Kapitel 20

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~Aurelia Williams~

Arsen führte mich durch die vielen Gänge des Rudelhauses nach draußen. Die Krücken brauchte ich immer noch, schließlich verheilt so ein Bruch nicht ganz so schnell.

Zusammen spazierten wir eine Weile zwischen den kleineren Holzblockhäusern herum. Derweil prägte ich mir hier draußen alles genau ein, falls ich später doch noch flüchten wollte, beziehungsweise musste. Wer weiß, was diese Werwölfe mit mir vor haben.

Rudelmitglieder, welche uns ab und zu begegneten, starrten mich ausnahmsweise mal nicht an, sondern machten sich klein und zeigten ihren Hals. Dies verwirrte mich. Jedoch denke ich, dass das daran liegt das Arsen der sogenannte Alpha ist und damit sowas wie der König hier, so wie er mir das erklärt hatte.

Schließlich waren wir einige Meter von den Häusern entfernt und liefen jetzt im Wald herum.

Ich fühlte mich etwas unwohl hier ganz alleine mit Arsen rumzulaufen. Er hatte ja schließlich selbst gesagt, dass er mich vögeln will. Wahrscheinlich war das sogar sein Plan. Er würde mich einfach weg von der Zivilisation bringen und mich dann vergewaltigen. Doch was war an mir so besonders? Warum würde er das gerade von mir wollen? Vielleicht stand er ja auf Jungfrauen, doch dass ich eine war, konnte er ja nicht wissen.

Mein Herz fing bei diesem Gedanken etwas schneller an zu schlagen. Doch dann sah ich wie die Bäume sich um uns herum anfingen zu lichten und wir schließlich auf einer Lichtung standen. Hier waren auch wieder einige andere Personen, die gerade kämpften, so dass ich meine vorherigen Gedanken wieder verwarf.

Was habe ich auch immer für absurde Gedankengänge? Das ist ja bald nicht mehr normal.

„Das ist unser Trainingsplatz.", spricht nun Arsen, der den ganzen Weg hierher geschwiegen hat. „Hier bringen wir den jungen Wölfen das Verwandeln und Kämpfen bei. Sie lernen in Wolfsform als auch in Menschenform zu kämpfen. Zu dem müssen wir ihnen Selbstbeherrschung beibringen, da männliche Wölfe schneller die Beherrschung verlieren als weibliche."

„Ach ist mir garnicht aufgefallen", gab ich patzig zurück. Wieso in letzter Zeit immer nur alles so aus mir raussprudelt, weiß ich nicht. Aber es ist naiv von mir, zu glauben, dass es dafür keine Bestrafung geben wird. Wer weiß wer mich als nächstes wehtut?

„Du weißt ja garnicht wie hoch meine Selbstbeherrschung ist." Er schaute zu mir rüber und kam mir ein paar Schritte näher. Doch bevor er noch näher zu mir treten konnte, drängte sich eine hellblonde Schönheit zwischen uns. Darüber war ich sogar Dankbar...redete ich mir zumindest ein.

„Hey Baby", sagte Savanna bevor sich ihre Lippen mit Arsens verschlossen. Es versetzte mir einen kleinen Stich im Herzen, obwohl ich ja schon wusste, dass er eine Mate hat. Jetzt wusste ich wenigstens wer sie ist. Aber war klar, dass sie es sein musste. Schließlich ist sie wunderschön, im Gegensatz zu mir. Ich bin nur ein Frack mit lauter blauen Flecken und Narben am ganzen Körper. Ich bin gezeichnet von meiner Vergangenheit. Niemand will mich haben.

Ich wollte sie eigentlich nicht anstarren, doch ich konnte meinen Blick auch nicht von den Beiden nehmen. Dann unterbrach sie den unerwiderten Kuss und legte ihre Stirn an seine. „Ich war die letzten Nächte so einsam ohne dich und ich vermisse unseren heißen Sex."

Diese Worte versuchte sie ihm ins Ohr zu flüstern, doch sie redete laut genug, so dass ich jedes einzelne Wort verstand, was sie bestimmt mir Absicht tat. Dann küsste sie ihn wieder, wobei er so aussah, als wollte er sie wegschieben.

Aber ich wollte mir diese Show nicht länger ansehen und hier dumm rumstehen, also beschloss ich näher zu den kämpfenden Personen zu humpeln. Es waren zwei Jungs, ich schätze mal in meinem Alter. Neben ihnen stand noch eine dritte Person und beobachtete den Kampf aufmerksam.

Es war der, der auch mal kurz bei mir ihm Krankenhauszimmer war. Wenn ich mich richtig erinnere war er Arsens Beta, der Costa hieß. Auch erinnerte ich mich daran, dass er nicht allzu glücklich über meine Anwesenheit war.

Als ich schließlich neben ihm ankam, brachte ich nur ein leises „Hi" heraus.

„Hallo Aurelia, es ist mir eine Ehre dich endlich richtig kennenlernen zu dürfen", sprach er in einem überraschendem freundlichen Ton. Es wunderte mich, dass er überhaupt so nett zu mir war, schließlich verlangte er doch damals mich zu 'beseitigen'.

„Freut mich auch", sagte ich dennoch schüchtern.

„Warum bist du alleine hier draußen? Wo ist Arsen?", fragte er und sah sich um, bis sein Blick schließlich an Arsen und seinem Püppchen hängen blieb, die immer noch aneinanderhingen und schon beinahe so aussahen als würden sie sich gegenseitig verschlingen wollen. Zumindest sah sie so aus.

„Ah ich verstehe... Savanna ist wohl eifersüchtig geworden. Ich kann mir denken, wie das für dich sein muss."

Wie das für mich sein muss? Sein Ernst? Kann mir doch wohl egal sein, was die beiden miteinander treiben.

„Es interessiert mich nicht", sagte ich.

„Ich sehe doch, dass du eifersüchtig bist."

„Ich? Eifersüchtig? Wegen jemanden der sowieso alles vögelt was nicht bei 3 auf dem Baum ist. Niemals." Und Costa fing an zu schmunzeln. ,,Er ist ein Arschloch.", hing ich noch dran, um mich zu bestärken.

Ich verschränkte bockig meine Arme vor meiner Brust und starrte auf die kämpfenden Jungs. Plötzlich jedoch fingen an ihre Knochen zu knacken und sie machten komische Verrenkungen.

Im nächsten Moment standen sich dann zwei Wölfe gegenüber und knurrten sich an. Der eine hatte dunkelbraunes Fell und der andere graues mit schwarzen Stellen.

Das sollte wohl dann Beweis genug für mich sein, dass es Werwölfe wirklich gab. Damit ist jetzt auch der letzte Funken von Zweifel verschwunden.

Ich starrte sie mit offenen Mund an, während mein Herz schneller als gewöhnlich schlug. Wie kann man sich von einem Menschen in einen Wolf verwandeln. Wie ist das möglich?

Sie fingen wieder an zu kämpfen. Bloß diesmal sah es viel aggressiver aus als zuvor. Sie sprangen aneinander, versuchten nach den anderen zu schnappen und rangelten immer weiter. Bis dann plötzlich der Blick des braunen Wolfes zu mir schoss und er diesmal anfing mich anzuknurren.

„Cody!", sprach Costa, der sich jetzt schützend vor mich stellte. Doch der Blick des Wolfes fixierte immer noch den meinen.

Das kann nicht gut sein? Ich wusste doch, dass sie mich hier nicht haben wollten.

„Beweg dich nicht!", sagte Costa und ging auf den braunen Wolf zu.

Als dieser jedoch lossprang und Costa auswich fing ich an zu laufen. Leider hatte ich immer noch die Schiene um mein rechtes Bein, weshalb ich nur langsam vorankam. Lange würde ich nicht von ihm davonkommen. Zudem schmerzte es bei jedem Schritt, den ich auf das verletzte Bein aufkam.

Ich wusste, dass der Wolf hinter mir war, denn ich konnte seine großen Pfoten auf dem Waldboden aufschlagen hören. Und im nächsten Moment landete sein schweres Gewicht schon auf mir und riss mich zu Boden.

Meinen immer noch gebrochenen Rippen tat das garnicht gut, da sie beim Aufprall wieder anfingen höllisch zu schmerzen.

Ich schrie auf, es tat weh, zudem ahne ich, dass dies mein Ende sein muss.

My Best Friend's AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt