Alle drei Personen suchen wir auch noch auf, bei zwei von ihnen läuft es relativ gleich ab. Da sie Familie haben, fackeln sie nicht lange und wollen zum Schutz ihrer Geliebten die Reise und Rettung antreten. Die Fahrt wird schon morgen sein, dass erschreckt viele, aber ich erkläre ihnen deutlich, wie sehr die Zeit rennt und es ein Wunder ist, dass hier noch niemand aufgetaucht ist. Bei dem letzten Namen, sind uns die Soldaten zuvor gekommen. Im Haus liegen direkt im ersten Raum zwei Leichen. Eine von einer Frau und eine von einem jungen Mädchen. Der Vater ist nirgendwo zu finden, lebendig oder tot. "Sie haben ihn mitgenommen.", sagt Seth, wie zu sich selbst und beantwortet meine Frage. "Wir müssen die Leichen begraben."
"Dafür haben wir keine Zeit." Ich drehe mich zu ihm um. "Dann schaffe uns Zeit. Ich werde sie begraben!" Er bleibt still und ich gehe raus, hinter das Haus. Dort steht ein großer Baum mit tiefhängenden Ästen. Die Erde um ihn herum ist hart und mit Wurzeln durchzogen. Ich gehe wieder ins Haus und suche Zwei Decken raus. Ich finde auch einen Spaten und versuche so tief zu graben wie es geht, was nur ein paar Zentimeter sind. Seth hebt ein etwas größeres Grab aus als ich und ihn strengt die Arbeit auch weniger an.
Als die beiden Gruben gor genug sind, nehme ich das Mädchen auf den Arm und er die Frau, wir tragen sie zu den niedrigen, eckig geformten, Gräbern, die unter dem Schutz des Baumes liegen. Wir legen sie vorsichtig hinein und lassen die Erde über sie rieseln. Es ist nicht ansatzweise genug, um ihre Körper vollständig zu bedecken, aber dafür habe ich die beiden Decken. Beide Decken sind etwas verfranzt und haben keine schöne Farbe mehr, aber ich habe nichts anderes gefunden. Ich schwinge je eine Decke über eine der Leichen. "Betest du zu irgendetwas?", fragt mich Seth. Ich schüttle den Kopf, wobei mir mein Zopf über die Schulter fällt. "Du?"
"Nein" Ich überlege, was man sagen könnte, als eine Art Abschied für ihr Leben. Mir fällt nichts ein, aber Seth fängt an, etwas mit gesenkter Stimme vorzutragen.
"Möget ihr in Frieden ruhen
Möget ihr Klagende hinterlassen,
Gedenkende,
Möget ihr sie sehen
Und lieben, von dem Ort aus,
Von dem ihr meiner Stimme horcht.
Mögen eure Körper in Frieden ruhen und ihr in Segen zusammen lieben."
Ich weiß nicht, ob er sich diese Worte grade zusammengereimt hat, oder ob er sie schon einmal selbst jemanden sprechen gehört hat, aber er bringt sie trauernd und ernst rüber. Ich flüstere auch noch etwas, ich weiß nicht ob er es hören kann. "Mögen eure Sterne besonders hell scheinen."
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Im Quartier, berichten wir von unseren Begegnungen und von den Leichen, die wir begraben haben. Lerya erzählt, dass bei ihr schon zwei nicht mehr in ihren Häusern waren, aber sie hat keine Leichen gefunden und die Anderen drei haben zugestimmt morgen mit dem Handelsschiff abzureisen. Ravan und Xarish haben vier angetroffen, von denen aber nur einer das Land verlassen will und auch sie haben eine tote Familie gefunden. Bei ihnen haben Mutter und Vater gefehlt und zwei Jungs und ein Baby zurück gelassen, diese haben sie, wie ich und Seth, beerdigt. Die Stimmung ist bedrückend. Viele wurden schon ermordet, bevor wir etwas tun konnten und dann haben noch welche das Angebot ausgeschlagen. Wenigstens haben sie sich bewusst dafür entschieden, nicht wie die Toten.
Lerya beendet das Treffen dann und kündigt noch an, dass wir nächste Woche anfangen nach Schwalben für unsere Mission zu suchen, uns aber erst wieder hier treffen. Sie kommt noch einmal zu mir. "Ich kann dich heute nicht zurückbringen, und beim nächsten Mal kommst du am Besten auch alleine." Ich kenne den Weg mittlerweile und kann alleine kommen, das versichere ich ihr und steige aus dem Dunklen in das nächste Dunkle, denn die Nacht ist herangebrochen. "Soll ich dich ein Stück begleiten?" Ich drehe meinen Kopf zu Ravan, der neben mir steht. "Ich weiß, du kennst den Weg. Aber es kann nicht schaden, oder?" Ich will zwar nicht unbedingt, dass er mitkommt, aber es ist nur ein Stück und schlimm ist es auch nicht, also laufen wir gemeinsam los. Ravan ist freundlich und gesprächig, auf jeden Fall gesprächiger als Xarish, auch wenn das wirklich nicht schwer ist. Und dann schneidet er das Thema an, wovor ich Angst hatte, dass er es tun würde. "Ich sehe wie du Seth anguckst, wir alle sehen es."
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Die Farben der Macht - Schwarz und Lila |✔️
FantasyEine Welt, in der Hinrichtungen und Verbrechen an der Tagesordnung stehen, das ist Alecs Welt. Bis jetzt lebte sie in Ruhe und abgeschottet auf den wohlhabenden Anwesen ihres Bruders, doch wird sie immer öfter mit den schrecklichen Szenen konfrontie...