Kapitel 17

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Die Salbe von Poala wirkt wahre Wunder und innerhalb von grade einmal zwei Tagen hat sich um die Wunde eine Kruste gebildet und ist bis jetzt auch nicht wieder aufgerissen. Bis jetzt. Heute beginnt das Training mit Viez wieder und nach dem Unterricht, werde ich ihm meinen Plan erzählen, den ich mir die letzten beiden Tage zusammengelegt habe, und ihn um Hilfe bitten. Ob er mir wirklich hilft? Frage ich mich selbst. Er muss einfach! Ich mache mich für unser Training fertig und verbinde heute zusätzlich zu meinen Brüsten auch meinen Fuß, um das kleinste Risiko einzugehen, wie ich kann. Zwar zieht bei jedem Schritt noch immer, ein kleiner Schmerz durch meinen Fuß, aber ich kann es aushalten. Wir üben den Schwertkampf und nachdem ich es geschafft habe, ihn zu entwaffnen, beendet er die Schwertübungen. Wir haben beide nicht damit gerechnet, dass mir der Schwertkampf so gut liegt aber es ist so. Zwar ist er noch immer besser als ich, und schafft es deutlich öfter mich zu besiegen, als ich ihn, aber mein Kampfgeist steigt mit jedem Sieg und auch mit jeder Niederlage. Ich mag das Bogenschießen, aber um einiges mehr, es ist eine sichere Distanz und bei dieser Methode wird es auch nicht ganz so blutig, jedenfalls für mich selbst nicht. Wir setzen uns gegenüber auf den Boden, machen eine Pause und trinken etwas. Ich fasse meinen Mut und vertraue auf ihn, und auf seinen Sinn für Gerechtigkeit, dann erzähle ich es ihm.

"Ich möchte nicht, dass Unschuldige bei dem Angriff auf die Schiffe sterben." Er sieht zwar etwas überrascht aus, dass ich mit diesem Thema anfange, aber ich erkenne auch keinen Wiederspruch oder Ablehnung in seiner Mimik. "Ich habe mir überlegt, wie wir die Ladung und die Schiffe zerstören, aber die Menschen nicht. Würdest du mir helfen?" Sein Warten gefällt mir nicht. "Kommt drauf an, wie dein Plan aussieht." Freude kommt in mir auf und versetzt mich mit Zuversicht, die Zuversicht, Leben zu retten. Ich muss an Leyras Worte denken Willst du....Menschenleben retten? Und meine Antwort war und ist Ja. "Also, Quirin versteckt morgen und die Tage darauf den Sprengstoff in den Schiffen und auf ihnen und wir werden seinen Plan auch fast vollständig übernehmen, wir werden ihn aber vorverlegen." Viez hört mir aufmerksam zu. "Ich, oder hoffentlich wir, werden die Nacht bevor die Schiffe starten, zum Hafen gehen und die Schiffe sprengen, mit der Ladung und ohne Menschen." Viez überlegt kurz und dann reagiert er endlich. "Schön und gut, aber willst du die Schiffe noch im Hafen sprengen? Dann würdest du alle Menschen im Hafen und die Häuser gefährden." Ich wusste, dass er darauf kommen wird und das ist auch der Teil in meinem Plan der lückenhaft ist. "Ich weiß... das ist das Problem, welches ich nicht lösen kann."

"Also hast du keinen Plan..."

Streng genommen hat er vielleicht recht, wenn wir dieses Problem nicht überwinden können, dann bringt der Rest auch nichts. "Fällt dir keine Möglichkeit ein, die Schiffe aus dem Hafen rauszufahren? Es muss ja nicht weit sein, nur ein Stück." Er schüttelt leicht den Kopf, als wollte es auch nicht wahrhaben. "Wir müssten zu zweit drei Handelsschiffe aus dem Hafen rausfahren, zurück ans Land, die Schiffe abbrennen und das alles ohne gesehen oder erwischt zu werden." Das hört sich furchtbar an und aussichtslos. "Könnte man überhaupt zu zweit ein Schiff fahren?"

"Man könnte es versuchen, aber je mehr Leute, desto einfacher und schneller geht es." Ich gehe in meinem Kopf Leute durch, die uns helfen könnten und würden. Leider sind das nicht viele, eigentlich keine. Die beiden Brüder sind schon wieder weg, und mein Kontakt zu Leyra ist einseitig, und zwar von ihrer Seite. "Wir könnten Clarissa fragen." Der Name ist mir einfach so rausgekommen, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr stellt sich mir die Frage: Warum nicht?. "Warum sollte sie uns helfen? Und außerdem, was willst du ihr erzählen, warum du ihre Hilfe brauchst um drei Schiffe zu vernichten?" Und wieder hat er recht. Wieder spiele ich mit meinem Armband und höre nicht auf nach einer Lösung zu suchen, auch wenn meine Hoffnung gewaltig sinkt. Aber ich habe mir etwas vorgenommen, und ich werde es tun, ob es klappt oder nicht ist egal, ich werde es tun. "Viez, ich kann deine Bedenken verstehen, ich habe sie auch, aber ich werde alles tun, was ich kann, um diese Menschen zu retten. Mit oder ohne dich. Mit Plan oder ohne." Er nimmt meine Hände in seine und drückt sie leicht. "Mit mir." Mir steh ins Gesicht geschrieben, wie sehr mich das freut.

Den Nachmittag und Abend verbringen wir damit in Büchern, aus unserer winzigen Bibliothek, rumzublättern, und alles in uns aufzunehmen, was mit Schifffahrten zu tun hat. Irgendwann klopft es und eine junge Dame steht vor meiner Tür, sie ist eine Bedienstete und hat zwei Teller mit Brot und Käse in ihren Händen. "Mrs. Alloy schickt mich, um Ihnen etwas zu essen zu bringen, weil ihr nicht zum Abendessen gekommen seid." Ich nehme dankend die Teller an und weise sie noch an, Hellen in meinem Namen Dank zukommen zu lassen. Viez und ich essen jeder von einem Teller und blättern weiter in unseren Büchern, als wir schließlich mit allen sieben fertig sind, strecke ich mich kurz und er seufzt. "Es wird schwer, sehr schwer, aber es ist möglich." Das ist es was ich hören wollte. Es ist möglich.

Bis tief in die Nacht rein stellen wir einen Plan auf. Mein Steißbein schmerzt vom harten Boden, als Sitzfläche und ich reibe mir über den Knochen. Unser Plan ist leichtsinnig, aber es ist einer. Der Hafen ist groß und nachts gibt es zwar nicht übermäßig viele Soldaten und, oder, Wachen, die ihre Runden gehen, aber es gibt sie. Quirin hatte mir auch erzählt, dass Vapas Schiffe, schwarz sind, also erkennen wir sie leicht, ich weiß auch über die Schiffe, dass es sogenannte Seeschlangen sind, die einigermaßen einfach zu steuern und flink sind. Ich weiß sogar ungefähr, wo sie im Hafen stehen. Am rechten Ende der Bucht. Der Hafen, ist eigentlich einfach eine große Bucht. Wir müssen die Schiffe mindestes 500 Meter vom Festland entfernen, je weiter desto besser. Die Schiffe sind natürlich schon im Wasser, aber wir werden egal wie gut wir wären, nicht drei Schiffe starten können. Deshalb brauchen wir Hilfe, ob diese freiwillig oder erzwungen ist, spielt laut Viez keine Rolle. "Die Kapitänen der Schiffe, werden in der Nähe sein, genau wie deren Crew, wir brauchen die drei Kapitäne." Aber wie? Wie sollen wir sie ausfindig machen und unauffällig zu ihren Schiffen bringen? Und was mich ebenfalls beschäftigt ist die Tatsache, dass wie unerkannt bleiben müssen. "Ich werde mich in den nächsten Tagen nach deren Unterkunft erkundigen. Du sagst, die Schiffe sollen am Donnerstag los fahren, also starten wir Mittwoch Nacht." Wir reden noch Stunden weiter und schlafen schließlich beide auf dem Fußboden ein.

Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt