Kapitel 20

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Nachdem die Sonne aufgegangen ist, machen wir uns daran die Felsen zu erklimmen. Das Boot lassen wir zurück, den Bogen und unsere restlichen Waffen nehmen wie natürlich mit uns. Ich stecke auch den Sprengstoff ein, den wir vom Schiff gerettet hatten. Unter Schweiß und Anstrengung schaffen wir es schließlich und stehen auf einem gepflasterten Weg. Der Wind ist laut und stark und ich ziehe meinen Mantel fester um mich rum. Wir gehen in Richtung der Himmelsrichtung, aus der wir gekommen sind. Nach vielleicht einer Stunde kommen wir in einer kleinen Stadt an in der wir kurz rasten und etwas trinken und essen. Stunden laufen wir still nebeneinander her.

"Was wirst du deiner Mutter und deinem Bruder erzählen?" Mit dieser Frage unterbricht Viez schließlich die Stille. Ich zucke mit den Schultern. "Die Wahrheit denke ich" Das stimmt, es gibt keinen Grund für eine Lüge und es hat funktioniert. "Ich werde Quirin auch alles erzählen.", erzählt er mir, obwohl ich nicht gefragt hatte. Ich weiß, dass meine Worte ihn nicht wirklich verletzen können, aber mein Schweigen ist eine wirksame Strafe für ihn. Sobald wir wieder in Ankur ankommen ziehen wir uns, nur zur Vorsicht die Kapuzen über unseren Kopf. Viez hatte die Kapitäne getötet, um uns zu schützen, aber erst einmal wissen die Vapas von unserer Rivalität, und dass sie uns einen wichtigen Auftrag versaut hatten und zusätzlich hat der dritte Kapitän, der in der Kneipe geblieben war, mein Gesicht gesehen.

Ich würde gerne zum Hafenviertel, um Abbadon zu holen, doch Viez sagt daraufhin nur, dass es zu gefährlich sei noch einmal zurück zu gehen, da nach uns gesucht wird und sie haben ihn wahrscheinlich eh schon gefunden. Aber ich lass mich noch einmal von ihm herumkommandieren und mache ihm klar, dass ich zurück gehen werde zum Hafen, es liegt sowieso auf unserem Weg. Als wir in der Nähe des Hafens sind suche ich die Stelle auf, an der ich Abbadon gelassen habe. Ich muss vielen Wachen ausweichen und mich öfters in Seitenstraßen verstecken, auch wenn ich nicht glaube, dass sie mich erkennen würden. All die Mühe war jedoch umsonst, mein Pferd ist nicht mehr da. Vor Frust schlage ich gegen den Pfosten, an dem ich ihn gelassen hatte. Ich habe keine Ahnung wo er ist, aber ich bin mir sicher, dass er noch lebt, es wäre sinnlos ein Pferd zu töten und dann auch noch ein so gutes und schnelles wie Abbadon. Ich stapfe wütend wieder zu Viez zurück, der abseits gewartet hat. Ich sage weiterhin nichts laufe einfach weiter, von hier aus kenne ich den Weg und könnte ihn auch alleine gehen, aber er bleibt bei mir und läuft das ganze Stück, bis zu unserem Anwesen mit.

Als ich vor der Haustür stehe, fühle ich mich sicher, es ist mein Zuhause, hinter diesen hohen Wänden lebt meine Familie. Die wahrscheinlich stink sauer auf mich ist. Erinnere ich mich selbst. Vor der Tür stehen, wie sonst auch, zwei Wachen, die mich rein lassen. Als ich eintrete höre ich jemanden aufschreien, es ist Hellen. Sie kommt so schnell sie kann auf mich zu, beide Hände hält sie dabei unter ihrem Bauch. "Alec! Wo warst? Was ist nur in dich gefahren?" Sie hört sich zwar wütend an, aber ihre Umarmung, auf die ich nicht vorbereitet war, ist eher tröstend. Mein Bruder kommt direkt hinter ihr auf mich zugeeilt. "Was ist passiert?" Er ist wirklich sauer. Er betrachtet mich zwar genaustens, um zu gucken, ob es mir wirklich gut geht, aber er macht keine Anstalten, mich zu umarmen oder sonst etwas in diese Richtung zu unternehmen. "Ich habe mich mit Viez um die Handelsschiffe gekümmert." Phileas schaut mich entsetzt an, aber er hat es wahrscheinlich schon vermutet, doch die Bestätigung von mir erschüttert ihn, das sehe ich. "Warum? Wir hatten einen Plan! Du hast hinter meinen Rücken gehandelt! Du hast nicht nur dich in Gefahr gebracht Alec! Jeden in deiner Familie. Deine Aktion war egoistisch und dumm!" Er ist wirklich sehr sauer, aber ich muss da durch. Ich stehe zu meiner Entscheidung. "Ich habe Leben gerettet, hunderte!"

"Und sie wären sonst auch nur wegen dir gestorben! Du hast niemanden gerettet!" Auch wenn ich es nicht will, aber die Worte treffen mich hart. Ich gehe an ihnen vorbei und renne die Treppen hoch in mein Zimmer. Ich höre jetzt, wie sich Phileas Viez zuwendet und an ihm weiter seine Wut auslässt. In meinem Zimmer angekommen weiß ich nicht was ich tun soll. Ich bin wütend, so wütend besonders auf Viez aber auch auf meinem Bruder. Seine Worte waren ein Stich, ein schmerzvoller Stich. Ich würde schreien, wüsste ich, dass mich niemand hören könnte.

Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt