteilten. "Normalerweise laufe ich nach dem Duschen immer ohne Lendenschurz herum."
"Oh, dann sollte ich also dankbar sein?", fragte ich sarkastisch, konnte aber das Grinsen, welches sich auf meine Lippen schlich, nicht unterdrücken. Ich spürte, wie er nickte, während er mir einen Kuss auf den Hals drückte. Automatisch schlossen sich meine Augen und sein Griff um meine Taille wurde enger, weswegen ich seine festen Muskeln deutlich durch meine Kleidung spürte.
"Hast du Hunger?", murmelte er, noch immer mit den Lippen an meinem Hals herumwandernd, und jagte mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Es war unfassbar, wie er mich mit nur kleinen Gesten in den Wahnsinn treiben konnte.
"Hm?", machte ich gedankenverloren. Ich war kurz davor, meine Selbstbeherrschung vollkommen zu verlieren, bis er sich schließlich selbstständig von mir löste und mich so in die Realität zurück schickte. Das Grinsen auf seinen Lippen gab deutlich zu verstehen, dass er genau wusste, was er für eine Wirkung auf mich hatte, während ich mich für meine fehlende Disziplin schämte. Es war besser, wenn wir noch weiter warteten, und das wusste er. Wieso provozierte er mich dann immer wieder?
"Ich ziehe mich schnell an und mache dir dann ein paar Käsetoasts", verkündete er und ging aus dem Zimmer, während ich sofort ein Glas mit Leitungswasser füllte und in einem Zug leerte.
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all you had to do was stay
Fanfiction"Es war nie leicht, und auch, wenn es so schwer war, war es das immer wert." Nachdem Harry Taylor betrogen hat, geht für sie eine Welt unter. Sie vergräbt sich in Selbstmitleid und Einsamkeit, bis ihre Freunde sie schließlich dazu bringen, zurück in...