Kapitel 52

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~Aurelia Williams~

Zusammen frühstückten wir im Boot. Wir sagten kein Wort mehr, aber mussten uns immer mal wieder angrinsen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal zu einem verliebten Teenager werde und von Arsen hätte man das vermutlich auch nicht geglaubt.

„Du hast da was.", sagte Arsen und deutete auf seinen Mundwinkel.

„Weg?", fragte ich, als ich versuchte es mit der Hand wegzuwischen.

„Warte ich helfe dir." Arsen lehnte sich vor, so dass sein Kopf direkt vor meinem Gesicht war. Er beugte sich zu meinen Lippen runter. Doch anstatt sie zu küssen fuhr er mit seiner warmen Zunge über meinen Mundwinkel.

Es war ein komisches Gefühl von seiner feuchten Zunge auf meiner Haut, so dass ich Arsen empört zurück schubste.

„Was soll der Scheiß?", fragte ich ein wenig sauer. Ich meiner er hat mich gerade abgeleckt. Doch jetzt wo ich so drüber nachdenke, muss ich feststellen, dass er mich als Wolf ja auch schonmal abgeleckt hat. Bloß das hier war irgendwie was ganz anderes...

„Deine Haut schmeckt so gut."

Ich wusste nicht warum, aber ich musste anfangen zu kichern. Er benahm sich einfach wie ein kleines Kind.

Ich stand etwas auf und hielt mich sogleich wieder an Arsen fest, da das Boot anfing zu wackeln. Doch näher zu Arsen wollte ich sowieso. Ich setze mich auf seinen Schoß und schlug meine Arme hinter seinen Kopf. Arsen war erst etwas überrascht, doch dann griff er nach meiner Hüfte, um mich in dieser Position festzuhalten. Dann legte ich meine Lippen wieder auf seine. Ich konnte einfach nicht mehr ohne ihn. Es war so ein berauschendes Gefühl.

Je öfter wir uns küssten, umso intensiver wurden meine Gefühle für ihn. Ich merkte, wie aus Verliebtheit richtige Liebe wurde und ich hielt es nicht lange, ohne seine Nähe zu spüren, aus.

Wie konnte ich nur 2 Wochen, ohne ihn zu sehen, überleben? Ob er genauso fühlt?

Ich drückte mich näher an Arsens Brust und der Kuss wurde immer stürmischer und dringlicher. Das Boot legte sich etwas schief und aus Schreck ließ ich von Arsen ab und sprang von seinem Schoß.

Zu dumm, dass das Boot jetzt in die andere Richtung schwappte und Arsens Gewicht zu mir rüberkam. Dann drehte sich das Boot auch schon und ich tauchte ins kühle Nass.

Ich tauchte unter und schluckte Wasser. 

Panik machte sich in mir breit. Ich atmete unruhig und schlug wie eine Verrückte mit den Armen um mich. Ich spürte die Arme, die sich um mich schlangen erst, als ich an Arsens feste Brust gezogen wurde.

„Kein Angst. Ich hab dich Kleine.", sagte Arsens tiefe Stimme. Durch seine bloße Anwesenheit beruhigte ich mich und Arsen zog mich zum Ufer. Dort hievte er uns beide aus dem kalten Wasser, wo wir uns dann erstmal erschöpft, mit den schweren Klamotten, die das ganze Wasser aufgesaugt hatten, auf dem Rasen ausruhten.

„Ich habe doch gesagt, ich rette dich.", fing Arsen an. ,,Bei mir bist du sicher."

„Wir hätten es aber nicht gleich ausprobieren müssen."

„Du hast doch das Boot zum Kentern gebracht." Arsen erhob sich und stützte sich dann über mich. „Du hattest übrigens nie einen Fleck im Mundwinkel."

„Was?", gab ich empört von mir. Doch Arsen drückte wieder nur einen Kuss auf meinen Mund, bevor ich noch weiter rumwüteln konnte.

Was macht dieser Kerl nur mit mir?

Arsen ließ von mir ab und legte sich wieder neben mich und ich konnte seine schweren Atemzüge wahrnehmen. Diesmal war ich es, die sich zu ihm bewegte und schließlich legte ich meinen Kopf auf seine Brust ab.

Ich lauschte seinem schnellen Herzschlag. Es war ein monotoner Schlag zu hören, der auf mich beruhigend wirkte.

Nach einer Weile in dieser Position, wollte ich mich schließlich ganz vor Arsen öffnen. Er hat mir seine Geschichte erzählt also wird es auch Zeit, dass ich ihm meine erzähle. Zwar macht mir meine Vergangenheit immer noch angst. Doch wenn ich bei Arsen bin, vergesse ich diese. Er hat es verdient zu wissen, wer ich wirklich bin.

„Weiß du, meine Mutter ist auch tot.", fing ich dieses heikle Thema an. Es war mir schwer, darüber zu reden und somit diesen Tag Revue passieren zu lassen. Doch Arsen war die richtige Person um darüber zu reden.

Ich bemerkte, wie er sich bewegte und spürte dann seine Hand, die mir eine Strähne hinters Ohr strich.

„Du musst es mir nicht sagen, wenn du dich damit nicht wohl fühlst."

„Ist schon gut. Ich möchte es." Ich ließ eine kurze Pause und atmete nochmal durch, bevor ich weitersprach. „Meine Mutter wurde vor 5 Jahren vor unserm Haus erschossen. Mein Dad sagte mir, dass sie eine Affäre mit einem Arbeitskollegen hatte. Der wollte wohl, dass Mum Dad verlässt, doch das tat sie nicht. Also erschoss er sie einfach, nach der Meinung: Wenn ich sie nicht haben kann, dann kann sie keiner haben. Dad wurde nach Mums Tod dann aggressiver und fing an..." Ich ließ eine Pause um mir einen Schluchzer zu verdrücken. Auch in meinen Augen sammelten sich Tränen, die ich versuchte wegzublinzeln. ,,Er fing an zu trinken und seine Wut an mir auszulassen." Mit großen Augen schaute ich hoch in Arsens angespannt aussehendes Gesicht.

„Ich frage mich, was er wohl jetzt aus seinem Leben gemacht hat.", sagte ich noch dazu. Bestimmt vermisst er mich nicht.

Arsens schluckte fest und wich dann meinen Blick aus. Sofort wusste ich, dass etwas nicht stimmt.

„Arsen, was weißt du, was ich nicht weiß???"

„Ich will ehrlich zu dir sein." Er holte nochmal tief Luft. „Dein Vater ist tot."

„Was?", sprach ich mit zitternder Stimme.

Ich hätte froh über seinen Tod sein sollen, doch das konnte ich nicht. Er war schließlich immer noch mein Vater. Der Mann, der mich gezeugt hatte und sich viele Jahre meines Lebens liebevoll um mich gekümmert hatte. Ich wünschte ihm viel Unglück für seine schrecklichen Taten, doch niemals den Tod.

Jetzt konnte ich es nicht mehr halten, so dass mir warme Tränen über meine Wangen  kullerten, die man wahrscheinlich garnicht wahrnahm, da meine nassen Haare auch tropften.

„Er ist tot.", wiederholte ich Arsens Worte leise vor mich hin, denn mein Kopf wollte es immer noch nicht ganz begreifen.

Dann schaute ich zu Arsen. „Woher weißt du das?"

Er schluckte wieder etwas nervös, bevor er sagte: ,,Ist jetzt nicht wichtig." Arsen schlang seine Arme fest um mich und versuchte mich zu trösten. Tatsächlich half seine Körpernähe sehr und ich beruhigte mich wieder ein bisschen. Trotzdem hatte ich immer noch das Gefühl, dass er mir etwas verschweigt.

„Danke, dass du es mir gesagt hast."

Ich legte meinen Kopf wieder auf Arsens Brust ab und starrte ins Leere, während sich mein Kopf um tausende Gedanken dreht. Ich versuchte zu realisieren, dass es den Mann, von dem ich angst habe, nicht mehr auf der Welt gibt. Versuchte zu begreifen, dass es damit auch keine Chance mehr gab, dass er je wieder wie früher sein würde. Mein Vater, der mit mir als kleines Mädchen durch den Rasensprenger gerannt ist und viel mit mir gelacht hat.

Er wird nie wieder zurückkommen. Er ist tot.

My Best Friend's AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt