Kapitel 18

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Viez hat es tatsächlich geschafft, er hat die Kapitäne der Schiffe ausgemacht, und wir haben Glück, alle drei übernachten bis zur Abreise in der gleichen Unterkunft. Am Mittwoch ist es schließlich so weit, die Sonne geht grade unter und ich lege die letzten Sachen an, die ich auf keinen Fall vergessen darf. Zwei Dolche, einer über meine Hose gebunden und der andere unter meinem Ärmel versteckt, der Dolch an meinem Unterarm, ist der kleine Dolch vom Überfall, er ist mir irgendwie ans Herz gewachsen, er ist etwas Besonderes, eine Erinnerung, an Zeiten, die sich ändern werden. Ich nehme mehrere Pfeile mit, auch wenn Viez die mit bringt, die wir brauchen, die brennbaren. Ich muss mich aus dem Haus rausschleichen und als ich nur noch ein paar Schritte von der Haustür entfernt bin höre ich meinen Namen. Es ist Clarissa, die mich anspricht. "Wohin willst du denn, und dann in diesem Aufzug?" Sie schaut mich mit einem Blick an, wie nur sie ihn hinkriegt, sie verachtet mich, hasst mich und doch sieht ihr Blick irgendwie elegant aus, irgendwie schön. "Ich treffe mich mit Viez." Das ist keine Lüge. Das was sie jetzt sagt habe ich nicht erwartet. "Ich komme mit."

"Nein kommst du nicht!" Ich muss mich beeilen, Viez wartet auf mich am Stadthafen und bis dahin brauch ich auf Abbadon fast eine Stunde. "Ich will was dafür" Ich lache auf. "Du willst was dafür, dass du mich in Ruhe lässt? Vergiss es!" Und mit den Worten gehe ich einfach weiter in Richtung der Ställe. Clarissa folgt mir aber, stur wie sie ist. "Bring mir das Bogenschießen bei." Jetzt bin ich richtig verblüfft. Clarissa bittet mich um etwas, und das ist Bogenschießen, nicht unbedingt eine Aktivität für eine Dame ihrer Art. Ich zögere, aber ich kann sehr gut schießen und ein zu großer Gefallen ist es auch nicht. Aber es ist eben Clarissa. Ich müsste mehr Zeit mit ihr verbringen, ich bräuchte Stunden, um es ihr beizubringen. Die Zeit rennt weiter und um sie abzuschütteln, weil ich ernsthaft Schiss davor habe, dass sie einfach auf ein Pferd springt und mir gleich hinterher reitet, stimme ich zu. "Nur ein paar Stunden!" Sie grinst nur hämisch und geht wieder zum Haus. Warum habe ich zugestimmt? Ich hätte einfach losreiten sollen!

Ich versuche nicht daran zu denken, wie es wohl sein wird mit ihr zu üben und führe Abbadon, der schon fertig gesattelt ist, aus seiner Box und sitze auf. Mit dem Bogen über der Schulter reite ich los in Richtung Hafen, in den Nordwesten. Auf meinem Ritt, der fast eine Stunde lang dauert gehe ich den Plan immer und immer wieder durch, er ist nicht sicher, sogar lückenhaft, diese Tatsache bereitet mir Bauchschmerzen. Zuerst werde ich mein Pferd, wie Viez auch, noch vor dem Hafenviertel, abstellen und fest binden, eine Sache die ich eigentlich nie gemacht hätte und auch jetzt nicht gerne tue. Meinen Abbadon nachts, in einer mir unbekannten Gegend abzustellen ist leichtsinnig. Ich werde Viez dann an der Gaststätte treffen, in der alle drei Kapitäne bis zu ihrer Abfahrt übernachten. Wie genau wir sie daraus kriegen ist mir noch nicht klar. Aber wenn wir das geschafft haben, werden sie uns helfen müssen, denn sonst... Er würde sie töten, das weiß ich und ich weiß nicht ob ich dafür bereit bin, aber er ist es. Ich muss an den Jungen denken, den er erstochen hat, in der Gasse. So weit wird es nicht kommen. Rede ich mir selbst ermunternd ein. Wir werden dann mit ihnen zu dem ersten Schiff gehen. Ich habe vorgeschlagen, um die Kraft und Auswirkungen der Explosion zu verringern, so viel des Sprengstoffes von Bort zu werfen, wie wir schaffen, aber so viel zu lassen, dass ich ohne Probleme ein Feuer, mit meinen Pfeilen entfachen kann. Das werden wir bei allen drei Schiffen machen und jeweils direkt danach ein Stück aus der Bucht, mithilfe der Kapitänen, fahren. Mit einem kleinem Beiboot, die eigentlich jedes größere Schiff hat, werden wir uns von Schiff zu Land bewegen und das ganze drei mal. Der Plan ist nicht besonders gut und kann an jeder Stelle scheitern, damit gefährden wir, dass die Vernichtung der Schiffe und der Ladung gar nicht zu Stande kommt.

Als ich am Rand des Viertels ankomme binde ich Abbadon abgelegen an eine Pfosten unter eine große Eiche, ich tätschle ihm den Hals und gebe ihn einen kleinen Kuss, er ist zwar nur ein Pferd, aber eins, was ich sehr gerne habe. Dann mache ich mich weiter auf den Weg, den Viez mir erklärt hat. Nur wenige Minuten später kann ich ihn sehen, unter dem Licht einer Laterne stehend. Ich winke ihm zu und er nickt in meine Richtung zur Begrüßung. "Schon eine Idee, wie wir die da raus kriegen?" Er nickt noch einmal, jetzt als Bestätigung. "Sie steht vor mir." Ich schau ihn verdutzt an. "Ich?"

Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt