Die Vorbereitungen nahen sich einem Ende, und fast alle Damen in unserem Haus haben schon damit begonnen, sich für den Ball fertig zu machen. Ich esse noch meine Schale mit frischen Obst auf, dann gehe auch ich auf mein Zimmer, in dem Sinja und eine weitere Frau mein Kleid aufhängen, und jegliche Schminkutensilien, Haarklammern und Sonstiges vorbereiten. Ich halte mich an einem Bettpfosten mit beiden Händen fest, als Sinja mein Korsett noch fester, als gestern zu schnürt. "Kriegst du noch Luft?"
"Nein"
"Perfekt" Mein Rippen beugen sich dem Druck und es fühlt sich an, wie wenn alle meine Organe hoch gedrückt werden und jetzt Teil meines Dekolletés sind. Beide helfen mir auch beim Anziehen des Kleides und beim Anziehen der Schuhe, denn ich kann mich grade nicht mehr so einfach nach vorne bücken, das Korsett schränkt meine Bewegung merkbar ein. Ich sitze steif, mit durchgestreckten Rücken auf dem gepolsterten Stuhl, währen Sinja mir die Haare aufwendig hochsteckt und kleine diamantenbesetzte Spangen in mein Haar steckt. Die andere Frau, die sie mitgebracht hat schminkt mich, sie rötet meine Wangen etwas, hebt meine nicht sichtbaren Wangenknochen so gut es geht mit Bräune und Glitzer hervor, malt meine, schon von Natur aus dunklen roten Lippen, noch röter und zieht mit einem schwarzen Stift einen schwungvollen Liedstrich. Meine Wimpern biegt sie auch noch und malt die Spitzen schwarz an.
Als ich wieder stehe ziehen sie mir die Armreifen an, an denen Meterlange durchsichtig, blaue Stoffe hängen. Ich spüre Finger auf meinem rechten Handgelenk, die versuchen mein Armband zu öffnen, ich lege meine Hand auf Sinjas Finger und gebiete ihr es anzulassen. "Nein, das bleibt." Sie lässt es in Ruhe und tritt einen Schritt zurück, lässt ihren Blick über mich wandern und klatscht schließlich in ihre Hände. "Perfekt!" Doch noch ist es nicht perfekt. Ich schicke beide Frauen raus und stecke in die eine Tasche des Kleides den Zettel von Zea und in die andere den kleinen Dolch, den Dolch, den mir Viez überreicht hat, der Dolch der mir im Bein steckt, nach einem Überfall in der Stadt, nach der Hinrichtung der Bettlerin. Der Gedanke an die Schreie des Mädchens versetzt mich in einen kleinen Schauer, aber auch Zuversicht, die Zuversicht zu rebellieren.
Als ich den mit bunten, mit Blumen beschmückten Saal betrete, droht dieser jetzt schon zu platzen, dank all den Leuten, die sich hier rumtummeln. Ich staune nicht schlecht, Hellen hat ganze Arbeit geleistet, es sieht aus wie in einem Blumenparadies und alles ist genau farblich abgestimmt. Draußen wird es schon dunkel, aber heute wird so lange gefeiert bis die Sonne wieder aufgeht, und keiner wird sich an der Uhrzeit stören. Ich höre Viez aus irgendeiner Ecke lachen und mache mich auf die Suche nach ihm. Er steht mit den beiden Blondschöpfen, Caspian und Klas zusammen, bei ihnen sind zwei Mädchen, die ich als ich näher bei ihnen bin als Clarissa und Clara identifiziere. Beide haben sehr schöne Kleider an, Clarissa ein silbernes mit langen Ärmeln und einem Band um ihrer Taille und Clara ein etwas einfacheres Spitzenkleid in der Farbe Orange, die einem warnend ins Auge sticht. Sie lachen über irgendwas, was Viez gesagt hat und ich beschließe umzudrehen. Ich gehe auf einen der Kellner zu, von denen hier viele herum laufen und den Gästen Getränke anbieten. Ich nehme ihm ein kleines Glas mit Scotch ab, exe es noch vor ihm und nehme direkt ein zweites Glas. Hunger hab ich keinen und außerdem drückt mir mein Korsett so sehr auf den Magen, dass ich nichts hinunter kriegen würde, oder es nicht lange in mir behalten könnte, also gehe ich am buffet einfach vorbei.
So belasse ich es heute wohl bei alkoholischen Getränken, die mir im Magen brennen, statt ihn zu füllen. Ich suche Hellen auf, ich muss ihr sagen, wie toll hier alles aussieht. Ich suche sie unter den Gästen kann sie aber nicht finden und werde jetzt von einem großen Mann aufgehalten, der sich vor mich stellt und mir so den Weg versperrt. Er ist nur ein paar Zentimeter größer als ich. "Entschuldigung, kann ich bitte vorbei." Er bleibt einfach stehen. "Erst wenn mir die schöne Dame einen Tanz geschenkt hat." Ich mustere ihn genauer, er sieht gut aus, wenn auch nicht so gut wie Viez. Er reicht mir seine Hand und ich überlege kurz, ob ich sie annehmen soll, doch dann sehe ich Hellen neben meinem Bruder stehen und schiebe den jungen Mann, der vor mir steht einfach beiseite. Hellen und Phileas unterhalten sich mit irgendeinem älteren Paar, welches ich nicht kenne, ich stelle mich neben sie und Hellen unterbricht das Gespräch, um mich dem Paar vorzustellen. "Das ist Alec May, die Schwester, meines Gemahls." Sie zeigt erst auf mich dann auch den Mann und die Frau vor mir.
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Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️
FantasyEine Welt, in der Hinrichtungen und Verbrechen an der Tagesordnung stehen, das ist Alecs Welt. Bis jetzt lebte sie in Ruhe und abgeschottet auf den wohlhabenden Anwesen ihres Bruders, doch wird sie immer öfter mit den schrecklichen Szenen konfrontie...