Mit einer Kaffeetasse in der Hand ließ ich mich, eine halbe Stunde bevor ich aufbrechen musste, auf dem Hocker vor meinem Schminktisch nieder und begann dann, mein Gesicht mit Creme und extra hellem Make-Up zu versorgen. Zwischendurch immer wieder einen Schluck meines Kaffees nehmend, machte ich mit mit Eyeliner, Rouge und Mascara weiter. Als ich zufrieden mit allem war ging ich in mein Ankleidezimmer und zog das enge, schwarze Minikleid mit den breiten Trägern und den überall darüber verteilten Glitzerpailletten an, welches ich in Italien zusammen mit Lou gekauft hatte. Bevor ich dann in meine schwarzen Wildleder Pumps schlüpfte, trug ich roten Lippenstift auf und begutachtete mein Aussehen, als ich fertig war, in meinem großen Spiegel.
Ich sah wirklich nicht übel aus; der Haarreif mit den Kätzchen Ohren und die großen Locken in meinem Haar umspielten meine Gesichtszüge und das Kleid passte sich perfekt meinem Körper an. Vielleicht sollte man sich an Halloween mehr verkleiden als ich es tat, aber immerhin war ich keine zwölf mehr und wollte feiern, nicht trick-or-treat spielen. Als ich meinen Kaffee leerte klingelte mein Handy und ein Blick auf das Display verriet mir, dass es eine Nachricht von Harry war.
> Hey Tay. Wir sind gleich da, kommst du runter? H. xx
> Bin gleich da, bis gleich xx
Als ich so auf mein Handy blickte fiel mir wieder auf, wie viel sich in den letzten sieben Wochen während meiner Tour geändert hatte. Nicht nur, dass Harry und ich jeden Tag über Textnachrichten in Kontakt standen; wir waren mittlerweile sogar wieder so etwas wie Freunde. Auch mit Lou hatte ich über all die Zeit eine echt Freundschaft entwickelt, was aber aufgrund der Umstände kaum anders zu erwarten war. Abby war inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden- ihr und dem Kind ging es ausgezeichnet. Sie war sofort als Steve und ich nach Hause gekommen waren zu ihm gezogen und freute sich nun mit ihm auf die letzten drei Monate der Schwangerschaft. Robert stand zu der Zeit noch vor Gericht, doch die Anwälte meinten, dass er geringe Chancen auf Freispruch hätte. Meine Wunden waren zwar verheilt, doch die Narben die davon zurück geblieben waren sahen vermutlich noch schlimmer aus; alles was ich am Rücken hatte würde mir erhalten bleiben, auch die Schnitte am Handgelenk, lediglich die Wunde auf meiner Wange konnten die Ärzte weitgehend verblassen lassen. Schon alleine dafür, dass dieser Mensch mir so einiges an Selbstvertrauen genommen hatte, gehörte er sich meiner Meinung nach hinter Gitter. Aus diesem Grund zog ich mir an diesem Abend auch noch einen langärmeligen Glitzerpullover über; so konnte man zumindest die meisten Narben nicht sehen. Bevor ich mich auf den Weg nach unten machte, packte ich mein Handy noch in meine Clutch und schloss meine Wohnungstür ab. Das große schwarze Auto von Louis wartete schon am Straßenrand und startete, sobald ich auf die Rückbank gehüpft war.
"Harry, wir gehen ab jetzt wieder alleine feiern.", meldete sich der Fahrer zu Wort. "Die Ladys brauchen mir zu lange, wir sind immer zu spät.""Dir auch ein recht herzliches Hallo Louis, du hast mir auch gefehlt.", gab ich grinsend zurück und schnallte mich an.
"Ich weiß, ich würde mir auch fehlen wenn ich du wäre.", gab der quirlige Brite ruhig zurück und konzentrierte sich dann aufs Fahren.
"Lass ihn reden, er ist nur sauer weil ich auch schon eine halbe Stunde zu lange gebraucht habe.", teilte mir Eleanor grinsend mit und drehte sich zu mir. "Mir hast du wirklich gefehlt. Schön dich wiederzuhaben."
"Du mir auch.", gab ich warm lächelnd zurück und wandte mich dann meinem Sitznachbarn zu. "Hey Harry."
"Hey.", gab er leise zurück und warf mir ein unheimlich charmantes Grinsen zu.
"Wie war die Tour?", erkundigte sich die schöne Beifahrerin und sah mich über den Rückspiegel an.
"Sehr schön.", antwortete ich ehrlich. "Ich erzähle dir alles, wenn wir mal wieder Kaffee trinken."
"Wenn ich länger als eine halbe Stunde in der Schlange stehe, fahrt ihr beiden alleine heim.", verkündete Louis trotzig und blickte zum Eingang des Rooftops wo auch schon Eleanors Überraschungsparty stattgefunden hatte. Die heutige Feier wurde von irgendeinem Freund von Lou und El veranstaltet, was auch der Grund dafür ist, dass wir auf der 250-Köpfe-langen Gästeliste standen. Aufgeregt sah auch ich zum Eingang und der Menschenmenge davor, welche auf ihren Einlass wartete, und entdeckte den Blondschopf den ich gesucht hatte.
"Da vorne steht Lou, wir werden nicht anstehen.", gab ich zurück und stieg aus um auf die Blondine zuzulaufen.
"Wo wart ihr? Ich hatte Angst ihr lasst mich alleine.", murmelte die schöne Mutter als sie mich in ihre Arme schloss.
Auch die anderen begrüßte sie herzlichst und gemeinsam mit ihr waren wir innerhalb von fünf Minuten schon auf dem Weg nach oben. Alle freuten sich auf die Party und Eleanor erzählte mir, dass Louis wohl so wütend war, weil er dringend mal wieder Alkohol brauchte. Um ehrlich zu sein freute auch ich mich darauf, mal wieder etwas zu trinken und zu feiern- während der gesamten Tour hatte ich mich zurück gehalten. Gleichzeitig hatte ich mir aber vorgenommen, mich nicht zu betrinken, und auch Harry dazu angehalten meinen Konsum im Auge zu behalten. Oben tobte schon eine wilde Party, die Menschen feierten und tranken, die Musik dröhnte von allen Seiten und die Stimmung war einfach super. Es dauerte nicht lange sich unter die Menge zu mischen und sich einen der zahlreichen Drinks zu besorgen, und noch einen, und noch einen. Schließlich trauten auch wir fünf uns auf die volle Tanzfläche und ließen uns gehen, wobei man aber bemerkte, wer schon mehr getrunken hatte als Andere. Die beiden Herren unserer Gruppe zogen sich schon nach einem Lied zurück während Lou, El und ich nicht genug von der Musik und dem Tanzen bekommen konnten. Somebody That I Used To Know von Gotye, Call Me Maybe von Carly Rae Jepsen oder One More Night von Maroon 5- uns war mehr oder minder alles recht. Als dann jedoch eins meiner eigenen Lieder, We Are Never Ever Getting Back Together, anfing, verging mir kurzzeitig die Lust und ich bahnte mir meinen Weg zurück zur Bar. Vor einigen Liedern hatte ich ohnehin meine Tanzpartnerinnen aus den Augen verloren und ich brauchte dringend wieder etwas zu trinken. Mit einem neuen Becher in der Hand machte ich mich auf die Suche nach bekannten Gesichtern und fand recht bald Louis und Eleanor, die hinter einer Palme mehr als beschäftigt schienen. Etwas wirr im Kopf beschloss ich die beiden alleine zu lassen und suchte nach dem Rest unserer Gruppe und traf, nachdem ich den Tisch auf dem Lou mit einer Flasche Whiskey in der einen und einem Leuchtstab in der anderen Hand tanzte, hinter mir gelassen hatte schließlich auf Harry. Dieser stand recht alleine in einer Ecke und beobachtete, wie so oft, die Menschen um sich herum bei ihrem Tun. Obwohl ich noch nicht allzu viel getrunken hatte drehte sich die Welt schon ein wenig mehr als sie sollte; vermulich war es also nicht ganz so schlecht dass ich ihn jetzt fand. Wieso hatte er nicht zuvor schon auf mich aufgepasst? Ich wollte doch nicht betrunken sein.
Statt einer Begrüßung hielt er die Arme auf, sobald ich in sein Blickfeld trat, und fing mich komischerweise Sekunden später schon, obwohl ich doch gar nicht gefallen war. Oder?
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all you had to do was stay
Fanfic"Es war nie leicht, und auch, wenn es so schwer war, war es das immer wert." Nachdem Harry Taylor betrogen hat, geht für sie eine Welt unter. Sie vergräbt sich in Selbstmitleid und Einsamkeit, bis ihre Freunde sie schließlich dazu bringen, zurück in...