Warme Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht so lange, bis ich schließlich den Kampf gegen das Erwachen aufgebe und widerwillig die Augen öffne. Seufzend rolle ich mich auf die Seite, um nachzusehen, wie spät es ist. Der silberne Radiowecker zeigt, dass es bereits zehn Uhr ist - das bedeutet es dauert nicht mehr all zu lange, bis Harry wieder kommt. Ich hasse es, wenn ich frei habe und zu ihm fahre, dann aber alleine in seiner Wohnung bleibe, weil er arbeiten muss. Er fehlt mir sowieso schon immer; und wenn ich dann mal Zeit habe, hat er keine oder umgekehrt. Von dieser Erkenntnis fröhlich gestimmt schwinge ich mich heute sogar recht motiviert aus dem großen Boxspringbett und tappse hinüber zum Fenster, um dieses zu öffnen. Sofort bläst mir ein kalter Wind entgegen, welcher mir direkt eine Gänsehaut über den Körper jagt. Da ich einige Momente am Fenster verweile und den Ausblick auf den Innenhof des Apartmentkomplexes genieße, ziehe ich mir frierend einen grauen Hoodie meines Freundes über. Das tue ich immer, wenn er weg ist oder ich zurück in die Staaten muss, denn egal was passiert, seine Pullover riechen immer nach süßer Minze; nach ihm. Um die Zeit bis er wieder kommt möglichst effektiv tot zu schlagen, werfe ich erst einmal den Wasserkocher an und lege mir einen Teebeutel und das dazu gehörige Geschirr zurecht. Sobald Harry zurück ist, müssen wir unbedingt einkaufen gehen - bis auf Tee und ein Nutellaglas hat er nichts mehr im Haushalt. Da ich aber auch keine Lust habe, mich anzuziehen und nach draußen zu gehen, überlege ich mir, dass Harry ein wenig Gebäck mitbringen soll damit wir gemeinsam frühstücken können. Mein Handy zur Hand nehmend, um ihm eine kurze Nachricht zu schreiben, stocke ich direkt: Auf meinem Display erscheint bereits fünf Mal sein Name. Eigentlich hat er die gesamte Nacht im Flugzeug gesessen, wie konnte er mir trotzdem Nachrichten schreiben?
Verwirrt öffne ich unseren Chatverlauf und beginne zu lesen:>Glaub nicht, was in den Medien steht.
>Das stimmt alles so nicht.
>Warte bitte zu Hause auf mich, geh nicht weg.
>Lass uns erst reden.
>Ich liebe dich.Was meint er damit? Harry weiß, dass ich mir nie im Leben etwas aus irgendwelchen Schlagzeilen machen würde. Auch er gibt eigentlich nichts darauf; außer es ist etwas Wahres daran. Was hat er getan?
Ehe ich mich versehe, öffne ich bereits den Browser meines Handys und gebe den Namen meines Freundes ein. Ehe ich ihn allerdings zur Suche freigebe, zögere ich kurz. Was erwartet mich, was ist passiert, was ist so schlimm?
Meine Neugierde siegt schließlich doch und schon warte ich gespannt auf die Ergebnisse meiner Recherche. Als sich diese jedoch in blauer und schwarzer Schrift kombiniert mit Bildern und Videos vor mir auftun, wünsche ich mir, nie nachgesehen zu haben.
"Harry Styles mit englischem Model erwischt!", "Reicht Harry Styles eine Frau nicht?", "No-Go: Harry Styles geht fremd?"- all das sind Überschriften, die sich nun in meine Augen brennen. Mehr als diese Klatschseiten interessieren mich aber die ganzen 'Beweisbilder'. Es gibt Bilder von meinem Freund, auf denen er mit einem blonden Model rumknutscht während ich in seiner Wohnung sitze und auf ihn warte. Was?
Während ich mir diese Erkenntnis auf der Zunge zergehen lasse, stehe ich schon auf und renne zum Badezimmer, um mich dort über die Toilette zu beugen; ich habe plötzlich das Gefühl mir käme alles hoch, was ich jemals gegessen habe. Nach zehn Minuten des verzweifelten Würgens und Weinens rappele ich mich schließlich auf und stolpere zurück ins Schlafzimmer."Betrug", "Seitensprung", "Model", sind Wörter die jetzt in meinem Kopf immer wieder hallen und von nun an eben dies wahrscheinlich immer tun werden. Ich muss hier raus; aus diesem Pullover, diesem Apartment, diesem Land. Mit jedem Schritt, den ich mache, wird mir schwindeliger; ich bin sogar froh, als ich es schaffe, mich umzuziehen ohne hinzufallen. Wie konnte er mir so etwas antun? In Jeans und Top beginne ich schließlich meinen Koffer, und alles was ich darin unterbringen konnte, durch den Flur zur Wohnungstür zu ziehen. Beim Verlassen der Wohnung gehen zufällig noch alle Bilder, welche er von uns aufgestellt hat, zu Bruch und eben als ich mich schon in Sicherheit wiege und denke, ihm aus dem Weg gehen zu können, blicke ich in seine grünen Augen. Genau in dem Moment, in dem ich aus seiner Wohnung gehen wollte, hat er sie betreten, und hier sind wir jetzt: Beide völlig durch den Wind, verletzt und sprachlos.
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all you had to do was stay
Fiksi Penggemar"Es war nie leicht, und auch, wenn es so schwer war, war es das immer wert." Nachdem Harry Taylor betrogen hat, geht für sie eine Welt unter. Sie vergräbt sich in Selbstmitleid und Einsamkeit, bis ihre Freunde sie schließlich dazu bringen, zurück in...