Kapitel 41

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Die Kutsche fährt vor und uns wird die Tür geöffnet. Als ich Seths Hand nehme, um aus zu steigen, bin ich nicht mehr Alec May Alloy, sondern Tara Clain, und nicht Seths Partnerin, sondern die Ehefrau von Jon Clain. Meine Füße kommen auf dem Boden an und ich harke mich wieder bei Seth ein. Das Schloss ist riesig, keiner könnte es bei seinem ersten Besuch zielsicher durchqueren, aber wir können es. Die Pläne haben wir uns eingeprägt und wissen wo jeder einzelne Raum sich befindet. Wir schreiten zu den halbrunden, flachen Treppen, die uns zum Haupteingang des Schlosses führen. Vor dieser Tür stehen zwei Wachen und ein schickgekleideter Mann, mit Listen und Stift in der Hand.

Der König kontrolliert gründlich, wer kommt und geht und nur die, die auch eingeladen sind, kommen rein. "Namen?" Ich stehe aufrecht und versuche mich so elegant wie möglich zu bewegen, genauso wie es Seth immer tut. "Lord Clain und seine Frau Lady Clain." Der Mann, der auffällig klein ist, sucht die Namen, als er sie auf dem Papier findet, harkt er sie ab und lächelt uns an. "Herzlich willkommen. Mylord und Mylady sitzen an Tisch 14 im Speisesaal." Er hat die beiden noch nicht wirklich gesehen, also kann er auch nicht wissen, dass wir nicht sie sind. "Danke sehr." Seth nickt höfflich und geht dann hinein, ich an seiner Seite. Lerya hat mir erklärt, dass die meisten Frauen hier nur Schmuckstücke sind, an der Seite ihrer reichen und machtsüchtigen Männer, genauso sollen wir auch sein. Ich hasse es.

Wir laufen grade aus durch den Flur. Alles hier ist sehr dunkel, lediglich die Wappen oder Dekorationen sind bunt und dann auch hauptsächlich in den Farben des Königs, Lila und Schwarz, was auch tiefe Farben sind, die dem ganzen Bauwerk einen edlen und gleichzeitig bedrohenden Eindruck verleihen. Wir kommen an einer T-Gablung an, rechts geht es zu Ballsaal, der mit dem linksliegenden Speisesaal verbunden ist. Rechts sind auch die Toiletten, die für alle zugänglich sind. Links kommt durch eine weitere Tür zum Speisesaal, zur gegenüberliegenden Küche, an der eine kleine Kammer mit Hinterausgang liegt, einer unserer Fluchtwege, und der Treppenaufgang in die zweite Etage. Hier unten gibt es, ein paar kleine Gemächer, diese sind aber nicht unbedingt für Übernachtungen gedacht, sie sind Rückzugsorte erklärte Ravan uns zwinkernd.

Wir gehen nach rechts, und je näher wir dem Tanzsaal, der gleichzeitig auch ein Thronsaal ist, kommen, desto lauter wird es. Wir gehen durch die hohen, imposanten Türen und kommen in einen noch eindrucksvolleren Saal, dessen Decken mindestens neun Meter hoch sein müssen. Von der Decke hängen riesige, goldene Kronleuchter und Wappen. Direkt vorne steht der Thron auf einer Bühne, die man mit Treppen betreten kann. Rundum diese Bühne stehen zahlreiche Wachen, bewaffnet mit Langgewehren und Schwertern. Ich sehe an der Decke Schienen, für Gardienen, man kann den Teil, den Thronsaal abschirmen, auch das hat Lerya uns erklärt. Wichtig ist das für unser Vorhaben jedoch nicht. Es tanzen schon Gäste auf der dafür vorgesehenen Fläche, ihre weiten Röcke, der bunten Kleider streifen über den Boden und wenn er nicht blitzeblank wäre, würden sie ihn sauber wischen.

Die Meisten tragen Masken, die Tieren ähneln, aber besonders männliche Gäste haben sich für Schlichteres entschieden. Mein Kleid fällt etwas aus dem Ramen, die meisten tragen Kleider aus Tüll, auffallenden Farben und so breit, dass Leute Platz für sie machen müssen, wenn sie laufen. Die moderne Mode gibt einer Frau auch vor, ein Korsett zu tragen, worauf ich schon lange verzichte. Mein Kleid hingegen ist eng geschnitten und wird erst knapp unter den Knien breiter. Ich zeige auch viel mehr Haut, mein Dekolleté ist frei, mein Rücken und mein rechtes Bein, bei jedem Schritt den ich gehe kommt meine Haut gefährlich weit zum Erschein.

"Was willst du tun?" Ich schaue Seth an, der in das Getümmel von Tanzenden und Unterhaltenen blickt. "Ich brauche einen Drink und vielleicht können wir uns mit Worten unter die Menschen mischen." Ich habe wenig Lust auf das Tanzen, und eigentlich auch keine Lust in den Arsch von anderen Männern zu kriechen oder mich mit edlen Damen, wie Clarissa, über unsere Männer zu unterhalten. "Hört sich gut an." Überall durch den Saal laufen flink Kellner durch, die Tablette mit Getränken halten. Seth winkt einem dieser Kellner zu, der gradewegs auf uns zu kommt. Er nimmt ihm zwei Gläser ab, die mit einer gelbroten Flüssigkeit, zu einem Fünftel, gefüllt sind. Ich nehme den Scotch, den er mir hinhält gerne an. Unsere Arme haben sich gelöst und wir stehen nur noch nebeneinander. Ich halte Ausschau nach Lerya und Ravan und entdecke sie in der Nähe der Bühne. Ich stoße Seth leicht an und nicke mit meinem Kinn in die Richtung, wo die beiden stehen und sich mit Anderen unterhalten. "Sollen wir zu ihnen gehen?"

Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt