~Aurelia Williams~
Trotz meines gescheiterten Fluchtversuches vor 2 Wochen, hatte ich immer noch die gleiche Freiheit wie davor, wenn nicht sogar noch mehr. Steven durfte mittlerweile sogar mit mir raus gehen und im Rudelhaus durfte ich mich alleine bewegen. Die Rudelmitglieder mochten mich als Menschen zwar immer noch nicht, aber sie gewöhnten sich an mich. Dennoch blieb die Frage, warum ich hier bin.
Die Temperaturen stiegen langsam aber sicher an. Zudem konnte ich wieder ohne Krücken und Schiene gehen. Trotz dessen konnte ich mein Bein noch nicht zu 100% belasten, aber der Arzt meinte auch, es könnte noch einige Monate dauern bis es vollkommen verheilt ist.
Der Alpha ist mir seit dem einen Morgen nicht mehr über den Weg gelaufen. Er ging mir aus dem Weg, so wie ich ihm aus dem Weg ging. So war es vermutlich auch besser. Dafür machte Steven immer kurze Spaziergänge mit mir, durch den Wald, um das Rudelhaus. Wir durften nicht weit gehen, denn die Gefahr war groß, dass Rudellose auftauchen.
Ja ich wusste was Rudellose waren. Steven hatte mich nach dem Angriff von ihnen aufgeklärt.
Zwischen Steven und mir ist nichts weiter passiert. Ich schätze es sehr, dass er mir noch Zeit gibt, um über uns nachzudenken.
„Denkst du es wird ein Junge oder ein Mädchen?", fragte mich Steven gerade auf einen unserer täglichen Spaziergänge. Die Nachricht, dass Savanna schwanger ist hat sich ziemlich schnell ausgebreitet und das Rudel spaltet sich deshalb. Dadurch das der Alpha der Vater des Kindes ist, wird angenommen, dass Savanna bald zur Luna wird. Viele Mitglieder des Rudels fänden es toll endlich eine Luna zu haben, aber die andere Hälfte will Savanna nicht als Luna haben. Ich schließe mich gerne der zweiten Partei an, aber ich bin eh nur ein unbedeutender Mensch.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht ein Mädchen." Das hoffte ich zumindest, denn die Worte des Alphas gingen mir nicht aus dem Kopf.
„Wenn es ein Junge wird, werde ich meiner Pflicht als Alpha natürlich nachkommen. Das gilt aber nicht, wenn es ein Mädchen wird. Dann bist du auf dich alleine gestellt!" Ich wusste zwar nicht was genau er damit meinte, aber egal.
Ich nannte den Alpha mittlerweile auch Alpha. Steven hatte mir erklärt, dass man ihn nur mit seinem Namen ansprechen darf, wenn man ihm Nahe steht. Heißt wenn man der Beta, die Luna oder ein Kumpel ist. Da ich das nicht war, fand ich es besser ihn auch mit Alpha anzusprechen. Zudem zog das eine Grenze zwischen uns und er kam mir nicht mehr so erreichbar vor. Das machte es auf jeden Fall leichter nicht an ihn zu denken.
„Ich persönlich hoffe auf einen Jungen. Dann wäre der Nachfolger wenigstens gesichert.", sagte Steven, während er, bei einem weiteren unserer Spaziergänge, neben mir herlief.
„Nun ich hoffe immer noch irgendwie, dass Savanna nicht unsere Luna wird. Sie ist einfach nicht dafür gemacht.", mischte sich Inala ein.
Inala war die Frau vom Beta. Ich lernte sie bei meinem zweiten Frühstück im Speisesaal kennen. Sie kam direkt auf mich zu und war der erste Wolf hier, die mich nicht dafür hasste ein Mensch zu sein. Auch sie war wunderschön, wie eigentlich alle Werwölfe. Sie hatte langes rotbraunes Haar und ihre Augen waren etwas wirklich Besonderes. Sie waren sandsteinfarbend und wirkten dennoch warm und einladend. In all der Zeit in der ich sie jetzt schon kannte, ist sie eine gute Freundin geworden, auch wenn sie schon 23 war.
„Warum nicht? Savanna ist doch super nett und überhaupt nicht abgehoben.", widersprach Steven in einem ironischen Ton.
Wir drei fingen an zu grinsen. Witze über Savanna reißen, war das Einzige was mir in letzter Zeit ein Lächeln ins Gesicht trieb. Denn so war ich mir sicher, dass ich nicht die Einzige war, die etwas gegen sie hatte.
Ich wollte nicht hier sein. Ich wollte mein Leben außerhalb dieses Zirkusses weiterleben. Natürlich ohne meinen Dad. Und dennoch musste ich meine Tage hier absitzen, ohne den Sinn dahinter zu verstehen.
„Steven? Inala?", fing ich an und bleib stehen.
„Ja", sagten beide gleichzeitig und hielten ebenfalls an.
„Ihr müsst mir helfen von hier wegzukommen. Ich kann nicht ewig hierbleiben und ich schaffe es nur mit eurer Hilfe zu fliehen." Ich hoffe sie verstanden mich. Ich gehörte nun mal nicht hier her, denn ich war keiner von ihnen und werde es auch niemals sein.
Inala setzte ein verständnisvolles Lächeln auf und Steven schien zu überlegen.
„Wenn du gehst, dann werde ich mitkommen!", sprach er schließlich.
„Das kann ich nicht von dir verlangen. Das hier ist schließlich dein Rudel. Deine Heimat. Ich verstehe es we-..."
„Ich werde mit dir gehen. Das wolltest du doch schon immer. Zusammen mit mir weit wegziehen."
„Ja, aber jetzt weiß ich ja warum du das nie wolltest und..."
„Aurelia, ich will nirgendswo anders als in deiner Nähe sein." Er kam auf mich zu und schloss mich fest in seine Arme.
„Wenn ihr beiden wirklich gehen wollt, dann werde ich euch helfen.", fing Inala an. „Ich könnte für Ablenkung sorgen, so dass ihr genug Zeit habt von hier wegzukommen."
Ich löste mich von Steven und schaute dankbar zu Inala. „Danke, aber ich fürchte das wird garnicht nötig sein. Es interessiert den Alpha sowieso nicht was ich mit wem mache."
„Ich werde es trotzdem versuchen. Sicher ist sicher. Aber versprecht mir wenigstens, dass ihr beiden noch zum Frühlingsball kommt."
„Frühlingsball?", fragte ich.
„Den hätte ich schon fast vergessen. Der Frühlingsball findet immer am ersten Frühlingsvollmond statt." beatwortete Steven meine Frage.
„Ich wusste garnicht, dass Werwölfe sowas wie Bälle haben." Ich fing an zu grinsen und bekam plötzlich das Bild von einem Wolf im pinken Ballkleid in den Kopf.
„Genaugenommen haben wir 4 Bälle im Jahr. Immer im Sommer, Herbst, Winter und Frühling am ersten Vollmond der Jahreszeit. Auf diesen Bällen erscheinen auch Wölfe aus anderen Rudeln, in der Hoffnung ihr oder seine Mate zu finden. Das ist auch der eigentliche Grund, weshalb die Bälle veranstaltet werden. Bei diesen Bällen ist es den Wölfen erlaubt um die Welt zu reisen, in das jeweilige Rudel für die Nacht und dann hoffentlich mit ihr oder ihm zurückzukehren.", sagte Inala verträumt.
„Das klingt echt romantisch. Hast du so Costa kennengelernt?"
„Ja. Allerdings war es mein erster Ball. Costa musste nicht lange suchen und schon hatte er mich gefunden. Ich war damals erst 16 und er 18 Jahre alt. Er hat mich noch in derselben Nacht markiert. Ich weiß eigentlich ging das für die meisten zu schnell, aber es war Vollmond und er war nun mal der Richtige."
„Okaaay jetzt habe ich noch mehr Fragen." Ihre letzten beiden Sätze weckten Neugier in mich und ich konnte es einfach nicht lassen.
„Dann frag ruhig."
„1. Was ist markieren? Und 2. Was hat der Vollmond damit zu tun?"
Als ich diese Fragen ausspuckte, war Steven plötzlich fast am Ersticken neben mir.
Was war denn jetzt los?
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My Best Friend's Alpha
WerewolfSie ist ein normales Menschen-Mädchen. Er ein mächtiger Alpha. Sie lebt in einer Welt, wo Gewalt ihr Alltag ist. Er tötet um sein Rudel zu schützen. Sie lernt ihn durch ihren besten Freund kennen. Er ist nicht begeistert von ihrer Begegnung. Beide k...