"Sie lassen mich jetzt besser sofort zu meiner Lebensgefährtin oder es kracht", drohte Steve dem hilflosen Arzt. "Ich musste lange genug um sie fürchten; ich habe ein Recht darauf sie zu sehen."
Wenn ich gewusst hätte, wie ich meinen Manager dazu bringen konnte, ruhiger zu werden und nicht so angsteinflößend zu wirken, hätte ich das getan. Leider kannte ich ihn dann doch nicht so gut und versuchte deshalb mein Glück mit Gut-zu-reden und auf-die-Schulter-tätscheln, was herzlich wenig brachte.
"Ich weiß, dass sie sie gerne sehen möchten, Mr. Cooper, aber-", antwortete der noch recht junge Doktor und trat einen Schritt zurück. "Nur Mrs. Meghan kann entscheiden wer sie besucht. Da sie weder als ihr Lebensgefährte eingetragen oder mit ihr verheiratet sind, noch als ihr Notfallkontakt oder Ähnliches dieser Art angegeben wurden können sie erst auf ihren Wunsch zu ihr. Sie müssen warten, bis die Patientin wieder sprechen kann."
Ich war froh, nicht in der Haut des Mediziners zu stecken. Steve kochte nahezu und es sah nicht so aus, als besänftigten ihn die Worte die er hörte.
"Danke für ihre Hilfe. Melden Sie sich wenigstens bei ihm, wenn es von Abby etwas Neues gibt?", ergriff ich dann das Wort und warf dem wütenden Mann neben mir einen warnenden Blick zu. "Bitte. Das ist das Mindeste was Sie tun können."Kurz zögerte der Arzt, stimmte letzten Endes aber doch nickend zu. Auch, wenn ihm bei seinem Versprechen nicht wohl zu sein schien, glaubte ich fest daran, dass er es hielt. Als ich bekommen hatte, was ich wollte, verabschiedete ich uns und zog Steve zum Aufzug des Krankenhauses.
"Das gibt es doch nicht", murmelte er rasend. "Noch nicht einmal seine eigene Freundin darf man mehr besuchen."
Auf der Fahrt Richtung Erdgeschoss durchquerte er gefühlte hundert Mal den kleinen Fahrstuhl und machte mich damit irre.
"Du musst ihn auch verstehen. Dieser Mann hat feste Vorschriften und tut immerhin schon mehr für dich, als ihm erlaubt ist. Sie spricht bestimmt bald wieder", erklärte ich mit ruhiger Stimme und hoffte, ihn so besänftigen zu können. Tatsächlich gab er dann Ruhe und schnaubte nur verachtend, als wir schließlich über den Parkplatz zum Auto liefen. Sobald er hinter dem Lenkrad saß, hatte er sich jedoch wieder unter Kontrolle und widmete sich dem, wegen dem wir uns kannten.
"Ich werde dann im Büro den Eigentümer der Wohnung anrufen und ihm sagen, dass du sie haben willst. Willst du bis du einziehen kannst wieder in dein altes Apartment oder soll ich dich wo anders absetzen?", erkundigte er sich tonlos und fuhr auf die Hauptstraße.
"Bring mich kurz nach Hause, damit ich meinen Koffer umpacken kann", antwortete ich meine Möglichkeiten überschlagend. "Und dann wirfst du mich bitte bei Brit raus."Bald schon stand ich mit frischem Gepäck vor der Haustür meiner Besten Freundin und klingelte. Ich wusste, dass hier immer eine Tür für mich offen stand und außerdem fehlte sie mir schrecklich. Ehe ich mich versah, öffnete sie bereits und fiel mir dann überrascht, aber auch glücklich, um den Hals. Ohne zu zögern zog sie mich ins Innere und half mir mit meinem Koffer.
"Was ist passiert? Willst du nicht mehr alleine wohnen?", zog sie mich grinsend auf und sah zu meinem Gepäck.
"Das erkläre ich dir nachher, ja?", seufzte ich an die vergangenen Ereignisse denkend. "Aber ich brauche tatsächlich eine Bleibe für die nächsten paar Nächte. Kann ich hier unterkommen?"
Brit nickte sofort und lächelte mich dabei aufmunternd an. Das liebte ich so an ihr: Egal was passierte - sie war immer für mich da. Erleichtert bedankte ich mich mit einer Umarmung bei ihr und ließ mich ins Gästezimmer bringen. Nachdem wir meinen Koffer hinaufgetragen hatten, machten wir uns auf in die Küche und beschlossen, einen Tee zu trinken. Als dieser schließlich fertig war, setzten wir uns mit unseren Tassen auf das bequeme Sofa im Wohnzimmer.
"Also", ergriff Brit wieder das Wort. "Was ist passiert? Wieso kannst du nicht mehr bei dir wohnen?"
"Lange Geschichte", erwiderte ich und fuhr mir durch die Haare. "Im großen und ganzen wurde bei mir eingebrochen, meine Stylistin krankenhausreif geprügelt und ich einfach so geschlagen."
"Was?", platzte sie schockiert hervor. "Oh mein Gott. Zum Glück lebst du noch! Kommt daher der Schnitt in deinem Gesicht?"
Mit dem Daumen über meine Tasse streichend nickte ich und lehnte mich ein wenig zurück. Bei Brit war es mir ziemlich egal, wenn sie den Schnitt erkannte - immerhin wusste sie sowieso alles von mir. Außerdem hatte ich, um ehrlich zu sein, nicht mehr genug Energie, um mich über so etwas aufzuregen.
"Jap, genauso wie die auf meinem Rücken, den Beinen und den Armen", erklärte ich seufzend, "Aber Abby hat es noch viel schlimmer erwischt. Sie lag die letzten Tage im Koma und ist heute erst wieder aufgewacht. Sprechen kann sie immernoch nicht wieder, und schwanger ist sie auch noch."
Fassungslos hörte sich die Blondine auf der anderen Seite der Couch alles über den Überfall, die anschließende Reise nach London und den heutigen Tag an. Schließlich verlagerte sie ihr Gewicht und sah mich vollkommen ernst an.
"Siehst du, Taylor", sagte sie streng. "Wenn man dich einmal alleine lässt, randalierst du wie eine Irre."
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all you had to do was stay
Fanfiction"Es war nie leicht, und auch, wenn es so schwer war, war es das immer wert." Nachdem Harry Taylor betrogen hat, geht für sie eine Welt unter. Sie vergräbt sich in Selbstmitleid und Einsamkeit, bis ihre Freunde sie schließlich dazu bringen, zurück in...