Kapitel 25

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Ich steige aus der Kutsche und gehe ins Haus, dann die Treppen hoch in mein Zimmer. Doch die Tür ist angelehnt. Ich zücke meinen Dolch, nur zur Vorsicht, und mache die Tür langsam auf. In meinem Zimmer ist wirklich jemand, aber ich beruhige mich bei seinem Anblick. Viez steht am Fenster und folgt mir mit seinen Augen, während ich meinen Mantel ablege und den Dolch auf meinen Frisiertisch lege. Dann setze ich mich auf den Stuhl vor dem Tisch und schaue ihn zurück an. Er ist hier, er soll anfangen zu reden.

Lange sagt er nichts. "Ich habe mir Sorgen gemacht." Ich antworte nicht. "Als ich gehört habe, was passiert ist."

"Mir geht es gut." Das stimmt so halbwegs, aber es reicht. Er nähert sich mir etwas und in seinem Blick erkenne ich wirklich so etwas, wie Sorge. "Ich weiß." Ich senke meinen Blick etwas. Zwischen mir und Viez ist viel in kurzer Zeit passiert, und eigentlich auch Garnichts. Er kommt noch etwas näher an den Stuhl heran. Ich stehe ruckartig auf und setzte mich stattdessen auf das Ende meines Bettes. Seine Nähe macht mich etwas unbehaglich. Er folgt mir aber auch in Abständen zu meinem jetzigen Sitzplatz. "Ich weiß , dass es dir gut geht." Sagt er noch einmal. Dann weiß er offensichtlich nichts. Er steht vor mir, die Arme verschränkt, vor seiner muskulösen Brust. "Was willst du Viez?" Ich will die Frage ernst und anklagend herausbringen, aber höre selbst die Angst heraus, die Angst vor seiner Antwort.

"Oh ich will vieles.", sagt er dunkel lachend. "Aber grade... grade will ich etwas bestimmtes." Er benennt das, was er will nicht, aber das braucht er auch nicht. Seine Worte erschrecken mich etwas. Was ist wenn er nicht nur auf etwas aus ist, sondern auf mich, was ist wenn Gefühle mit im Spiel sind? Ich merke, wie mir etwas schlecht wird. "Na dann", sage ich leicht schnippisch, wie es eine Clarissa hätte sagen können. Ohne mich zu warnen, oder noch etwas zu sagen geht er runter, lehnt sich vor und küsst mich. Seine Lippen sind warm, und trocken. Meine hingegen, müssten kalt sein. Noch erwidere ich nichts, ich sitze nur da.

Ich stehe auf, dabei bewegt er sich so mit mir, das der Kuss nicht aufhört. Er umfasst mein kaltes Gesicht und seine Zunge bahnt sich ihren Weg in meinen Mund. Ich habe die Augen geschlossen, meine Hände liegen auf seinen Schultern. Das Küssen wird immer intensiver und seine Hände wandern. Sie wandern an meinem Schlüsselbein entlang zu meinen Schulten und dann über meine Schulterflügel auf meinem Rücken zu. Als seine Hände die erste Wunde erreichen und überstreichen, zucke ich zusammen und löse mich von ihm. Ich schaue nach unten auf meine Füße und will etwas sagen, etwas, was mich und mein Verhalten erklärt, aber der Schrei von einer Frau, rettet mich aus dieser Situation.

Es ist kein Angstschrei, es ist ein Schrei des Schmerzes und der Anstrengung. Ich rase zur Tür und Viez höre ich, wie er mir hinterher rennt. Ich renne zu dem Sofa, wo ich Hellen das letzte mal gesehen habe. Sie ist tatsächlich da, kniet vor dem Sofa, eine Hand am Bauch. Mein Bruder kommt im selben Moment bei ihr an, wie ich. "Was ist los?", frage ich Hellen dümmlich, denn ich weiß was los ist, sie hat ihre Wehen. Sie zischt. "WAS WOHL?", schreit sie mich an und wird rot im Gesicht. Phileas kniet neben ihr und zieht sie auf die Beine. Sie ist nicht besonders groß, und eigentlich von sehr schlanker Gestalt, aber grade muss sie trotzdem viel wiegen, er hebt sie trotzdem hoch, als würde sie nichts wiegen. Er trägt sie in eins der unteren Gästezimmer, von denen ich auch in einem lag. Wenn sie gleich ihr Kind kriegt, wird das nicht sauber ablaufen, und man kann darauf verzichten, dass in seinem eigenem Bett zu erleben. Ich renne eilig ihnen hinterher, Viez bleibt aber wo er ist, ich drehe mich noch einmal zu ihm um und rufe ihm zu, er solle meine Mutter suchen.

Hellen schreit noch einmal auf und dann gehört meine ganze Aufmerksamkeit ihr. Phileas legt Hellen auf das Bett, es ist zufälliger Weise das gleiche Bett, in dem ich lag, vier Tage lang. Das Zimmer ist natürlich geputzt worden, und die Bettwäsche gewechselt. "Alec, hol Poala schnell!" Ich renne los, dabei weiß ich gar nicht genau wo sie ist, sie treibt sich immer an verschiedenen Orten rum, oft ist sie auch draußen in den Wäldern, um neue Kräuter zu finden. Ich versuche es in ihrem wirklich kleinen Arbeitszimmer, mit riesen Holzschränken, die über und über mit Heilmitteln vollgestopft sind. Poala sitzt vor dem Fenster, auf der Fensterbank vor ihr ist eine kleine Schüssel, ich kann aber nicht erkennen, was sich in dieser befindet, sehe nur etwas Schwarzes, das über der Schüssel schwebt, und aussieht wie Rauch. "Hellen kriegt ihr Baby, kommen sie!" Ich bin so ein Eile, dass ich Hellen nicht Lady oder Mrs. oder sonst mit irgendeinen Titel anspreche, einfach nur Hellen.

Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt