Da Harry und ich erst gegen Mittag aus dem Bett krochen, beschlossen wir, das Frühstück zu überspringen und direkt zum Lunch auszugehen. Wir wollten diesen freien Tag wirklich nutzen, da es wahrscheinlich in naher Zukunft nicht so viele davon gab. Ich musste mich nach diesem Trip wieder so richtig meinem Songwriting widmen und One Direction ging bald auf Tour, so weit ich wusste. Das hieß: Ich in Amerika, Harry überall auf der Welt, verschiedene Zeitzonen, viel Arbeit, wenig Zeit für einander.
Nachdem wir beide mehr oder wenig wach waren, lümmelten wir noch ein wenig im Bett herum, redeten über den letzten Abend, nahmen uns Zeit, um fertig zu werden und machten uns zu einem aßen ähnlichen Lokal auf, wie am Tag unserer Ankunft, nur dass wir dieses Mal in der Stadt blieben. Keiner von uns hatte Lust, schon wieder in einem Auto zu sitzen, also versuchten wir unser Glück und liefen zu Fuß in das Stadtzentrum. Tatsächlich klappte das - nur wenige Paparazzos sahen uns überhaupt und noch weniger schossen Fotos. Damit hatte ich gerechnet und ehrlich gesagt störte es mich auch nicht sonderlich, schließlich hatten Harry und ich nichts zu verbergen. Wobei ich aber ehrlich gesagt nicht verstand, was so eine Sensation daran war, wenn wir beide einfach nur durch die Straßen gingen oder am Strand waren. Welches Magazin kaufte denn sowas?
Zu meiner Überraschung hatte ich nicht das Gefühl, dass Harry sich an diesem Tag unwohl in der Öffentlichkeit fühlte. Natürlich strahlte er nicht über beide Ohren, vor allem nicht, wenn wir Paparazzos bemerkten, aber er wirkte lockerer. Als wir nach dem Mittagessen in Richtung Strand spazierten, erlaubte ich mir einen Blick zu ihm. Ich merkte deutlich, wie viel Mühe er sich geben musste, um nicht zu grinsen. Einmal mehr kamen mir die Worte seiner Großmutter in den Kopf - er versuchte so hart, seiner eigenen Vorstellung von Schutz gerecht zu werden, dass er sich selbst aufgab. Zumindest zeitweise. In diesem Moment allerdings, in dem ich ihn kurz von der Seite betrachtete, flogen in meinem Bauch all die Schmetterlinge los. Ab und zu vergass ich, dass dieser junge Mann, der so perfekt unperfekt war, zu mir gehörte. Unwillkürlich musste ich lächeln, weshalb ich mir auf die Lippe biss und meinen Blick wieder abwandte. Ich konnte mich so glücklich schätzen.
"Hier ist es so schön", murmelte ich, als Harry und ich uns am Meer auf einer Bank niederließen. Es wehte eine kalte Brise, die mir trotz meiner ganzen Kleider-Lagen eine Gänsehaut über den Körper jagte. Umso dankbarer war ich dafür, dass Harry einen Arm um mich legte und mich so ein wenig wärmte und vor dem Wind schützte. "Irgendwann müssen wir mal zusammen ans Meer. Ohne irgendwelche Termine. Einfach Urlaub."
"Aber dann wenn es etwas wärmer ist", murmelte er schmunzelnd und drückte meinen Arm ein wenig. Als ich gerade damit anfing, mich in der Fantasie von Palmen, Strand, Sonnenschein und all dem mit Harry zu verlieren ... klingelte mein Handy. Wiederstrebend holte ich es aus meiner Manteltasche und ging ran, ohne auf den Bildschirm zu sehen. Entsprechend überrascht war ich, als nicht Steve oder Abby, sondern Adam dran war.
"Guten Tag, Taylor", begrüßte er mich freundlich, während ich mich etwas mehr aufsetzte.
"Hi, Adam", gab ich zurück und ignorierte Harrys genervtes Ausatmen. "Was gibt es?"
"Ich rufe wegen heute Abend an. Steht das Doppel-Date noch?", erkundigte er sich, während ich Harry einen fragenden Blick zu warf. Den bekam er anscheinend nicht mit, da er gerade aus aufs Meer blickte und keine Reaktion zeigte.
"Ehm, ja. Ich schätze schon", antwortete ich und sammelte meine Gedanken. Langsam erinnerte ich mich daran, dass ich gestern etwas mit Adam vereinbart hatte. Vermutlich hatte ich das einfach aufgrund der vielen Eindrücke des letzten Abends vergessen. "Wann und wo?"
"Müssen wir da hin gehen?", seufzte Harry, sobald ich mein Handy wieder wegpackte und sah mich flehend an. Ich erwiderte seinen Blick, schüttelte aber mit dem Kopf.
"Ich habe gerade zugesagt. Es wäre schon ziemlich mies, jetzt wieder abzusagen", erklärte ich. "Außerdem ist es eine gute Möglichkeit, mit allem ins Reine zu kommen. Du kannst sehen, dass Adam keine Bedrohung für dich ist."
"Das weiß ich auch so", murmelte er trotzig und verschränkte seine Arme. Es trat eine kurze Stille ein und ein weiterer eiskalter Windstoß streifte uns, weswegen ich meine Arme um meine Taille schlang. Ich hatte auch nicht gerade Lust darauf, diese Frau kennenzulernen, die Harry anscheinend kannte.
"Wer ist eigentlich diese Ellie? Woher kennst du sie?", fragte ich so beiläufig wie möglich, wich seinem Blick aber vorsichtshalber aus, für den Fall, dass er mich durchschaute. Ich wollte nicht wie eine dieser eifersüchtigen Freundinnen wirken, die nicht mit Konkurrenz klar kommen.
"Ich kannte sie mal", winkte er ab und zwang mich dazu, ihm in die Augen zu sehen. "Nichts, was jetzt von Bedeutung wäre."
"Hattest du was mit ihr?", hakte ich, zugegeben etwas unüberlegt, nach. Ach, wozu machte ich mir überhaupt so viele Gedanken? Ich hatte ein Recht darauf, misstrauisch zu sein. Er konnte es mir nicht verübeln.
"Ja." Das sagte er, ohne zu zögern. Ohne darüber nachzudenken. Er sagte es einfach, und ich wusste nicht, ob ich auf seine Ehrlichkeit stolz oder wegen der Tatsache, dass ich schon wieder eine seiner Verflossenen kennen lernen musste, enttäuscht sein sollte. Ich entschied mich für froh über seine Ehrlichkeit. "Aber wie gesagt, das ist jetzt nicht mehr wichtig. Und es ist Jahre her. Du bist die Einzige, die für mich zählt."
"Okay", flüsterte ich und lächelte leicht. "Danke für deine Ehrlichkeit."
"Gerne", hauchte er und küsste mich sanft, aber kurz. Als er sich von mir löste, kam es mir so vor, als wurde uns beiden wieder bewusst, dass wir uns in der Öffentlichkeit befanden. Fast so, als taten wir etwas Verbotenes, aber beide über die Ironie der Situation grinsend, zogen wir uns wieder von einander zurück. Man musste es ja mit der Presse nicht übertreiben - die bekamen von uns sowieso schon mehr Material, als es eigentlich geben sollte.
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all you had to do was stay
Fanfic"Es war nie leicht, und auch, wenn es so schwer war, war es das immer wert." Nachdem Harry Taylor betrogen hat, geht für sie eine Welt unter. Sie vergräbt sich in Selbstmitleid und Einsamkeit, bis ihre Freunde sie schließlich dazu bringen, zurück in...