Kapitel 6

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~Aurelia Williams~

Alles was ich fühlte, als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren diese unglaublichen Kopfschmerzen, die alles noch unerträglicher machten.

Ich setzte mich im Bett auf, jedoch war das keine gute Idee, denn mein Kopf pochte davon nur noch mehr. Also beschloss ich heute einfach im Bett liegen zu bleiben und nicht zur Schule zu gehen. Wahrscheinlich hatte ich eh ein blaues Auge, welches Fragen aufwerfen könnte.

Dafür verpasse ich aber die Geschichtsklausur, weshalb ich mir ein F einfangen werden, was aber eh egal ist, denn zum lernen war gestern sowieso keine Zeit mehr.

Doch wie jeden Morgen klingelte es an der Tür und eigentlich hätte ich Steven nach dem gestrigen Tag hier nicht erwartet. Tat er jetzt wirklich so, als hätte gestern nie stattgefunden?

Ich blieb weiter im Bett liegen und hoffte das er wieder gehen würde. Ich wollte ihn nicht sprechen, denn ich habe gerade eh nur eine Frage, die er mir sowieso nicht beantworten wird. Leider vernahm ich wie mein Vater sich in Bewegung setzte, um Steven die Tür zu öffnen. Warum muss er denn neuerdings immer die Tür auf machen? Hat er Langeweile?

Kurz darauf klopfte es auch schon an meiner Zimmertür und Stevens Stimme erklang „Aurelia? Wir sollten reden!" Doch ich machte mir nicht die Mühe um zu antworten. Das Beste wäre, wenn er einfach wieder geht.

Dann probierte er es erneut „Auri Bitte! Darf ich reinkommen?", erklang seine Stimme verzweifelt. Doch wieder antwortete ich nicht. Sollte ich vielleicht so tun als würde ich noch schlafen?

„Ich weiß das du da drinnen bist und ich werde jetzt reinkommen, ob du willst oder nicht!", sagte er diesmal aber mit festerem Ton, fast schon so, als müsste er sich selbst dazu überzeugen.

Als er auch schon kurz darauf eintrat, setzte ich mich schnell auf und drehte meine verletzte Gesichtshälfte zur Wand. Ich wollte nicht, dass er mich so sieht. Er würde sich nur Sorgen machen. Die konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Und in Ausreden finden, bin ich auch nicht gut.

„Bitte geh wieder, ich möchte dich jetzt nicht sehen!", sprach ich im bestimmenden Ton.

Warum gerade jetzt? Geh doch einfach wieder Steven, flehte ich ihn in Gedanken an.

Steven jedoch setzte sich zu mir ins Bett und ich konnte seinen Blick auf mir spüren, doch ich probierte weiterhin ihn zu ignorieren.

Einfach weiter die graue Wand anstarren. Er wird schon merken, dass ich nicht reden will...

„Ich weiß du möchtest, dass ich dir deine Fragen beantworte, aber das ist nun mal nicht so leicht wie du denkst.", begann er. „Alles was du wissen musst ist das ich dir nie wehtun oder dich verletzen würde." Ich wurde wütend, da Steven mir scheinbar nicht vertraute. Dabei kennen wir uns mittlerweile seit so vielen Jahren. Ich dachte er würde mir alles erzählen, auch wenn ich selbst nie ehrlich zu ihm war.

„WEIßT DU WIE ICH MICH GEFÜHLT HABE? VERDAMMT ICH HATTE TODESANGST. Ich konnte die Mordlust in den Augen dieses Mannes sehen. Und dennoch war alles so scheiß verwirrend.", schrie ich ihn nun an, da ich mich nicht mehr zurückhalten konnte. Ich musste meinen Frust nun mal jetzt los werden. „Seine Augenfarbe wechselte von einer Sekunde auf die andere von grün in pechschwarz. Wie ist das möglich, Steven?"

„Was?", fragte Steven sichtlich irritiert.

Ohne es zu merken, drehte ich meinen Kopf zu ihm.

Ich bemerkte meinen Fehler erst als es bereits zu spät war.

„Aurelia", sagte Steven geschockt und betrachtete mein Gesicht. Schnell packte ich meine Hand davor, doch er hatte es bereits gesehen. „Was ist passiert?", fragte er und dabei blieb ihm die Luft weg.

„Nichts", antwortete ich unsicher. „Ich bin im Bad gestürzt. Du weißt doch, was für ein Tollpatsch ich bin..." Ich konnte nur hoffen das er mir diese Ausrede abkauft.

„Du würdest mir doch sagen, wenn dir jemand weh tut, oder?", fragte er mich. Und innerlich brodelte es erneut in mir. Klar würde ich es ihm sagen. Genauso wie er mir alles sagte. Hallo Ironie.

Ist das zwischen uns überhaupt noch Freundschaft, wenn wir nicht ehrlich miteinander sind? Kann sowas denn noch funktionieren?

„Natürlich", flüsterte ich und stand dann schließlich doch auf, um mich fertig zu machen.

Im Bad guckte ich zuallererst auf mein Spiegelbild und musste geschockt feststellen, dass meine komplett linke Gesichtshälfte blau war. Das Veilchen verlief von oberhalb meines linken Auges bis zu meinem Wangenknochen.

So könnte ich heute nicht zur Schule gehen. Selbst Schminke hilft da nicht mehr.

Nach einer angenehmen dusche lief ich wieder zurück in mein Zimmer, doch Steven war nicht mehr hier. Ich lief zu meinem Fenster. Doch auch sein Jeep draußen auf der Straße war nicht zu sehen.

Ich wollte zwar meine Ruhe, aber irgendwie war ich auch enttäuscht, dass er nicht mehr hier war, um mich in den Arm zu nehmen. Denn das hätte ich wirklich gebrauchen können.

Also scheint diese Freundschaft wirklich vorbei zu sein...

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Ich hoffe man kann Aurelias gespalteten Gefühle einigermaßen gut nachvollziehen 😅

My Best Friend's AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt