Kapitel 39

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Zum, gefühlt, hundertsten Male gehen wir jetzt den Plan detailliert durch, und mit jedem Mal wird es realer. Auf dem Tisch, um den wir zu zehnt stehen, liegen die Grundrisse des Schlosses, Namen, die wir nennen, wenn uns jemand fragt wie wir heißen und natürlich der Plan selbst und wann, was starten muss, damit alles klappt. Ich bin müde, ich stehe bestimmt schon seit über fünf Stunden hier unten, ohne Sonnenlicht, ohne mich gesetzt zu haben, nur nachdenken und Simulationen in meinem Kopf durchgehen lassen. Nachdem die zusätzlichen Rekruten gegangen sind, bleibe ich mit den anderen noch da, entspanne mich aber etwas und setze mich zu Ravan auf das Sofa. Ich strecke mich aus und lege meine Beine über seinen Schoß. Er sagt nichts, zupft nur an meiner Hose rum. "Ich werde dir und Alec eine Kutsche, hier hin schicken. Ravan und ich sind vor euch da und die anderen auch."

"Mhm" Ich wickle meine blonde Strähne um meinen Zeigefinger und schiele auf die Rolle, die sich ergibt. "Und wie wirst du morgen heißen Alec?" Ich verdrehe die Augen, weil Seth extra langsam mit mir spricht, wie mit einem Kind. "Tara Clain, Frau von Jon Clain." Er grinst zufrieden. "Wunderbar." Die Clains, so sagt Lerya, sind offiziell eingeladen, werden aber nicht kommen. Der Grund ihres Nichtkommens ist einfach, sie gehören den Schwalben an, was mich sehr überrascht hat. Beide sind Adlige aus Krey, über das auch König Brahey herrscht. Sie überlassen uns ihre Identität, und solange wir niemanden begegnen, die die Clains kennen, fliegen wir auch nicht auf.

Durch das gedämpfte Reden der anderen, schwebe ich schon schnell in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein.

Mich zwickt etwas am Bein und ich öffne meine Augen, Ravan lacht mich hämisch an. "Aufstehen. Du musst doch noch nach Hause." Ich schließe meine Augen einfach wieder.

"Ich bin alt genug, um mal länger weg zu bleiben.", gebe ich zurück, und dann schlafe ich wirklich ein.

Das Einschlafen stellt sich schnell als großer Fehler, denn mein Albtraum, lässt mich hektisch atmen, meine Hand an den Hals fahren, und als mich jemand oder etwas am Arm berührt, schrecke ich so schnell hoch dass ich gegen Seths Kopf knalle. "Idiot." Er reibt sich zwischen Nase und Stirn und richtet sich wieder auf. Hastig ziehe ich meine Beine von Ravans Schoß, gehe mir mit meinen feuchten Händen durch das Gesicht und bemerke, dass wir nur noch zu dritt sind. "Wo sind Lerya und Xarish hin?"

"Lerya musste zurück zum Schloss, sie wird nochmal mit den Regeln für den Ball bekannt gemacht, sie darf ja Leibwache spielen. Und Xarish, hat nichts gesagt, aber ich denke er ist einfach nach Hause gegangen." Ravans Stimme ist ruhig und er erwähnt mit keinem Mal meinen Schlaf oder Traum. Ich lege meine Hände neben mich auf das Sofa und stehe auf. "Ich denke ich gehe jetzt auch." Ich laufe zu dem Stuhl, über dem mein Mantel hängt und ziehe ihn mir drüber. "Ich begleite dich." Es ist leider nicht Ravan, der das sagt.

Ich atme genervt aus, was aber keiner hört, oder keinen interessiert. "Ich kann alleine gehen. Bis Sonntag." Leicht stampfend gehe die Treppen rauf und als ich aus der Luke ins Freie, beziehungsweise, erst in den Stall, dann ins Freie trete, fällt mir die Dunkelheit sofort auf. Es muss später Abend, oder sogar Nachts sein. Das könnte Ärger geben. Bescheuert. Ich bin 19 und werde in nur fünf Monaten 20, und trotzdem muss ich mir Sorgen darüber machen, wann ich nach Hause komme und wie mein Bruder, Hellen oder meine Mutter darauf reagieren werden.

Als ich schon ein Stück gelaufen bin und die Lichter der Stadt hinter mir lasse, bereue ich meine Entscheidung, Seth weggeschickt zu haben. Ich hätte grade nichts dagegen einen großen, starken Menschen neben mir zu haben. Außerdem ist Seth nicht so schlimm. Hätte ich ihn kennengelernt, ohne zu wissen, wer er sei und unsere Familien keine sehr persönliche Fehde hätten, wäre er mir genauso ein Freund, wie Lerya und Ravan es sind. Nur leider ist es nicht so. Ich kann ihm einfach nicht über den Weg trauen und unsere erste Begegnung steht noch viel mehr zwischen uns, wenigstens von meiner Seite aus.

Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt