Kapitel 54

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Ich sitze vor Seth und bin aufgeweckt vor Aufregung. Endlich erreichen wir die Grenze, zwar noch nicht die Schwalben, die uns aufnehmen, aber wir können wenigstens in einer Gaststätte übernachten. Lerya meint es sei nicht allzu schwer über die Grenze zu kommen, aber es könnte sich viel geändert haben. Ich drehe mich mit dem Kopf seitlich nach oben, sodass mein Ohr näher an Seth ist, und mein Mund auch. "Glaubst du wir kommen einfach rüber?"

"Ja, sie können nicht die ganzen Grenzen absichern und wir überqueren an einer nicht so bekannten Stelle, die nicht mal mit Mauern, Zäunen oder Stützpunkten gesichert ist." Ich nicke und drehe mich wieder nach vorne.

Es ist früher Nachmittag, als wir die Grenze zu Eifakei erreichen. Seth hatte recht, ich kann weit und breit nichts und niemanden erkennen, der uns aufhalten könnte oder die Grenze bewacht. Wir nähern und dem Schild, dem einzigen Zeichen dafür, dass wir gleich ein anderes Land betreten. Ich kann schon lesen was auf dem Schild steht. Landgrenze zwischen dem Königreich Boditez und Eifakei. Unbefugtes Überschreiten verboten.

Das mit dem Unbefugtes Überschreiten verboten wurde und wird nicht sehr ernst genommen, wenn man schon hier hin kommt, nehme ich an. Ich glaube in der Ferne Häuser zu erkennen, was Freude, Sehnsucht und Hoffnung in mir löst. "Hör zu", flüstert Seth plötzlich und ich werde hellhörig. "Wir sind nicht alleine, es werden Soldaten sein. Sie wissen, wohin wir wollen, werden uns aber nicht über die Grenze verfolgen. Ravan hat es auch bemerkt." Ich schaue nach vorne, obwohl ich mich am liebsten suchend umdrehen will. Ich und Seth reiten wieder hinter allen, zwar nur ein paar Meter, aber wir sind die Letzten. "Was willst du machen?", frage ich ruhig und leise. "Viel kann ich nicht tun. Also reiten." Gesagt, getan. Das Pferd prescht schnell nach vorne und auch, vor uns reiten alle schneller. Ich kralle mich vorne am Sattel fest, aber Seth Arme verhindern, dass ich falle. Hinter uns höre ich Schüsse. Sie haben keine Pferde, sie haben sich versteckt. Seth trabt das Pferd noch mehr an.

Ein nächster Schuss fällt und er trifft. Er trifft Xarishs Pferd, das auf den Boden fällt und Xarish selbst im spektakulären hohen Bogen abwirft. Ich schlage die Hände vor dem Mund. "HALT AN!", rufe ich. Seth flucht, aber er hält. Wir sind nicht mal mehr Zehn Meter weg. In Zehn Metern liegt unsere Rettung. Ich springe vom Pferd, beim Aufkommen schmerzt meine Wunde. Ich renne auf Xarish zu, der sich vom Boden aufrappelt. Seth ist auch abgestiegen und läuft hinter mir und Xarish, den ich etwas stütze. Er humpelt so schnell er kann. Seth führt das Pferd an den Zügeln. "Los komm.", stachle ich Xarish an, der sich Mühe gibt noch schneller zu gehen. Drei weitere Schüsse werden abgegeben, die Soldaten kommen näher. Sie geben sich Mühe keinen von uns zu töten. Die nächste Kugel trifft nur wenige Zentimeter hinter meinen Füßen in den Boden und dann verstummt das Schießen. "Wir sind drüben.", verkündet Seth. Ich muss unweigerlich lächeln. Ravan und Lerya stehen, als ich hochschaue direkt mit ihren Pferden vor uns. "Willkommen in Eifakei."

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Wir sind in einer Stätte untergekommen, die nur noch zwei Zimmer frei hatte, also teilen wir uns nach Geschlechtern auf. Ich lasse mich in das schmale, klapprige Bett fallen, das in dem Zimmer, ohne Fenster steht und mies muffelt. Die Matratze ist hart, aber so viel weicher als der kalte Boden, auf dem ich über zwei Monate geschlafen habe. "Liebe Mutter ist das gut.", nuschle ich in das Kissen rein. Lerya lacht leise hinter mir auf. "Du willst nicht wissen, wer hier schon alles seine Körpersäfte verteilt hat." Ich hebe meinen Kopf und schaue sie böse an. "Versau mir das nicht.", warne ich sie. Wir haben auch nur ein Bett, in dem wir beide schlafen werden, aber all diese Kleinigkeiten sind mir völlig egal. "Willst du dich waschen, bevor wir essen gehen?" Ich suche im kleinem Zimmer nach etwas, womit ich mich waschen könnte und finde in einer dunklen Ecke einen Krug mit Wasser, eine Schüssel, ein Stück kleine Seife und ein Tuch. "Ja." Ich bleibe aber noch liegen und strecke mich im Bett so sehr, dass meine Gelenke dumpf knacken. "Ich wasche mich auch noch, kann ich vor dir?"

Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt