~Aurelia Williams~
„Dad? Was hast du getan?"
Wenn er Steven etwas angetan hat nur um mich zu bestrafen, dann könnte ich mir das nie verzeihen. Wenn Steven nur meinet wegen verletzt oder sogar tot ist...
„Er ist mir auf die Nerven gegangen also habe ich geschossen.", lallte er. Doch ich konnte das gesagte nicht richtig verarbeiten. Um mich herum fing alles an zu verschwimmen und in meinen Ohren fing es an zu rauschen.
Mit meinen Gedanken war ich nur noch bei Steven. War er tot oder hat er es überlebt? Hat jemand Hilfe geholt? Würde die Polizei gleich hier eintreffen?
Bitte. Er darf nicht tot sein. Erst mein Mutter und jetzt er. So darf es nicht enden.
Ich machte mir Vorwürfe, dass ich nicht schon früher zur Polizei gegangen war, doch das hätte mein Vater niemals zugelassen. Ich hatte ihn aber auch nicht dafür eingeschätzt, jemanden zu erschießen.
Ich hielt diesen Schmerz der sich in meiner Brust breit machte nicht mehr aus und schluchzte laut auf. Ich kann nicht mehr. Will dieses Leben nicht mehr weiterleben... Warum ist das Leben nur so gemein zu mir?
„Bitte Dad", schluchzte ich „Ich muss wissen wie es ihm geht. Lebt er noch?"
Mein Schluchzen wurde lauter, doch anstatt eine Antwort, bekam ich nur einen weiteren Schlag ins Gesicht. Wieder auf meinen gebrochenen Wangenknochen. Ich schrie auf und rollte mich auf dem Boden zusammen.
Am liebsten hätte ich mir gewünscht, er würde es einfach ein für alle mal beenden. Warum lässt er mich am Leben wenn er mir eh schon all die Jahre eintrichtert, ich sei wertlos.
Seit Jahren lebte ich schon mit dieser Art von Schmerzen, dass es für mich langsam normal wurde. Doch ich hatte immer einen Traum hier weg zu ziehen und mein Leben in meine Hand zu nehmen. Aber ohne Steven wollte ich das nicht. Ohne meinen besten Freund konnte ich mir nicht vorstellen weiterzuleben.
Er war einfach immer für mich da. Ich will nicht mehr.
„Jetzt heulst du schon wie deine dämliche Mutter damals, bevor sie mich verlassen hat.", sagte mein Vater und tritt mir danach dreimal in den Bauch. Meine Luft blieb mir aus und ich versuchte nach Sauerstoff zu schnappen.
„'Ich werde gehen. Ob du willst oder nicht'", wiederholte er meine vorhin gesagten Wörter. „Das waren die selben Wörter, die sie sagte, bevor sie verschwand." Dann tritt er mir volle Kanne auf mein rechtes Schienbein und es knackte. Ein lauter Schrei durchfuhr das Haus. Es war meiner.
Diese Schmerzen waren kaum auszuhalten. Ich will nicht mehr, will nicht mehr leben. Warum kann ich kein normales Leben haben und so sein wie andere?
Doch dann fiel mein verschwommener Blick auf seinen Hosenbund, in dem eine Pistole steckte.
Ob das meine Chance ist? Mein Fünkchen Hoffnung, von dem ich dachte, dass er erloschen ist?
Mein Vater hockte sich vor mir hin und betrachtete mich wieder mit diesem enttäuschten Blick und schüttelte den Kopf.
In diesem Moment der Unaufmerksamkeit, griff ich nach der Waffe und schoss, ohne darüber nachzudenken, auf meinen Vater. Dieser wimmerte auf und kippte nach hinten.
Ich war müde, doch ich musste ein für alle mal von diesem Ort verschwinden.
Ich weiß nicht wie ich aufstand, wahrscheinlich durch Adrenalin, aber ich dachte nicht allzu viel darüber nach und fing an zu laufen. Doch mein Vater griff nach meinem gesunden Bein und im nächsten Augenblick verlor ich das Gleichgewicht und lag schließlich wieder auf dem feuchten Boden.
Erschrocken drehte ich mich zu meinem Vater und erkannte das ich nur seine Schulter getroffen hatte. Er schaute mich völlig wutentbrannt an und dann versuchte er nach der Waffe, die ich fallengelassen hatte zu greifen.
Ich kämpfte mich wieder frei und humpelte die Kellertreppe, so schnell es ging, nach oben.
Mein Vater schrie mir hinterher „Du blöde Schlampe, komm sofort zurück!" Doch ich dachte nicht einmal dran. Dann ertönte ein Schuss hinter mir.
Ich lief in Richtung Hintertür. Hinter mir hörte ich die schweren Schritte meines Vaters, der wohl jetzt auch die Kellertreppe hinauflief.
Mit Hilfe von Adrenalin erreichte ich die Hintertür, doch sie war verschlossen. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit bis ich sie endlich entriegelte und schon gleich darauf in den Wald lief.
Mein Herz pochte so laut, dass ich dachte, das er es hören würde.
Draußen war es schon stockduster und die Nacht war kalt. Aber ich habe keine Wahl. Ich muss hier weg. Zum Sachen packen ist keine Zeit mehr.
Nachdem ich einige Bäume hinter mir gelassen hatte, ertönten weitere Schüsse hinter mir. In einem Baum neben mir drang eine Patrone in die Rinde, so dass die Rinde abblätterte und zu Boden fiel.
Ich erschrak und drehte mich im Laufen um, nur um meinen Vater, mit seiner Waffe in meine Richtung zielend, aus dem Haus raus rennen zu sehen.
Doch er war nicht so schnell und torkelte ein wenig. Ausnahmsweise fand ich es mal gut, dass er betrunken war, denn das war meine Chance.
„AURELIAAAA", brüllte er mir hinterher, jedoch lief ich einfach immer weiter.
Weiter in den kühlen Wald, ohne Schuhe, ohne Jacke. Doch wenn ich doch noch leben wollte, dann musste ich jetzt weg. Zurück war keine Option. Das würde ich nicht überleben.
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Nach einiger Zeit schien das Adrenalin nachzulassen und ich bemerkte mein schmerzendes Schienbein. Ich versuchte weiter zu humpeln, doch der Schmerz wurde nur noch unerträglicher. Auch mein Kopf fing zu pochen an und ich brauchte langsam wirklich mal eine Pause.
Beim nächsten Schritt, bei dem ich auf dem gebrochenen Bein aufkam, schrie ich schmerzverzerrt auf. Es tat nur noch höllisch weh, so dass ich keinen weiteren Schritt mehr gehen könnte.
Schließlich ließ ich mich auf den Boden fallen und rollte mich zu einer Kugel zusammen.
Es war zwar schon Frühling, aber die Nächte hier waren trotzdem noch sehr kalt. In dieser zusammengerollten Position versuchte ich mich wenigstens einigermaßen warmzuhalten.
Ich musste an Steven denken, ob er wohl noch lebte? Vielleicht suchte er nach mir und vielleicht findet er mich auch. Denn vielleicht hat mein Vater gelogen, um mir seelische Schmerzen zuzufügen. Es würde doch auffallen wenn ein Verletzter oder Toter vor unserem Haus liegt, oder?
Das waren die letzten Gedanken, die mich wenigstens ein wenig beruhigtem, bevor alles um mich herum schwarz wurde.
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My Best Friend's Alpha
WerwolfSie ist ein normales Menschen-Mädchen. Er ein mächtiger Alpha. Sie lebt in einer Welt, wo Gewalt ihr Alltag ist. Er tötet um sein Rudel zu schützen. Sie lernt ihn durch ihren besten Freund kennen. Er ist nicht begeistert von ihrer Begegnung. Beide k...